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Zutritt verboten. Besucher dürfen das Kunsthaus Tacheles ab sofort nicht mehr betreten. Foto: dapd/Gottschalk

© dapd

Brandschutz: Tacheles für Besucher geschlossen

Das Kunsthaus Tachelels bleibt für die Öffentlichkeit gesperrt, bis die Brandschutzmängel beseitigt sind. Der CDU-Baustadtrat Spallek fühlt sich vom Zwangsverwalter instrumentalisiert.

Manfred Trinschke ist heute zum Türsteher geworden. Ein großer Metalltisch blockiert den Eingang des Kunsthauses Tacheles, der 54-Jährige steht direkt daneben. Niemanden soll er reinlassen, denn das Tacheles ist wegen „unhaltbarer Zustände der Brandsicherheit“ für das Publikum geschlossen. Eigentlich informiert Trinschke seit einigen Wochen hinter seinem Informationstisch Touristen über die Idee des Hauses. Jetzt ist er dabei, ihnen den Weg zu versperren und zu erklären, dass sie heute nicht rein können. Nur der Hof des Tacheles ist derzeit zugänglich.

„Solange die Zustände nicht beseitigt sind, ist eine öffentliche Nutzung nicht zulässig“, sagt Mittes Baustadtrat Carsten Spallek (CDU). Am Dienstagmorgen hatte sich das Bauamt gemeinsam mit den Künstlern die Situation vor Ort angeschaut und entschieden: Das Tacheles ist bis auf weiteres nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Nutzer selbst können das Gebäude jedoch weiter betreten. Bei der Begehung wurde gemeinsam ein Maßnahmenkatalog entwickelt, was zu tun ist, damit auch Besucher das Gebäude wieder betreten dürfen.

Unter anderem sollen die Treppenhäuser leer geräumt und neue Rauchmelder installiert werden. Außerdem muss sicher gestellt sein, dass die Notbeleuchtung funktioniert und die Rettungsführungen ausreichend beleuchtet sind. Gerade darin sieht die Leiterin der Bauaufsicht, Tanja Lier, eine Herausforderung, da die Stromzufuhr im Haus nur eingeschränkt funktioniert. Einige Leitungen seien durch ein Gewitter in Mitleidenschaft gezogen. Ein Teil des Stroms wurde vom Zwangsverwalter offenbar abgestellt. Die Nutzer des Tacheles wollen daher versuchen, mit einem Baustellengenerator die nötige Beleuchtung sicherzustellen.

Der Bezirk will vermeiden, in einen „privatrechtlichen Konflikt“ hineingezogen zu werden. „Ich habe den Eindruck, dass wir instrumentalisiert werden“, sagt Spallek. „Wir sind da in eine Sache geschlittert oder gezogen worden, bei der wir aus eigenem Antrieb sonst nicht tätig geworden wären.“ Spallek betont ausdrücklich, dass sein Amt aufgrund der Anzeige des Zwangsverwalters aktiv geworden sei. Der hatte die Behörde am vergangenen Donnerstag auf die Mängel bei der Brandsicherheit hingewiesen. Da damit eine Gefahr für die Öffentlichkeit bestand, hatte das Bauamt keine andere Wahl, als die Sache zu untersuchen.

In zwei Tagen soll wieder alles begehbar sein

Selbst der Baustadtrat hält es für bemerkenswert, dass der Zwangsverwalter hier fünf Wochen vor der geplanten Räumung am 4. September tätig wird. Zumal von Seiten des Eigentümers bislang noch kein gültiger Bauantrag vorliege. Die alte Baugenehmigung ist abgelaufen. Es sei auch klar, so Spallek, dass ein Haus bei einer Zwangsversteigerung mehr Wert habe, wenn die Nutzer nicht mehr im Gebäude sind. Für den Käufer bleibe sonst ein Risiko – das sei wertmindernd.

Die Künstler des Tacheles hatten aus der Presse von der Anzeige des Zwangsverwalters erfahren. Die E-Mail, in der das Bauamt die Nutzer über die neue Lage aufklärte und eine Stellungnahme forderte, habe sie nicht erreicht. Dies bestätigte Amtsleitern Lier. Die ihr bekannte Adresse existiere nicht mehr.

Die „Nutzungsuntersagung“ war am Dienstag persönlich zugestellt und an den beiden Eingängen des Gebäudes aufgehängt worden.

Sobald die Tacheles-Betreiber alle Maßnahmen umgesetzt haben, werde es eine weitere Begehung geben. Wenn alle Mängel beseitigt seien, könne das Gebäude wieder für die Öffentlichkeit freigegeben werden. „Wir sind optimistisch, dass in zwei Tagen wieder alles begehbar ist“, sagt Martin Reiter, Sprecher der Künstler.

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