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Ganz schön vermessen. Die Polizei rekonstruiert den Unfallhergang am Boden – und auch mit Luftbildern.

© Kai-Uwe Heinrich

Kreuzberg lahmgelegt: Polizei lässt nach Unfall ihre Drohne kreisen

Ein Gefangenentransport kippt, die Polizei analysiert den Unfallort aus der Luft – und stundenlang staut sich der Verkehr.

Ein Auto kippt um – und  Kreuzberg steht still. Fünf Stunden lang staute sich am Dienstagmorgen der Verkehr in alle Richtungen, nachdem ein Gefangenentransporter der Polizei und ein Pkw zusammengestoßen waren. Noch vor einigen Jahren wäre die Kreuzung nach einer Stunde wieder frei gewesen. Doch die Polizei vermisst Unfallstellen immer exakter – das dauert. So wurde am Dienstag die Kreuzung Mehringdamm/Ecke Tempelhofer Ufer erst nach fünf Stunden um 10.45 Uhr wieder freigegeben. Der Mehringdamm selbst war noch länger gesperrt.

Für eine halbe Stunde war sogar die Hochbahn zwischen Gleisdreieck und Kottbusser Tor  eingestellt worden – weil die Polizei in dieser Zeit ihre Drohne in der Luft hatte. Damit wurde die Unfallstelle exakt fotografisch dokumentiert, auch Passanten mussten die Umgebung verlassen, der Aufenthalt unter der Drohne ist verboten. Nicht ohne Grund: 2013 war die Drohne über der Stadtautobahn in Tempelhof abgestürzt.

Der Gefangenentransporter der Polizei wollte gegen 5.50 Uhr das Tempelhofer Ufer in Richtung Mehringdamm überqueren. Dabei kollidierte das mit Blaulicht fahrende Fahrzeug mit einem von rechts kommenden Renault. Der Transporter schleuderte und kippte um. Wer Grün und wer Rot hatte, konnte die Polizei nicht sagen. Der Transporter sollte einen 49-jährigen Randalierer zwecks Blutentnahme zur Gefangenensammelstelle am Tempelhofer Damm bringen. Der Angetrunkene hatte seine Familie bedroht und sich massiv gegen die eintreffenden Polizisten gewehrt. Bei der Festnahme musste Pfefferspray eingesetzt werden. Auch im Transporter habe der Mann randaliert, deswegen sei man mit Blaulicht gefahren, sagte ein Polizeisprecher. Dies habe den Wagen aber nicht zum Umkippen gebracht, hieß es. Der Fahrer des Renault und zwei Polizisten wurden leicht verletzt, der 49-Jährige etwas schwerer. Allerdings verließ er nach der Blutentnahme gegen den Rat der Ärzte das Krankenhaus.

Vor gut zwei Jahren hatte die Polizei ihre Unfallaufnahme revolutioniert und auf Digitaltechnik umgestellt. Dazu werden aus vier Metern Höhe mit Spezialkameras Aufnahmen gemacht. Da die Unfallkreuzung in diesem Fall sehr groß war, wurde die Drohne angefordert. Am Computer kann später mit diesen Daten der Unfall- oder Tatort dreidimensional aus allen gewünschten Perspektiven nachvollzogen werden.  Wie in einem Computerspiel können sich Richter, Ermittler und Gutachter auch Monate später in die Perspektive der Unfallbeteiligten hineinversetzen. Auch nachträglich lassen sich Entfernungen oder Abstände berechnen. In der Vergangenheit waren oft Messungen vergessen worden, weil sich bei der Unfallaufnahme keiner vorstellen konnte, dass sie wichtig werden könnten.

Die Technik hat nur einen Nachteil: Sie dauert. Schon bei ihrer Einführung hatte die Polizei vor „mehrstündigen Sperrungen“ gewarnt. Neben den Spezialkameras hat das Landeskriminalamt noch einen 3-D-Laserscanner, der noch genauer  arbeitet. Im Jahr 2013 wurde die Drohne bei sechs Unfällen eingesetzt, der 3-D-Laserscanner elf Mal. Eine Sperrung nach einem tödlichen Unfall auf der Stadtautobahn in Höhe Jakob-Kaiser-Platz soll sogar sieben Stunden gedauert haben.

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