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Unterm Stadtbahnbogen. Das Autohaus Heuer hatte viele Jahre seinen Sitz an der Holzmarkstraße. Jetzt soll das Gelände neu bebaut werden. Firmenchef Thorsten Schulz plante bereits mit einem Umzug auf ein Ersatzgelände. Doch daraus wird nichts.

© Georg Moritz

Holzmarkt-Grundstück: Altmieter muss für Bar-25-Projekt weichen - nach 46 Jahren

Die Bar-25-Macher wollen ihr Alternativdorf bauen, ein Autohändler muss deshalb weichen. Doch statt eines Umzugs folgt vielleicht das Aus.

Ein Showroom der Extraklasse. Wegen der Fiat-Oldtimer, die hochglanzpoliert an Filmlegenden erinnern. Aber vor allem wegen des Ausblicks durch die Panoramafenster auf die Spree. Eine halbe Million Euro habe ihn die Sanierung des S-Bahnbogens einst gekostet, sagt Autohändler Thorsten Schulz. Das Geld wird er wohl abschreiben müssen.

Das „Autohaus Heuer“ steht auf dem Gelände der Holzmarkt-Genossenschaft, die einen Park mit Imkerei und Hobbygärtnern plant, ein Kultur- und Gewerbedorf, Hotel, Restaurant und ein Gründerzentrum, „in dem das zukünftige und nachhaltige Leben in der Stadt neu gedacht, gelebt und ausprobiert wird“. Ein klassisches Autohaus passt da nicht wirklich hinein. Auch keines mit einer interessanten Historie. Heuer wird schließen müssen, nach 46 Jahren an diesem Ort.

Der ehemalige Besitzer Werner Heuer hatte in der DDR das Monopol auf die Reparatur von Westautos der Marken Renault und Fiat, die man damals im Intershop für harte Währung kaufen konnte. Eine Werkstatt mit Ausnahmecharakter, für den Westgeldadel der sozialistischen Einheitsrepublik. Heuer, mehrfacher Motocross-Meister der DDR, kam im Jahr 2000 beim Absturz der Concorde in Paris ums Leben.

Autohändler wirft der BSR nun „arglistige Täuschung“ vor

Betreiben da die kreativen Genossen, nachdem sie 2010 als Inhaber der Bar 25 vom selben Standort gedrängt wurden, nun ihrerseits Verdrängung? Vordergründig schon, aber Thorsten Schulz wettert nicht gegen die alternativ-ökologischen Zukunftspläne der neuen Grundstücksherren. Für ihn ist die ehemalige Grundstückseigentümerin, die BSR, für seine missliche Lage verantwortlich. Die BSR hatte ihm ein passendes Ersatzgrundstück angeboten, am hauseigenen Standort an der Oberspreestraße in Köpenick. Viele Vorgespräche wurden geführt, die Ausschreibung lief an, Kaufangebote wurden eingereicht, doch kurz nach dem Holzmarkt-Verkauf sei der Ersatz-Deal geplatzt, sagt Schulz. Das landeseigene Unternehmen hatte festgestellt, dass das Baurecht auf dem Ersatzgelände ein Autohaus gar nicht zulässt. Eine Änderung des Bebauungsplanes würde erhebliche Kosten verursachen, die den Kaufpreis von rund 200 000 Euro wahrscheinlich übersteigen. Schulz möge sich doch bitte einen anderen Standort suchen.

Blick in die Zukunft. Die Macher von Bar 25 planen am selben Ort ein alternatives Dorf für Wohnen und Kultur.
Blick in die Zukunft. Die Macher von Bar 25 planen am selben Ort ein alternatives Dorf für Wohnen und Kultur.

© Simulation: promo

Doch den gibt es im gegenwärtigen Immobilienboom nicht mehr zu bezahlbaren Konditionen, sagt Schulz. Er wirft der BSR nun „arglistige Täuschung“ vor und will Schadensersatz erstreiten. Die BSR weist den Vorwurf zurück, erklärt aber auch, dass man intern nicht mit baurechtlichen Komplikationen gerechnet habe. Man sei davon ausgegangen, dass der Bebauungsplan einem Verkauf der Fläche nicht im Wege stehe, so BSR-Sprecherin Sabine Thümler. Eine Fehleinschätzung, wie sich später herausstellte. „Parallel zur Ausschreibung“ habe die BSR beim Bezirk wegen des Baurechts angefragt, so Thümler, und sei erst „sehr spät“ über die Komplikationen informiert worden. Die Ausschreibung wurde zurückgezogen.

Die Existenz der Firma ist in Gefahr - 15 Arbeitsplätze sind gefährdet

Diese Planungspanne könnte die Firma Heuer nun die Existenz kosten. 15 Arbeitsplätze hängen daran und eine Firmengeschichte. Bis Ende 2014 dauert die Gnadenfrist am Holzmarkt. Dann wollen die Genossen anfangen zu bauen. Heuer ist nicht das einzige Autohaus, das aus der Innenstadt verdrängt wird. In Charlottenburg stehen die Kantgaragen mit der Autowerkstatt BBL vor der Abwicklung, seit 40 Jahren am selben Standort.

Ein generelles Phänomen, sagt Anselm Lotz von der Kfz-Innung. „Wohnungen steigen an Wert, wenn Autohändler weg sind.“ Die angestrebte Mischung zwischen Wohnen und Arbeiten würden Stadtplaner vor allem auf die Kreativbranche beziehen. Werkstätten hätten ein Schmuddelimage und selbst an neu entwickelten Gewerbestandorten wie dem Südkreuz kaum eine Chance. Es fehle eine politische Lobby. Irgendwann müssen dann alle zum Ölwechsel an den Stadtrand fahren.

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