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Im Dornröschenschlaf. Das Schoeler-Schlösschen ist das älteste erhaltene Wohnhaus in Wilmersdorf. Dieses Bild entstand bei einer Stadtführung im Herbst.

© Cay Dobberke

Berlin-Wilmersdorf: Kein Lottogeld für das alte Schoeler-Schlösschen

Auch im dritten Anlauf ist es dem Bezirk nicht gelungen, Lottomittel für Wilmersdorfs ältestes Wohnhaus zu erhalten. Nun wollen Bürger das leer stehende Baudenkmal auf andere Weise neu beleben.

Berlins Lottostiftung gewährt keine Fördergelder für eine Wiederbelebung des denkmalgeschützten Schoeler-Schlösschens an der Wilhelmsaue. Nachdem Anträge des Bezirksamts in zwei früheren Sitzungen vertagt worden waren, lehnte der Stiftungsrat den Wunsch nach knapp 2,7 Millionen Euro nun endgültig ab.

Dem Gremium gehören sechs Senats- und Abgeordnetenhauspolitiker an, Vorsitzender ist der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD).

Ratlos reagierte Stadträtin Dagmar König (CDU), die in Charlottenburg-Wilmersdorf für Kultur und bezirkseigene Immobilien zuständig ist. Sie hatte Widerstand des früheren Regierenden Bürgermeisters und Stiftungsratschefs Klaus Wowereit (SPD) beklagt und gehofft, unter Müller werde es anders. Außerdem hatte sie das Konzept mehr in Richtung Soziales verändert, um die Chancen zu erhöhen.

Mit Hilfe anderer Stiftungen rechnet König nicht mehr, trotzdem will sie Alternativen prüfen lassen.

Geplant waren ein Trausaal, Ausstellungen, ein Café und ein Ort für Demenzkranke

König ging es um ein „sozio-kulturellen Zentrum“. Ausstellungen sollten die Entwicklung Wilmersdorfs zeigen, ein barrierefreier Trausaal war für Eheschließungen zwischen Menschen mit Behinderungen gedacht, in andere Räume sollte der Heimatverein Wilmersdorf ziehen. Darüber hinaus sah das Konzept eine Anlaufstelle für alte und demenzkranke Menschen vor; ein sozialer Träger sollte ein Café betreiben.

Streit um die Bürgerbeteiligung

Nun sieht eine Bürgerinitiative um den Historiker Michael Roeder ihre Stunde gekommen. Roeder hatte zuletzt die Aufstellung des Denkmals für einen Deserteur in der Uhlandstraße erreicht.

Bei einer von König einberufenen „Ideenwerkstatt“ im April kritisierten er und andere Gäste, es werde „an den Bürgern vorbei“ geplant, das Konzept stehe ja schon fest. Das einstige Wohnhaus werde mit vielen Nutzungen „überfrachtet“. Man brauche im alten Ortskern keine zusätzliche „Sozialeinrichtung mit kulturellem Beiprogramm“ (mehr dazu steht im „Kiezblog Klausenerplatz“).

Roeder und etwa 15 Unterstützer streben ein von Bürgern „selbstverwaltetes soziokulturelles Zentrum“ an. Es soll ein Treffpunkt für die Nachbarschaft und Initiativen werden, mit „professionell geführtem Café“. Doch auch den Bürgern fehlen bisher Geldgeber.

Der Denkmalstiftung ging das Geld aus

Das Baudenkmal war außen von der Stiftung Denkmalschutz Berlin saniert worden, doch für den Rest fehlte dieser das Geld, weil Ämter eine Finanzierung über Fassadenwerbung ablehnten. Der Bezirk schätzte die verbleibenden Kosten auf drei Millionen Euro. Den Lottozuschuss wollte man mit etwa 300 000 Euro aus dem Bezirkshaushalt aufstocken.

Ältestes erhaltenes Wohngebäude im Ortsteil

Die Geschichte des Schoeler-Schlösschens reicht bis zur Mitte des 18. Jahrhundert zurück. Es trägt den Namen des Augenarztes Heinrich Schoeler, der das Haus und den Park dahinter Ende des 19. Jahrhunderts erwarb. Zuletzt wurde eine Kita nach einem Brand im Jahr 2003 aufgegeben, 2011 schloss ein kleiner Kultursalon.

Schuldzuweisungen und ein Dementi

Die Lottostiftung begründet grundsätzlich nicht, warum sie Zuschüsse gewährt oder ablehnt. Vorstandsmitglied Marion Bleß deutete aber an, dass die hohe Summe eine Hürde gewesen sein könne – dieses Problems war sich auch Stadträtin König bewusst.

Abgesehen davon glaubt König, Roeder könne sich die Niederlage des Bezirks „an den Hut heften“, schließlich habe er in Schreiben an die Lottostiftung Stimmung gegen den Antrag gemacht.

Auch der CDU-Abgeordnete Stefan Evers aus Wilmersdorf wirft Roeder vor, die Stiftungsratsmitglieder „mit ständig neuen, teilweise verleumderischen und jedenfalls in der Regel falschen Aussagen zur geplanten Nutzung des Hauses überzogen“ zu haben. Evers sagt, er habe aus Kreisen des Stiftungsrats gehört, dass dies zur Ablehnung beitrug.

Marion Bleß widerspricht allerdings: Nach ihrer Kenntnis seien die Protestschreiben „nicht ausschlaggebend“ gewesen.

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