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Was am BER mal eingebaut wurde, muss teils schon wieder ausgebaut werden. Die Sanierung ist kompliziert.

© Thorsten Metzner

Flughafen Berlin-Brandenburg: BER: Defekte Motoren und veraltete Monitore

Noch ist der Flughafen nicht einmal eröffnet: Doch für manches, was eingebaut wurde, läuft bereits die Garantie ab.

Mal kein Rauch. „Wenn Sie einen Staubsauger bestellt haben, und er geht nicht, dann müssen sie ihn auch zurückschicken", sagte Flughafenchef Karsten Mühlenfeld vor ein paar Tagen. Mit dem Vergleich illustrierte er ein bis dato nicht publik gewordenes Problem aus der Baustelle des künftigen Airports: Bei Tests hatte sich jetzt herausgestellt, dass bestimmte Motoren zum Öffnen und Schließen von Fenstern im Terminal bei Temperaturen über 30 Grad nicht richtig funktionieren. Dies sei ein „Fertigungsfehler", sagte Mühlenfeld. Die Motoren müssten deshalb ausgetauscht werden. Ärgerlich, doch diesmal kein Drama.

Aber genau Fälle dieser Art wären es, die nach Worten Mühlenfelds das größte Risiko beim Versuch darstellen, trotz Rückständen doch noch irgendwie eine Eröffnung des neuen Berliner Airports Ende 2017 hinzukriegen. Das hänge davon ab, ob bei der Technischen Inbetriebnahme, den Tests aller Systeme, die angelaufen sind und nun beschleunigt werden sollen, möglichst alles funktioniert.

3000 verschollene Rauchmelder wurden inzwischen wiedergefunden

Die Liste der Pannen-Meldungen aus Schönefeld, wo 2012 einmal der „modernste Flughafen Europas" eröffnet werden sollte, ist immer länger geworden. Inzwischen gilt er als eines der komplizierten Sanierungsprojekte in Deutschland, schon lange geht es nicht mehr allein um die als „Monster" berüchtigt gewordene Entrauchungsanlage. Das Terminal mit seinen 4500 Räumen, laut Technikchef Jörg Marks „mehreren Gebäuden im Gebäude“, war oft quer zu Plänen und Genehmigungen gebaut worden.

Stichworte sind der Kabelsalat hinter den Wänden, zu schwere Entrauchungsventilatoren, die nach dem Baustopp nachträglich stabilisiert werden mussten oder 3000 verschollene Rauchmelder, die inzwischen wiedergefunden und richtig angeschlossen wurden.

Mittlerweile wird hier schon so lange saniert, dass noch vor Eröffnung manche Garantie abläuft. Bei Bauleistungen beträgt die Gewährleistungsfrist in der Regel vier, fünf Jahre. Der erste Spatenstich für den BER war 2006, das Richtfest 2009. Wovon Reklamationen abhängen? „Das ist sehr unterschiedlich. Es kommt auf das Gewerk an und auf den Zeitpunkt des Einbaus“, erläutert Technikchef Jörg Marks.

Flughafenchef Mühlenfeld: Auf einem Flughafen wird immer gebaut

Bei den Fenstermotoren sei es ein versteckter Mangel, ein Produktmangel, da würden längere Fristen gelten. „Wir streben den kostenlosen Austausch an.“ Das einzige Problem dieser Art ist es nicht. Wo es sonst noch auftrete? „Monitore, auch bei der IT-Technik, da sind wir in Teilbereichen dabei, sie noch einmal auszutauschen“, sagt Marks. „Auch die Gepäckförderanlage wird noch einmal hochgerüstet, auf neue IT.“

Auf den Einbautermin kommt es also an. Bei den Kabeltrassen und den Deckenhohlräumen könne man das optisch gut nachvollziehen, erläutert Marks. Kabel, die vor 2012 verlegt wurden, sind schwarz. Alles, was danach eingebaut wurde, ist andersfarbig. Viel schwarz ist nicht mehr übrig.

Wie auch? Nach der jüngsten offiziellen Statistik sind im Terminal inzwischen „40 Kilometer zusätzliche mechanische Kabeltrassen und Kabeltragsysteme installiert“ und „fast 6000 Kilometer Kabel neu verlegt“ worden. Es sind 2700 Brandschutzklappen eingebaut worden, 29.000 Sprinklerköpfe, 10.000 Leuchten, 80 neue Schaltschränke für die erneuerte Steuerung der Entrauchungsanlage, 17.000 neue Brandschotts. Das alles geschah erst in den letzten zwei Jahren. Da droht kein Garantieproblem.

Und Flughafenchef Mühlenfeld beugt inzwischen auch schon mal vor. Auf einem Flughafen werde immer gebaut, sagt er. Das werde beim BER auch nicht anders sein.

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