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Berlin: Engländer kaufen frühere SED-Zentrale

Haus stand lange leer Gedenktafel enthüllt

Eine Londoner Immobilienfirma ist jetzt die neue Besitzerin des markanten Eckhauses Torstraße 1/ Prenzlauer Allee, das seit 1995 dem Verfall preisgegeben war. André Burmann, Architekt des für die Rekonstruktion zuständigen Büros J.S.K., könnte sich „eine Mischnutzung mit Büros und Wohnungen“ vorstellen, es sei aber auch vieles andere möglich, in jedem Falle würde an die Historie des Baudenkmals erinnert. Von der berichtet seit gestern eine Tafel in vier Sprachen. 1929 war hier das Kaufhaus Jonas errichtet worden. Nachdem die jüdische Eigentümerfamilie in die Emigration gezwungen worden war, wurde das Gebäude zum Bürohaus für den „Reichsjugendführer der NSDAP“ umfunktioniert. 1946 war es Sitz der Parteiführung der SED; im „Haus der Einheit“ hatten Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl ihre Büros. Ab 1956 nutzte das Institut für Marxismus-Leninismus das Haus, nach der Wende lagen hier die Akten der Parteien und Massenorganisationen der DDR. Kultur-Staatssekretär André Schmitz und Rainer Eppelmann als Vorsitzender der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur erinnerten gestern daran, dass hier zu Zeiten tiefsten Stalinismus’ unheilvolle Beschlüsse zur Sowjetisierung der DDR gefasst wurden. Heute hat man den Porträt-Reliefs der damaligen Führer Pieck und Grotewohl, die am Eingang hängen, mit bunter Kreide Zöpfe verpasst – die 17-jährige Agonie des Baudenkmals wird nun bald ein Ende haben. Lo.

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