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Grenzweg zwischen Ost und West. Ab heute sind die Ortsteile Prenzlauer Berg und Wedding wieder vereint.

© David von Becker

Mauerpark hat neuen Zugang: Berlins nächste Wiedervereinigung

Die Mauer ist weg - und Besucher können seit Mittwoch über die Lortzingstraße in den Mauerpark strömen. Dass nun auch die Ortsteile Prenzlauer Berg und Wedding verbunden sind, verbreitet Freude. Friede herrscht aber nicht.

Ganze 20 Jahre hat es gedauert, bis der Durchbruch kam: Nun ist die Mauer weg, die Wedding von Prenzlauer Berg trennte, und ab heute können auch die Bewohner des Brunnenviertels über die Lortzingstraße in den Mauerpark strömen. Das Ende einer „langen Leidensgeschichte“ nennt es Mittes früherer Bezirksbaustadtrat, der heute im Senat für Wohnungsbau zuständige Staatssekretär Ephraim Gothe (SPD). Einen „Verbindungsweg von ausgesuchter Geschmacklosigkeit“ nennt dagegen der Vorstandssprecher der Welt-Bürger-Park-Stiftung, Heiner Funken, den Weg.

Trotz der sieben Hektar großen Erweiterung, der Mauerpark bleibt eine Kampfzone. Das liegt an den Vereinbarungen von Senat und Bezirk mit dem privaten Grundeigentümer, die grob gesagt den Tausch von Baurecht plus Handgeld gegen zusätzliche Grünflächen für das Land vorsieht. Deshalb hatte die Linke im Abgeordnetenhaus sogar die „Prüfung rechtlicher Schritte angekündigt“. Und die Berliner Grünen befürchten, dass am Rande des Parks überwiegend Wohneigentum oder teure Mietwohnungen entstehen – und das „soziale Wohnen entfällt“.

Wiedervereinigung der Quartiere Prenzlauer Berg und Wedding

Der kleinste gemeinsame Nenner besteht darin: Alle, wirklich alle begrüßen die Öffnung des Parks und den neuen Weg, der wie eine verspätete Wiedervereinigung die Quartiere in Ost und West verbindet. Einigkeit herrschte darin sogar in der Bürgerwerkstatt, zu der sich die zerstrittenen Bürgerinitiativen und Verwaltungen aufgerafft hatten. Dass der geteerte Weg eine schwarze Schneise durch das neu gewonnene Grün schneidet, dagegen wettert zwar der Chef der Welt-Bürger-Park-Stiftung. Dass aber überhaupt eine Ost-West-Verbindung entsteht, begrüßt auch er. Gothe wiederum wünscht sich eine Markierung, die auf Mauer und Todesstreifen hinweist, die hier einmal verliefen – „wegen des internationalen Publikums, das ja nicht ahnungslos bleiben muss“.

Mit der Sturzgefahr von Radfahrern auf Schotterwegen begründet Grün-Berlin-Chef Christoph Schmidt die „dünne Asphaltdecke“ am neuen Parkzugang. Sie sei ein Provisorium, zumal auch die Erweiterungsfläche zunächst nur provisorisch genutzt werden darf, bis zur Fertigstellung der endgültigen Parkerweiterungsfläche. Mitglieder der städtischen Gartenbewegung – neudeutsch: urban gardening – sind als zwischenzeitliche Nutzer im Gespräch. Gut möglich ist auch, dass die Grün Berlin GmbH die Bewirtschaftung des ganzen Parks übernimmt. Gespräche mit Senat und Bezirk laufen. Am Gleisdreieck-Park ist zu besichtigen, dass sich die Firma auf ihr Geschäft versteht.

Bebauungspläne: Zwischen Genossenschaften und Investoren

Nicht so konfliktfrei verläuft die Diskussion über den Bau von bis zu 600 Wohnungen nördlich von Park und Gleimtunnel. Andreas Otto von den Grünen befürchtet, dass weder Baugruppen noch Genossenschaften zum Zuge kommen. Dem widerspricht Gothe: „Der Investor ist bereit, einen Teil der Bauflächen an städtische Gesellschaften abzugeben“. Auch Baugruppen und Genossenschaften kämen dort zum Zuge, wodurch die neuen Wohnungen auch für Haushalte mit geringeren Einkommen erschwinglich wären. Uneins sei man über den Anteil von Wohneigentum: Der Senat strebt ein knappes Drittel an, der Investor mehr. Mitte nächsten Jahres könnte die Baugenehmigung erteilt sein, sagt Gothe. Mit den rot-schwarzen Mehrheiten in Bezirk und Senat stehen die Chancen dafür gut.

Der Termin werde so sicher eingehalten wie die Eröffnungstermine von BER, ätzt Funken und kündigt Widerstand an. Bei der ersten Bürgerbeteiligung zum Bebauungsplanverfahren am Mauerpark hatte es rund 2500 Bürgereinwendungen gegeben, erklärt er, so viele wie bei keinem anderem Planungsverfahren in Berlin.

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