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Entspannnung in der Ruine. Die Künstlerin und Fotografin Rotraud von der Heide zeigt ab 6. September in der Kommunalen Galerie Berlin, wie es heute auf dem Teufelsberg aussieht. Ihre Ausstellung wird am Donnerstag um 19 Uhr eröffnet und dauert bis zum 21. Oktober (Hohenzollerndamm 176 in Wilmersdorf, Eintritt frei; Di. bis Fr. 10-17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, Sonntag 11-17 Uhr).

© promo / Rotraud von der Heide

Geschichte des Teufelsbergs: Skispringer und Spione

1972, also vor 40 Jahren, wurde die letzte Fuhre Schutt auf den Teufelsberg gebracht. Damit summierte sich das Bergvolumen auf 26 Millionen Kubikmeter.

Mit 115 Metern ist der Trümmerberg aber nicht der höchste Deutschlands. Die Schuttberge in Hannover und Dresden überragen den Teufelsberg.

Parallel zur Aufschüttung entstand schon 1955 die erste Skisprunganlage auf dem Teufelsberg, eine 24-Meter-Minischanze. Aus damaliger Sicht war das Vorhaben nicht außergewöhnlich. Am Postfenn und an der Siedlung Onkel Toms Hütte (daran erinnert die Sprungschanzenstraße) gab es bereits kleinere Schanzen. 1962 entstand eine große 50-Meter-Schanze, mit Beschneiungsanlage und Flutlicht. 5000 Menschen kamen zur Einweihungsfeier. Der Trümmerberg versinnbildlichte die Haltung vieler Deutscher zum Krieg. Einfach Gras drüber wachsen lassen. Sand und Mutterde wurden aufgeschüttet, anschließend hunderttausende Sträucher und Bäume gepflanzt, doch bis heute gelangen immer wieder Reste aus dem Kriegsschutt an die Oberfläche.

Der Mythos Teufelsberg wird oberirdisch durch die Ruinen der US-Abhöranlagen und unterirdisch von der Ruine der Wehrtechnischen Fakultät genährt. Die Fakultät war das erste Gebäude nach den Plänen für die neue NS-Hauptstadt Germania. Hitler legte 1937 feierlich den Grundstein. Dem festungsartigen Bau sollte ein kompletter Universitätscampus folgen, inklusive einer neuen Charité. Die Gebäude sollten rund um den heutigen Scholzplatz entstehen und per U-Bahn erschlossen werden. Der Rohbau der Fakultät war fertig, als die Arbeiten kriegsbedingt 1940 eingestellt wurden. Zunächst überlegten die Briten, den massiven Bau fertigzustellen, entschlossen sich dann aber, ihn mit Kriegsschutt zu verfüllen.

Die Forscher vom Verein „Berliner Unterwelten“ wollten sich vor Jahren durch den Trümmerberg hindurch zu den Ruinen graben, auch, um Spekulationen nachzugehen, die Amerikaner hätten einen geheimem Schacht gegraben, um die Bunker unterhalb der Ruine als Rückzugsort bei einem sowjetischen Angriff auf Berlin zu nutzen. Das Projekt kam aber bisher nicht zustande.

Schon 1957 beschlagnahmten die Amerikaner den Teufelsberg-Gipfel für ihre Antennen. Schließlich war es - so die Ansicht eines US-Soldaten - die „letzte Erhebung vor Moskau“. Doch den diversen Plänen für eine zivile Bergnutzung tat das keinen Abbruch: Ski und Rodeln im Winter, Wein ernten im Sommer, Drachenfliegen und Klettern. Drei Rodelbahnen, die Skischanze und ein Schlepplift wurden angelegt, die Abfahrt begann direkt am Sicherheitszaun der Amerikaner. Zur 750-Jahrfeier Berlins 1986 organisierten der Senat sogar ein echtes Slalom-Weltcuprennen.

Nach der Wende ging die Anlage in den Besitz der Berliner Forsten über und verfiel langsam. Seitdem gab es immer wieder Pläne, das 47 000 Quadratmeter große Areal neu zu nutzen. Von einer Hotelanlage mit Tagungszentrum und Casino bis zu einer Sternwarte reichten die Ideen. Schließlich erwarben die Investoren Gruhl & Partner das Gelände 1996 für fünf Millionen Mark. Stadtvillen und Penthouse-Wohnungen sollten entstehen, ein Wohnviertel der Luxusklasse, doch das Projekt kam wegen der Wirtschaftskrise nach dem Platzen der Internetblase 2001 nicht vom Fleck. Die Baugenehmigung verfiel, und weil es ohnehin starke Proteste gegen die Bebauung gegeben hatte, wurde das Gelände wieder offiziell zum Waldgebiet erklärt.

Zu einem kurzen Intermezzo kam es 2007, als die „Maharishi-Stiftung“ der „vedischen Yogi-Flieger“ eine Friedensuniversität bauen wollte. 2008 legte Filmregisseur David Lynch symbolisch den Grundstein für das Projekt, das dann schnell wieder in der Versenkung verschwand.

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