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Update

Neuer Staatssekretär: "Zwischen Barenboim und Berghain": Tim Renner wird neuer Kulturchef in Berlin

Wegen einer Steueraffäre war der Kulturstaatssekretär André Schmitz zurückgetreten. Jetzt steht sein Nachfolger fest. Klaus Wowereit setzt auf Musikproduzent Renner. Die Wirtschaft gratuliert schon mal. Wowereit sagt: "Er wird Akzente setzen. Es wird aber keine radikalen Umbrüche geben."

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Der Musikmanager Tim Renner (49) wird neuer Kulturstaatssekretär in Berlin. Das bestätigte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) auf einer Pressekonferenz im Roten Rathaus am Donnerstagmittag. Am Dienstag werde er seinen Personalvorschlag dem Senat vorlegen. Renner soll Nachfolger von André Schmitz werden. Schmitz war Anfang Februar wegen einer Steueraffäre zurückgetreten.

„Er wird sicher neue Akzente setzen, aber wir sind uns einig, dass es keine radikalen Umbrüche geben wird“, sagte Wowereit bei der Vorstellung des 49-Jährigen vor der Presse. „Kreative und Kulturschaffende sind der Rohstoff, von dem wir leben“, sagte Renner seinerseits. Sie seien der Grund, warum Touristen in die Hauptstadt kämen und warum die Berliner stolz auf ihre Stadt sein könnten.

Renner saß im Präsidium der IHK - auch die CDU freut sich

Der Name kursierte seit der Nacht, eine Stunde vor der Pressekonferenz teilte IHK-Chef Jan Eder bereits mit: "Tim Renner als Kulturstaatssekretär ist eine ausgezeichnete Wahl." Die IHK gratuliere, denn mit "all seiner Erfahrung als Unternehmer und Kulturschaffender wird Tim Renner das Ansehen der Kulturmetropole über die Grenzen hinaus weiter steigern. Die IHK wird ihn als Präsidiumsmitglied und engagierten Vertreter des Ehrenamtes vermissen."

Auch die CDU meldete sich zu Wort. Fraktionschef Florian Graf meinte: „Mit Tim Renner wird ein kreativer Kopf und Kenner der Szene zum Staatssekretär ernannt. Als Mann der Kreativwirtschaft wird er die entscheidenden Impulse für eine moderne Kulturpolitik in der Hauptstadt setzen.“

Renner "Berlin wird durch Kulturschaffende bestimmt"

Renner sagte, ihn reize die Aufgabe in Berlin. „Diese Stadt wird maßgeblich durch Kreative und Kulturschaffende bestimmt. Sie sind der Rohstoff. Sie sind der Grund, warum die Touristen kommen.“ Und: "Ich trenne nicht zwischen Ernst) und Unterhaltung. Für mich ist Kultur alles zwischen Barenboim und Berghain oder zwischen Radialsystem und Rammstein.“ Er müsse jetzt vor allem seine Behörde kennenlernen, denn in der Verwaltung kenne er sich nicht aus.

Das SPD-Mitglied Renner soll sein Amt Ende April antreten, heißt es. Demnach ist der 49-Jährige derzeit Geschäftsführer des Musiklabels Motor Entertainment GmbH, früher führte er Universal Music Deutschland. Und jetzt soll er in der Kultur einen Job erhalten. 2006 sagte er im Tagesspiegel-Interview: "Wir hatten eine Wiedervereinigung 1.0, wie man im Internet sagt, wo, es darum ging, eine Stadt zu bauen, zur Version Wiedervereinigung 2.0, die Stadt mit Leben und Wirtschaft zu füllen. Das Schlüsselressort war früher Stadtentwicklung, jetzt ist es Kunst und Wissenschaft."

Schon 2002 lobte Wowereit Renner: "Er bringt Berlin nach vorn".

Und: "Berlins Volkswirtschaft kann nur wachsen durch die creative class, die Ideen entwickelt. Also Forscher, Künstler, junge Unternehmen. Da redet man von den drei Ts, die eine Stadt braucht: Toleranz, Talent, Technik. Haben wir alles. Toleranz: Hier wird jeder aufgenommen. Talent: Berlin saugt junge Menschen an, weil man günstig leben und produzieren kann. Und Technik: Ja, Bildung und Wissenschaft haben wir – auch wenn das noch immer nicht genau erkannt wird. Vier Unis sind keine Verschwendung, sondern Kapital."

Renner über Wowereit: "Mit ihm wurde Berlin zur Weltstadt."

Renner ist seit Jahren bestens in der SPD vernetzt. Im Vorfeld der Wahl 2011 warb Tim Renner so: "Mit Klaus Wowereit wurde Berlin zur Weltstadt. Wir sollten nie wieder Provinz werden!" Auch nach der Wahl fand Renner viel Lob für den Regierenden: Wowereit stehe für ein kreatives und weltoffenes Berlin, sagte er. "Kreativität und Weltoffenheit – das sind meiner Meinung nach die zwei wichtigsten Potenziale der Stadt, nur mit ihnen kann man neue Investoren locken." Und die Sympathie scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Schon viele Jahre zuvor, etwa im Jahr 2002, ließ Wowereit erkennen, was er von Renner hält: "Mit ihm kann man Berlin nach vorne bringen".


Der Senat hatte die Entlassung von Schmitz beschlossen, nachdem bekannt geworden war, dass gegen diesen 2012 ein Verfahren wegen Steuerbetrugs lief. Das Verfahren wurde gegen eine Geldauflage von 5000 Euro und eine Steuernachzahlung von rund 22.000 Euro Ende 2012 eingestellt. Wowereit wusste von dem Verfahren, beließ seinen Staatssekretär aber dennoch im Amt. (mit dpa, AFP)

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