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In Brandenburg wird am Samstag eines der größten Rechtsrock-Konzerte seit Jahren stattfinden. Es werden umfassende Proteste erwartet.

© dpa

Finowfurt in Brandenburg: Protest gegen Nazi-Konzert erwartet

Am Samstag wird das größte Rechtsrockkonzert der vergangenen Jahre in Brandenburg veranstaltet. Die Landesregierung und zivilgesellschaftliche Akteure rufen zu Protesten auf.

Es wird die größte Veranstaltung der rechtsextremistischen Szene seit Jahren in Brandenburg. 13 Neonazi-Bands sollen am heutigen Sonnabend in Finowfurt (Barnim) direkt an der A 11 aufspielen. 1000 Rechtsextreme werden erwartet, die Organisatoren hoffen auf Einnahmen von 30 000 Euro für „in Not geratene Kameraden“. Das Konzert ist unter Auflagen erlaubt und findet auf dem Privatgelände von Klaus Mann, Landeschef der Partei „Die Rechte“, früher bei DVU und NPD, statt.

Die Gemeinde Schorfheide und das Bündnis „Finowfurt-Nazifrei“, die Landesregierung und Parteien rufen zu Protesten auf. Der Bürgermeister der Gemeinde Schorfheide, Uwe Schoknecht, war in den zurückliegenden Jahren eher vorsichtig, wenn von Widerstand gegen die Nazi-Konzerte in Finowfurt die Rede war. Er formulierte zwar seinen Protest. Das Aktionsbündnis „Bunte Schorfheide“ wurde aber außerhalb der Gemeinde kaum wahrgenommen, wenn es um Nazi-Veranstaltungen auf dem Gelände der Familie Mann ging. Man war in der Gemeinde sehr bemüht, das aufkeimende Pflänzchen Tourismus nicht durch Negativschlagzeilen zu beschädigen.

In diesem Jahr geht die „Bunte Schorfheide“ einen Schritt weiter. Nach einer Auftaktveranstaltung im Kulturhaus will man gemeinsam mit dem Bündnis „Finowfurt-Nazifrei“ friedlich demonstrieren, um dem Nazi-Spuk auch auf der Straße etwas entgegen zu setzen. Bürgermeister Uwe Schoknecht nimmt dann auch für seine Gemeinde Lehrzeit in Anspruch: „Wir sind nicht im Wendland, wo man Demonstrationen seit 40 Jahren kennt. Bei uns in der Schorfheide muss die Demonstrationskultur erst wachsen.“

Was man allerdings in der Gemeinde und im Kreis kennt sind ordnungsrechtliche Maßnahmen mit denen man den rechtsextremen Veranstaltern zu Leibe rücken will. Vergangene Woche hatten die Manns Besuch von Behördenmitarbeitern des Landkreises Barnim. Nach der Begehung des Areals ist der große Garagenkomplex wegen baulicher Mängel für Auftritte gesperrt worden. Eine ohne Baugenehmigung errichtete Bühne in der Halle muss wieder abgerissen werden. Die Anzahl der Besucher, die sich während einer Veranstaltung gleichzeitig auf dem Gelände aufhalten dürfen, ist auf 1000 Personen begrenzt worden. Dazu erhielten die Veranstalter Post von der Gemeinde. Die Veranstaltung wurde mit Auflagen zugelassen. Um 22 Uhr sollen die Nazis selbst den Stecker ziehen.

Offiziell schweigt sich die Neonazi-Aktivisten Gesine Heinrich, die das Großkonzert am Sonnabend organisiert, über den Zweck aus. Heinrich war einst NPD-Funktionärin und Mitbegründerin der 2009 in Berlin verbotenen Kameradschaft Frontbann 24, derzeit betreut sich junge Neonazis im nordöstlichen Umland von Berlin, sie bestens vernetzt in der gewaltbereiten Kameradschafts- und Rechtsrock-Szene.

Wer nun genau die „Kameraden in Not“ sind, für die das Großkonzert veranstaltet wird, sagt Heinrich aber nicht. Auf den Eintrittskarten steht der Slogan „Einer für alle – alle für einen“. Beobachter der Szene vermuten eine Verbindung zum in München angelaufenen NSU-Prozess. Denn für den wegen Beihilfe zum Mord in neun Fällen angeklagten mutmaßlichen NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben läuft aktuell eine Unterstützungskampagne, Titel: „Freiheit für Wolle“.

Sicherheitskreise halten nichts von dieser Theorie. Nach Informationen der "Potsdamer Neueste Nachrichten" soll mit den Einnahmen Grundstücksinhaber Klaus Mann unterstützt werden. Damit solle das Gelände als zentralen Veranstaltungsort für die rechtsextremistische Szene etabliert werden, da er strategisch günstig zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen liegt und von Berlin aus günstig zu erreichen ist. Er könnte damit bundesweite Bedeutung erlangen, wie die Sicherheitsbehörden befürchten.

Schon seit mittlerweile sechs Jahren dient das Grundstück für Rechtsrockkonzerte, mehr als 20 waren es in dieser Zeit. Dazu kommen noch Festveranstaltungen wie das DVU- und NPD-Sommerfest, der NPD-Preußentag und zuletzt im April ein Solidaritätskonzert für die Partei „Die Rechte“, deren Landesvorsitzender Klaus Mann ist. Es gab auch einen Polizeieinsatz, weil indizierte Songs gespielt wurden. Das Gelände hat sich damit in den Jahren zu einem wichtigen Ort für die rechtsextremistische Szene in Berlin und Brandenburg entwickelt. Mit dem Großkonzert kommenden Samstag erreicht man eine ganz neue Dimension, die sonst nur von Großveranstaltungen wie dem „Deutsche Stimme Pressefest“ oder dem Thüringer „Rock für Deutschland“ bekannt ist.

Zum Hintergrund: Neonazi-Konzert gelten als eines der wichtigsten Mittel um neue Anhänger zu gewinnen, die vorhandenen bei Laune – und vor allem – ideologisch zu halten.

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