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Partnersuche: Der Bändchen-Code

Viele Alleinerziehende wünschen sich einen Partner, viele Singles wären bereit für eine Patchwork-Familie. Doch wie erkennen sich Ungebundene auf dem Spielplatz und im Park? Eine Berlinerin hat die Lösung: Sie ist grün

Forrest Gump hätte es vielleicht so formuliert: „Ein Spielplatz ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man bekommt.“ Das gilt auch für viele Berliner – die Parks der Stadt nämlich sind Tummelplätze für Singles mit und ohne Kind. Nirgendwo in Deutschland gibt es so viele Alleinerziehende wie hier – 36 Prozent aller Familien sind sogenannte Ein-Eltern-Familien, doppelt so viele wie im Bundesdurchschnitt.

Doch wie erkennt man die alleinstehende Mutter unter den gebundenen, den Single-Papa unter den Ehemännern? Am Rande einer Buddelkiste kommt es selten zu zweideutigen Blicken oder netten Komplimenten. „Was wäre unmoralischer als eine Mutter anzusprechen?“, fragt Lena Petersen, stolze und alleinerziehende Mutter des vier Monate alten Bo. „Jeder Mensch assoziiert doch mit Kindern eine Beziehung.“

Deshalb kam die 30-Jährige auf die naheliegendste Lösung des Dilemmas: das grüne Band. Alleinerziehende Männer und Frauen können es als Erkennungszeichen an Kinderwagen oder an die Umhängetasche binden und so signalisieren, dass sie ungebunden sind. „Ich flirte unheimlich gern“, sagt Petersen. Mit dem grünen Band sind die Optionen dafür wieder offen.

Wie unmöglich es ist, den Beziehungsstatus ohne ein solches Hilfsmittel zu erkennen, zeigt sich an einem sonnigen Tag im Volkspark Friedrichshain: Lena Petersen will ihre Idee an den Single bringen. Mit Bo auf dem Arm und grünen Bändern in der Tasche streift sie durch den Park – und stößt nur auf verpartnerte Elternteile. Doch auch die sind begeistert von der Idee und wollen sie gleich auf eigene Bedürfnisse anwenden: Eine Frau schlägt vor, eine weitere Farbe einzuführen – für Mütter, die andere Mütter zwecks Freundschaft suchen. Ein Vater wünscht sich den Bändchen-Code „Babysitter gesucht“.

Grünes Licht für die Liebe

Doch Petersen lässt sich nicht ablenken, sie hat ein klares Ziel: grünes Licht für die Liebe. Die von vielen Spaziergängern geäußerte Skepsis, das Band könne stigmatisierend wirken, spornt sie nur zusätzlich an. „Wir Alleinerziehende müssen selbstbewusster werden“, sagt sie und erzählt von den Reaktionen im Internet: Viele Mütter hätten ihr geschrieben, wie dankbar sie seien – für die Idee und für die Offenheit, mit der sie kommuniziert wird.

Schon vor Bos Geburt wurde Lena mit den Komplexen anderer Single-Mütter konfrontiert: „Im Geburtsvorbereitungskurs stellte ich mich direkt als Alleinerziehende vor“, sagt sie. „Danach kam eine der Mütter zu mir und flüsterte mir zu: Danke, dass du das gesagt hast. Ich bin auch alleine.“ Und Lena Petersen ist glücklich dabei. Problemewälzen und Jammern? Keine Spur. Das kann allerdings auch Eifersucht bei verpartnerten Müttern schüren: Eine Single-Freundin in Hamburg, sagt Lena, sei regelrecht vom Spielplatz gemobbt worden.

Höchste Zeit, selbstbewusst aufzutreten und krampfigen Small Talk zu vermeiden. „Eine meiner Freundinnen wird ununterbrochen angesprochen“, sagt Petersen. „Doch niemand bringt es fertig, offen zu fragen: Bist du alleinerziehend? Gibt es einen Vater zu dem Kind auf deinem Schoß?“ Daran soll es künftig nicht mehr scheitern. Nur wenige Zentimeter grüner Stoff ersetzen manche peinliche Frage und senken die Flirthemmungen.

Inzwischen hat ein weiterer Mann mit Kind den Spielplatz betreten. Er trägt ein Halstuch – in Knallgrün. „Wow, der hat es nötig“, sagt Lena Petersen und schickt ihr schallendes Lachen quer über den Sandkasten. Bo blinzelt in die Sonne, das grüne Band am Kinderwagen weht im Sommerwind. Stigmatisierung? Ach, was.

Wer Interesse am Flirten hat, kann sich ein Geschenkband ums Handgelenk binden oder aber das Bändchen bestellen unter: www.das-gruene-band.com

Lydia Brakebusch

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