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Menschen aus Ost und West bei der Eröffnung des Grenzübergangs Zehlendorf-Kleinmachnow am 11. Dezember 1989.

© Thilo Rückeis

25 Jahre Mauerfall: Als Zehlendorf und Kleinmachnow ihren Mauerfall feierten

Auf warmem Asphalt über die Grenze: Vor 25 Jahren wurde der erste Übergang zwischen Zehlendorf und seiner brandenburgischen Nachbargemeinde geöffnet.

Die Wetteraussichten für den 11. Dezember 1989 waren wenig verheißungsvoll: „Nachts gelegentlich Schnee oder Schneeregen“, meldete der Tagesspiegel. „Höchste Temperaturen bei 0° C und Tiefstwert nachts ebenfalls in Gefrierpunktnähe.“ Gut, wenn man dann bei längerem Aufenthalt im Freien eine Fußbodenheizung zur Verfügung hat.

Ein angenehmer Nebeneffekt der Öffnung des ersten Grenzübergangs zwischen Berlin-Zehlendorf und Kleinmachnow am frühen Vormittag dieses Tages, eines Montags, vor 25 Jahren. „10.347 Tage haben wir darauf gewartet – Machnow grüßt Düppel-Zehlendorf“, so stand es auf einem Spruchband, das Bürger der Nachbargemeinde zum neuen Mauerdurchbruch zwischen der Benschallee in Zehlendorf und der Karl-Marx-Straße in Kleinmachnow mitgebracht hatten. 10.347 Tage, so lange war diese Verbindung nicht mehr genutzt worden, wies noch das alte Pflaster auf, das nun unter warmem Asphalt verschwand. Die Straßenbauarbeiten und die Öffnung des Übergangs, des 23. nach dem 9. November, gingen fußwärmend Hand in Hand.

Erst wenige Tage zuvor waren die Pläne konkret geworden. Das Zehlendorfer Bezirksamt unter Leitung von Bürgermeister Jürgen Klemann (CDU) war zuvor beim Senat vorstellig geworden wegen der Übergänge an der Benschallee, der Machnower Straße und am Teltower Damm über den Teltowkanal. Zugleich hatte sich eine Bürgerinitiative in Kleinmachnow besonders für die Öffnung nach Düppel eingesetzt und binnen kurzem 2500 Unterschriften gesammelt.

Erst drei Tage vor dem dann festgelegten Tag hatte die DDR-Seite die frohe Botschaft verkündet. Wiederholt hatte es Gespräche zwischen Klemann und seinem Amtskollegen Günther Weber nebst deren Experten gegeben. Ein Übergang für Fußgänger und Radfahrer, mehr sei schon aus personellen Gründen anfangs nicht drin, teilten die Kleinmachnower mit. Der am Teltower Damm war angesichts des damaligen Zustands der Brücke vorerst sowieso nicht mehr möglich.

Bereits einen Tag nach Verkündung rückten NVA-Baupioniere mit schwerem Gerät an, meißelten mit Presslufthämmern die Panzersperren los, hoben Mauersegmente weg, manche hatten sich Blumen an die Uniform gesteckt, die ihnen Schaulustige mitgebracht hatten. Und so kam der 11. Dezember, 8 Uhr morgens. Schon am Vortag hatte es eine Art Generalprobe gegeben.

Der zweite Asphaltstreifen wurde noch rasch am Montag in der Frühe gegossen, während eine vielhundertköpfige Menge zu beiden Seiten der geöffneten Mauer schon wartete. Jede Menge Kinder aus Kleinmachnow waren gekommen, hatten dafür schulfrei bekommen, jedenfalls behaupteten sie das. Sogar ein Fernsehteam des US-Militärsenders AFN war gekommen. Der damals im Tagesspiegel veröffentlichte Bericht enthält keinen Hinweis auf ein eventuell durchschnittenes Band, verzeichnet aber lebhafte Begrüßungen mit Freudentränen, Umarmungen, Applaus und Leierkastenmusik, samt der Weise von Bolle, der zu Pfingsten nach Pankow reiste und sich dabei ganz köstlich amüsierte. Offiziell ging es an diesem Vormittag erst nach Zehlendorf dann nach Kleinmachnow. Klemann holte Weber an der Grenze ab, nach einem kleinen Spaziergang Richtung Düppel stieß man mit Wodka auf Gorbatschow an, anschließend spazierten die offiziellen Delegationen nach Kleinmachnow zurück ins damalige Rathaus im Meiereifeld zu einem Frühstück und erneutem Umtrunk. Es gab auch ein symbolträchtiges Gastgeschenk für den Zehlendorfer Bürgermeister: eine Birke, die ein Kleinmachnower in Abstimmung mit Weber ausgesucht hatte und die beide gemeinsam überreichten. Abends fand auf Anregung der Kleinmachnower Bürgerinitiative noch ein Fest beiderseits der Mauer statt, das West-Berliner Polizeiorchester blies dazu muntere Weisen. Die Grenzer, die ja genau genommen noch kontrollieren mussten, sahen dabei einfach zu.

Der Übergang hatte trotz neuer Fahrbahn anfangs noch provisorischen Charakter. Auf Kleinmachnower Seite hatte man Holzhäuschen für die Zöllner aufgestellt. Geliefert hatte sie die Forstverwaltung der Zehlendorfer Partnerstadt Königs Wusterhausen. Im Januar 1990, so hoffte Klemann damals, werde man den Übergang Machnower Straße/Zehlendorfer Damm, dann auch für Autos, öffnen können. Das hat allerdings doch noch bis zum 31. März gedauert.

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