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Ende einer Partynacht. Tagsüber ist auf dem Ku’damm kein Durchkommen – wegen all der Touristenbusse und Zweite-Reihe-Parker. Aber wenn es dunkel wird, dann kommen die Angeber und rasen über den Boulevard.

© imago stock&people

Update

Blitzer-Marathon in Berlin: Schick und gefährlich - Rennstrecke Ku'damm

Der Einkaufsboulevard ist die Lieblingsmeile der Raser. Das ergab eine Umfrage der Polizei. Vor zehn Jahren war er schon mal Berlins gefährlichste Straße.

Für die Berliner ist der Kurfürstendamm die Rasermeile Nummer eins – genauer: für eine Mehrheit unter den 5000 Bürgern, die sich an einer Umfrage der Polizei beteiligt haben. Das Ergebnis ist überraschend, stehen doch üblicherweise eher die großen Ost-West-Achsen im Verdacht, als Teststrecke für PS-Wummen zu dienen.

Hintergrund der Umfrage ist der bevorstehende „Blitzer-Marathon“ am 18. September. Wie schon im vergangenen Jahr werden radarbewehrte Streifen dann in ganz Berlin an vorab angekündigten Orten die Geschwindigkeiten messen – und das 24 Stunden lang. Die Berliner sollen durch die Abstimmung Einfluss auf die Standorte der Blitzer nehmen. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 2700 Verstöße registriert. In einem besonders krassen Fall war nicht weit von Kurfürstendamm und City-West ein 26-jähriger Autofahrer gegen 3.20 Uhr mit Tempo 110 auf der Kleiststraße unterwegs. Erlaubt sind an dieser Stelle nur 50 Stundenkilometer.

Der Vorstand der AG-City Gottfried Kupsch sagte zum Ergebnis der Umfrage: „Die Nachricht überrascht mich“. Er könne gar nicht erkennen, an welcher Stelle des Ku’damms gerast werden kann. Für Autos gebe es dort nur eine Spur. Tagsüber komme man selten mit mehr als 30 Stundenkilometern voran. Allenfalls nachts sei es denkbar, dass Jugendliche nach Barbesuchen mal die Reifen quietschen lassen.

Bezirksstadtrat für Ordnung, Marc Schulte, sagte: „Der Ku’damm ist besonders bekannt. Da fallen Raserspielchen testosterongetriebener Fahrer besonders auf.“ Doch dabei handle es sich um Einzelfälle. Der Kurfürstendamm sei kein besonderer Unfallschwerpunkt.

Tatsächlich ist der Ku’damm eher für fröhliche Autokorsos bekannt wie zuletzt nach dem Gewinn der Fußball-WM. Diese haben seit den Trabi-Paraden nach dem Mauerfall Tradition.

Dass der Kurfürstendamm schon einmal gefährlichste Straße Berlins war und zwar nicht gefühlt, sondern auch statistisch, werden langjährige Tagesspiegel-Leser aber vielleicht noch wissen: Vor über zehn Jahren hatte ein jugendlicher Raser in einer der damals berüchtigten „Diskonächte“ zwei an einer Ampel wartende Frauen totgefahren, und mit 56 schweren Unfällen zwischen Rathenauplatz und Breitscheidplatz führte das Statistische Landesamt den Ku’damm im Jahr 2002 als gefährlichste Straße der Stadt.

Aktuelle Zahlen zu Verkehrsunfällen werden heute nur noch auf Bezirksebene ermittelt. Charlottenburg-Wilmersdorf führt nach Mitte die Liste der Bezirke mit den meisten Unfällen an.

Und das sind Berlins Rennstrecken:

Wo sollte in der Stadt geblitzt werden? Das hatte die Polizei die Bürger gefragt. Und fast 5000 Meldungen wurden gemacht. Das sind die zehn am häufigsten genannten Straßen. Die Reihenfolge von 1 bis 10: Kurfürstendamm (Charlottenburg-Wilmersdorf) Berliner Allee (Pankow) Buchholzer Straße (Pankow) Heerstraße (Spandau) Eichborndamm (Reinickendorf) Brunsbütteler Damm (Spandau) Bülowstraße (Tempelhof-Schöneberg) Mariendorfer Damm (Tempelhof-Schöneberg) Landsberger Allee (Lichtenberg, Friedrichshain-Kreuzberg) Yorckstraße (Friedrichshain-Kreuzberg).

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