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Berlin: Krötenwanderung: Gemetzel an der Havelchaussee

Sobald es wärmer wird, wandern wieder die Kröten vom Grunewald zur ihren Laichplätzen an der Havel. Dabei müssen sie auch die Havelchaussee überqueren - ein gefährliches Unterfangen, denn die dort fahrenden Autos quetschen viele Amphibien tot.

Sobald es wärmer wird, wandern wieder die Kröten vom Grunewald zur ihren Laichplätzen an der Havel. Dabei müssen sie auch die Havelchaussee überqueren - ein gefährliches Unterfangen, denn die dort fahrenden Autos quetschen viele Amphibien tot. Das Gemetzel wiederholt sich jedes Jahr. Der Zehlendorfer Umweltstadtrat Ralf Körner (CDU) will deshalb das zurzeit von 24 Uhr bis 6 Uhr zwischen dem Kronprinzessinnenweg und dem Parkplatz nördlich der Großen Steinlake geltende Fahrverbot vorübergehend vorziehen. Doch die Senatsverkehrsverwaltung ist dagegen.

Während die Kröten wandern, also von März bis Anfang April, sollten nach dem Willen des "grünen Bezirks" schon ab 19 Uhr keine Autos mehr von Süden her in die Havelchaussee einfahren dürfen. Denn die Kröten wandern in der Dämmerung. "Wir haben das vorübergehende, vorgezogene Fahrverbot, das bis zum 11. April gelten sollte, schon im Oktober beantragt", sagt Körner. Die Straßenverkehrsbehörde habe signalisiert, dass dem Antrag stattgegeben wird, nachdem man sich auf 20 Uhr geeinigt hatte, damit die Ausflugslokale noch zur Abendessenszeit erreichbar sind. Doch nun kommt überraschend eine Mitteilung aus der Verkehrsbehörde, dass man sich außerstande sehe, das vorgezogene Verbot umzusetzen. Man dürfe den Gastwirten nicht die Gäste wegnehmen und vor allem nicht unnötig in die Rechte der Verkehrsteilnehmer eingreifen, heißt es. Das vorgezogene Fahrverbot sei außerdem gar nicht erforderlich, weil inzwischen Krötenschutzzäune aufgestellt worden seien. Körner ist empört: "Auf Wunsch der Behörde haben wir an alle Gastwirte geschrieben, und es kam kein Widerspruch." Thomas Bode, Inhaber des "Grunewaldturms": "Wir haben zwar viele Zehlendorfer Gäste, aber gegen ein vorläufiges früheres Fahrverbot hätte ich nichts."

Die Zäune hat das Bezirksamt zusammen mit den Naturschutzverbänden aufgestellt - aus Körners Sicht "zweite Wahl", weil die Kröten sich an den waldseitig stehenden Kunststoffzäunen in großen Mengen sammeln und einen willkommenen Futterplatz für Wildschweine darstellen - so war der Artenschutz nicht gedacht. Das "Gemetzel", das die Autos mit den Kröten veranstalten, übernehmen nun eben die Wildschweine. Außerdem müssen die den Schweinen entgangenen, hüpfenden Amphibien täglich aufgesammelt und über die Straße getragen werden. "Die Zäune sind kein Ersatz für das vorgezogene Fahrverbot", betont der Stadtrat. "Wir bedauern die Entscheidung der Senatsverkehrsbehörde." Es sei zudem "sehr misslich", erst so kurz vor der Krötenwanderung einen negativen Bescheid zu bekommen, nachdem man Monate lang vergeblich gewartet hatte.

kört

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