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Alles andere als kuschelig: Die Eisbären kamen sich in die Haare - nun muss Eisbär Troll wieder in den Tierpark zurück.

© Guenter Peters

Berlin: Kalter Krieg

Nach Beißereien im Gehege musste der Zoo einen Eisbären zurück in den Tierpark schicken

Die Fotos und Videos von der blutig gebissenen Eisbärin Nancy kursieren im Internet, und auf den Schreibtischen von Senatoren, Tierschutzbeauftragten, Vorständen und dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Zoo-AG stapeln sich die Briefe besorgter Stammgäste: So könne das doch nicht weitergehen mit den drei Eisbärinnen im Zoo und dem rabiaten Eindringling Troll aus dem Tierpark!

Jetzt hat die Veterinäraufsicht Mitte den Zoo angewiesen, Troll sofort von den Weibchen zu trennen. So kam er, wie jetzt bekannt wurde, Anfang der Woche wieder in den Tierpark zu seinem Alt-Weibchen Aika. Damit ist es mit den Beißereien um die Rangordnung vorbei. Auf absehbare Zeit wird es aber auch keine Eisbärbabys, keinen Knut-Nachfolger geben.

Heiner Klös, Bärenkurator im Zoo, ärgert es, dass seiner Ansicht nach überbesorgte „Knutianer“ und mit den Gepflogenheiten unter Eisbären nicht vertraute Externe „aus falscher Tierliebe“ in Interna hineinfunken. Es werde weitere Gespräche geben. Dass sich Außenstehende derart mit dem Wohlergehen der Eisbären beschäftigen, ist erst seit dem Knut-Hype so. Der begann mit der Geburt des bald weltweit bekannten Zoostars am 5. Dezember 2006 und überdauerte auch dessen plötzlichen Tod im März. Nun hatte Knuts Muttertier Tosca ihre frühere Spielkameradin Nancy die Schnauze blutig gebissen, auch einen Eckzahn büßte diese ein. Troll lief den Weibchen hinterher, setzte sich vor den Höhlenzugang, Katjuscha ließ das aber kalt. Das alles diskutieren Tierfreunde in Internetforen, bis der Bezirk Mitte einschritt. Der Leiter der dortigen Gesundheitsverwaltung, Stefan Busse, sagte, die Verlegung Trolls sei im Einvernehmen mit dem Zoo geschehen. Laut Heiner Klös, der sich über „anders motivierte und unqualifizierte Einflussnahme“ ärgert, ging sie vom amtlichen Tierarzt aus. Jetzt drohe den Bären ein eintöniges Dasein, ohne die sozial wichtige Jungtieraufzucht. Die Auseinandersetzungen seien vielleicht nicht schön anzusehen, aber eine ernsthafte Gefahr habe für keines der Tiere bestanden.

Tierschützer finden wiederum, das Gehege sei für vier Tiere viel zu eng. Zuvor lebten da aber friedlich drei Bärinnen und früher außer Knut-Vatertier Lars noch andere männliche Bären. Eisbärenzucht sei auch künftig möglich, meint Busse. „Vielleicht klappt es mit einem anderen Männchen.“ Doch woher soll das kommen? Zoobeobachter werden sich nun auf den Tierpark konzentrieren. Da dürfen Troll und Aika nur noch in Wechselschichten raus ins Freie: immer dann, wenn das neue junge, schwächere Weibchen eingesperrt ist. Das war mal für Knut gedacht.

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