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Geplant. Diese Brücke sollte den Landwehrkanal queren und so den Tilla-Durieux-Park (Eröffnung: 2003) und den neuen Gleisdreieck-Park (geplante Eröffnung: 2013) verbinden. Jetzt wird neu geplant.

© Simulation: promo

Berlin: Endlich wieder Brückentage

Ein neuer Steg führt über die Gleise am Südkreuz. Und es gibt noch viel mehr Pläne überall in der Stadt.

Rund 2100 Brücken gibt es in Berlin. Am Donnerstag kam eine weitere hinzu: Der noch etwas versteckte Alfred-Lion-Steg für Fußgänger und Radfahrer, benannt nach dem in Schöneberg geborenen Jazz-Musiker, überbrückt wenige hundert Meter nördlich vom Bahnhof Südkreuz die Gleise der Fern- und S-Bahn und verbindet Neu-Tempelhof mit der sogenannten Roten Insel auf Schöneberger Seite. Rund 4,8 Millionen Euro hat der neue Ost-West-Grünzug gekostet, finanziert aus dem Bund-Länder-Programm für den Stadtumbau West.

Verbunden mit dem Brückenschlag war auch der Bau eines Fuß- und Radwegs in Tempelhof bis zur Gontermannstraße und in Schöneberg bis zur Wilhelm-Kabus-Straße und weiter bis zum Leuthener Platz. Dabei wird in Schöneberg ein Gewerbegebiet durchquert. Auf Tempelhofer Seite mussten einige Kleingärten weichen, was zu Klagen vor Gericht führte, wie Baustadtrat Daniel Krüger bei der offiziellen Eröffnung bedauerte. Beiderseits der Brücke erhielt der Weg den Namen Hertha-Block-Promenade. Die Bibliothekarin saß als Mitglied im Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller, der sich gegen die Nationalsozialisten wehrte, in Haft – 1933 auch im SA-Gefängnis an der General- Pape-Straße, wenige Meter von der Promenade entfernt.

Der Ost-West-Grünzug soll auf der Westseite des Alfred-Lion-Stegs bis 2015 auch mit dem Wegenetz entlang der Dresdner Bahn zum Südgelände am Priesterweg und zum Park am Gleisdreieck verbunden werden. Noch ist die Finanzierung aber nicht ganz gesichert.

Der Grünzug bis zum Gleisdreieck soll sich über den Landwehrkanal hinweg zur Grünanlage am Potsdamer Platz und weiter bis in den Tiergarten fortsetzen. Auf die geplante Brücke, die den Landwehrkanal überquert, muss die Brückenstadt Berlin aber noch warten. Der Bau ist erneut verschoben worden. Das Zwei-Millionen-Euro-Projekt ist umstritten, weil zwischen den Grünanlagen beiderseits des Landwehrkanals dessen viel befahrene Uferstraßen gekreuzt werden müssen. Inzwischen gibt es aber wieder Überlegungen, die Brücke in Hochlage zu bauen, damit auch die Straßenzüge niveaufrei überquert werden können und die Parks direkt verbunden sind. Dies würde den Bau aber verteuern, der aus den Ausgleichsmaßnahmen für die Bauten am Potsdamer Platz finanziert werden soll.

Feste Bauabsichten gibt es aber für eine andere Brücke: Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) will zwischen Friedrichshain und Kreuzberg die Brommybrücke wieder aufbauen lassen – wie beim Alfred-Lion-Steg und der Brücke am Landwehrkanal nur für Fußgänger und Radfahrer. Alte Pläne, hier auch Lastwagen rollen zu lassen, waren im Bezirk auf heftigen Widerstand gestoßen und sind jetzt erledigt. Die Vorgängerbrücke war 1945 gesprengt worden. Noch gibt es keine Planung für den Neubau; die Verwaltung rechnet hierfür mit Kosten in Höhe von etwa 3,5 Millionen Euro.

Zwei weitere Brücken ebenfalls nur für Fuß- und Radfahrer sind für die Europa-City entlang der Heidestraße nördlich vom Hauptbahnhof vorgesehen. Sie überspannen den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal und sollen knapp zwei Millionen Euro kosten. Außer einer sogenannten Machbarkeitsuntersuchung gibt es hierfür aber noch keine detaillierten Pläne. Nur für Fußgänger gedacht ist zudem eine Brücke parallel zur Warschauer Brücke, die den dortigen U-Bahnhof direkt mit dem S-Bahnhof verbinden soll, der derzeit umgebaut wird. Auch für dieses Projekt, das mit Kosten in Höhe von 600 000 Euro veranschlagt ist, gibt es bisher nur eine Machbarkeitsuntersuchung.

Aber auch Autofahrer sollen bald neue Brücken nutzten können. Bei der Süd-Ost-Verbindung von der Rummelsburger Straße zur Köpenicker Landstraße/Schnellerstraße in Treptow-Köpenick liegen die Ausschreibungsunterlagen für den Bau der vierspurigen Brücke über die Spree vor. Mit Kosten in Höhe von rund 48 Millionen Euro ist die Spreeüberquerung der dickste Brocken im aktuellen Brückenbauprogramm. Frühestens 2016 könnte sie fertig sein. Eine weitere Straßenbrücke ist für das ehemalige Flughafengelände Tempelhof vorgesehen. Die Südbrücke soll von der Oberlandstraße zur Tempelhofer Freiheit führen – vorläufig ins Nichts. Kosten: 4,2 Millionen Euro.

Nicht zum Neubauprogramm zählt die Freybrücke über die Havel in Spandau, da an der Heerstraße „nur“ das vorhandene Bauwerk ersetzt wird. Hier gibt es keinen Zuwachs für die Brückenstadt Berlin. Klaus Kurpjuweit

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