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Er kam, er sah und wollte fliegen: Hartmut Mehdorn.

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Bilanz zu Mehdorns Amtszeit: Von wegen Überflieger

Immer teurer, immer später, immer neue Ideen: Hartmut Mehdorns BER-Bilanz fällt bislang nicht wirklich gut aus. Eine Bestandsaufnahme.

Er kam, er sah und wollte fliegen: Doch inzwischen ist BER-Chef Hartmut Mehdorn, 72, der im März antrat und im April sein Beschleunigungsprogramm „Sprint“ startete, auf dem Boden der Realität gelandet. Wenn am Freitag der BER-Aufsichtsrat im Golfhotel in Motzen tagt, steht Mehdorn mit ziemlich leeren Händen da. Ein Eröffnungstermin ist nicht in Sicht, ein BER-Start vor 2016 nach Tagesspiegel-Recherchen faktisch unmöglich. Fast nichts von dem, was er ankündigte, kommt voran. Überall hakt und klemmt es. Im Aufsichtsrat wächst der Frust über Mehdorn – und die Sorge, dass der alles hinwerfen könnte. Und Mehdorn provoziert, verlangt Beschlüsse des Gremiums – und weniger Einmischung des „zu kleinteilig“ agierenden Aufsichtsrates, größere eigene „Entscheidungsspielräume“. Es läuft auf eine Machtprobe zwischen Mehdorn und dem Aufsichtsrat hinaus.

Finanzen? Fehalanzeige!

Es sollte die Sitzung werden, die Klarheit um die BER-Finanzen bringen sollte. Den überfälligen Gesamtfinanzierungsplan kann Mehdorn wieder nicht vorlegen. Dabei sollte das schon zum 31.August passieren, dann im Oktober, dann in der heutigen Dezember-Sitzung. Bislang wurden für den Flughafen 4,6 Milliarden Euro aufgebracht, wobei davon die 2012 von Berlin, Brandenburg und dem Bund bewilligten 1,2 Milliarden Euro wegen des Stillstands auf der Baustelle kaum abgeflossen sind. Nach internen Flughafenberechnungen sind diese bereits um 150 Millionen Euro überbucht. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann die fünf Milliarden Euro gerissen werden. Längst kursiert auch schon die Zahl von 4,8 Milliarden Euro.

Wer hat hier eigentlich den Hut auf? Einer könnte heute BER-Aufsichtsratschef werden, und auch der hat da noch so einiges zu klären im Golfhotel Motzen. 
Wer hat hier eigentlich den Hut auf? Einer könnte heute BER-Aufsichtsratschef werden, und auch der hat da noch so einiges zu klären im Golfhotel Motzen. 

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Testbetrieb im Nordpier

Es ist sein Lieblingsprojekt: Mehdorn will ab 2014 täglich einige Flieger im umgebauten Nordpier des Airports abfertigen, um die Systeme zu testen. Im Januar, so Mehdorn im „Fachmagazin der Fremdenverkehrswirtschaft“ (FVW), soll’s losgehen: „Zuerst wird der Flughafenbetrieb von Flughafenmitarbeitern getestet, später mit Tausenden von Testpersonen.“ Der Aufsichtsrat hatte beschlossen, dass die Teilinbetriebnahme aber nur nach Vorlage der Baugenehmigung möglich ist – und nach einem Beschluss des Gremiums. Obwohl die Baugenehmigung nicht da ist, der „Pier Nord“ nach dem aktuellen Sprint-Bericht erst zu 65 Prozent fertig ist, will Mehdorn jetzt grünes Licht für den „Testbetrieb“ ab 2014. Er hat die 5,5 Millionen Euro für den Umbau, plus monatliche Kosten von 500 000 Euro, kurzerhand in den Wirtschaftsplan 2014 der Flughafengesellschaft eingestellt, der ebenfalls beschlossen werden soll. Das Projekt sei nicht sinnvoll, aber Mehdorn braucht „einen Erfolg“, heißt es im Aufsichtsrat. Ausgang offen.

Die BER-Piste sanieren in den Ferien?

Es bleibt riskant: Mehdorn hatte angekündigt, die Nordbahn – derzeit vom alten Schönefelder Airport genutzt – ab Sommer sanieren zu wollen. Da dies die Reisesaison wäre, intervenierte Easyjet in Briefen an die Länderchefs Klaus Wowereit und Dietmar Woidke und an Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). „Wir bitten Sie daher nachdrücklich, die Pläne für die Nordbahnsanierung zu überdenken, denn in dieser Form sind sie definitiv nicht im Interesse der Airlines, des Flughafens, der Reisenden und der Anwohner“, warnte Deutschland-Geschäftsführer Thomas Haagensen. Vom Aufsichtsrat will sich Mehdorn heute grünes Licht für die Sanierung holen – allerdings erst ab Oktober/November 2014. Und eine Verschiebung auf März 2015 wird nach Unterlagen nicht ausgeschlossen, obwohl dies „kritisch für die Gesamtinbetriebnahme BER“ wäre. Es gibt eine Auflage der Luftverkehrsbehörde, die schwer zu erfüllen ist: Da in der Bauzeit die Flugzeuge von der neuen BER–Südbahn starten und landen, muss mit Baubeginn der gesamte BER-Schallschutz in 11 000 Haushalten um den Airport realisiert sein – bislang hat den aber noch kein einziges Haus. Ungeklärt ist, woher die 44 Millionen Euro für die Sanierung der Nordbahn kommen sollen.

Sprint lahmt

Das Programm stagniert, erst vier Prozent der noch zu erledigenden Arbeiten sind geschafft. Dafür meldet Mehdorn jetzt dem Aufsichtsrat: „Es wurden neun Risiken für die Erstellung eines belastbaren IBN-Terminplans identifiziert.“ Aufgezählt werden dann Stichworte wie „Firmenmobilisierung“, „Planung“ oder „Arbeitsvorbereitung“ im Fluggastterminal. Mehdorn im „FVW“: „Wir werden nur noch Termine nennen, von denen wir klar wissen, dass wir sie einhalten.“

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