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Die Straßenbahn rollt gen Westen - aber wo rollt sie genau lang?

© Symbolbild: dpa

Neubaustrecke in Berlin: Die Straßenbahn kommt - aber wo rollt sie in Moabit?

2020 soll sie bis zur Turmstraße fahren, schon jetzt wird diskutiert: Wie geht's weiter - Jungfernheide oder Virchow-Klinik?

Die Straßenbahn soll weiterfahren. Unklar ist nur, wohin: Von der Turmstraße in Tiergarten zum Virchow-Klinikum in Wedding - oder zum Bahnhof Jungfernheide in Charlottenburg. Oder vielleicht auch zu beiden Zielen.

Die möglichen Varianten stellte die Senatsverkehrsverwaltung am Montagabend in der Reformationskirche in Tiergarten mehr als 100 Interessierten vor. Vorschläge von Anwohnern und Fahrgästen sollen in die weitere Planung einfließen.

Zwei Korridore für die Tram

Für beide Strecken haben die Planer bisher zwei „Korridore“ entwickelt – mit weiteren Varianten bei der Streckenführung. Richtung Virchow-Klinikum haben sich die Experten der Verkehrs Consult Dresden Berlin (VCDB) bereits auf eine Vorzugsstrecke festgelegt: Von der Turmstraße über die Beusselstraße und die Seestraße zum Klinikum, wo heute die Linien M 13 und 50 enden.

Geht's gen Westen - oder gen Norden?
Geht's gen Westen - oder gen Norden?

© Senatsverwaltung

Eine weitere Möglichkeit wäre, die Gleise durch die Berlichingenstraße oder durch den Kiez um die Oldenburger Straße zu legen. Diese Varianten seien aber weniger geeignet, sagte VCDB-Planer Matthias Zöbisch. Niemand widersprach.

Eigene Trasse oder doch auf der Straße?

Aber auch die Vorzugsvariante über die Beusselstraße sei eine „Herausforderung“, sagte Matthias Hort von der Senatsverkehrsverwaltung. Die Planer wollen die Straßenbahn auf einer eigenen Trasse fahren lassen; getrennt vom Autoverkehr. Dies bedeutet: Es gibt nur noch eine Fahrspur für Autos pro Richtung. Bäume müssen verschwinden und Parkplätze weichen. Zahlen dazu gab es – noch – nicht. Aber zumindest am Montagabend auch keine Proteste.

Drehkreuz Jungfernheide: RB, S-Bahn, U-Bahn - und Straßenbahn?

Bei der Variante zum Bahnhof Jungfernheide ist noch alles offen; die Planer haben sich bisher nicht festgelegt. Im Visier haben sie bei einer Führung über die Sickingenbrücke fünf Möglichkeiten, die Gleise zu legen, bei der Variante über die Kaiserin-Augusta-Allee sind es bis zum Bahnhof Jungfernheide gar zehn. Allein drei Varianten bieten die Planer für die Endstelle an. „Sinnvoll“ sei wohl, die Straßenbahn über die Huttenstraße–Wiebestraße–Kaiserin-Augusta-Allee–Lise-Meitner-Straße fahren zu lassen, sagte Zöbisch.

Aber egal, wo es lang geht: Bei allen Strecken seien auch besondere Spuren für Radfahrer vorgesehen, sagte Horth.

Problemfall Sickingenbrücke

Erhebliche Probleme gebe es bei einer Trasse über die Sickingenbrücke, sagte Horth. Der dortige „Buckel“ sei nicht ideal für eine Straßenbahn. Möglicherweise müsste die Brücke neu gebaut werden, was die Kosten des Straßenbahn-Baus in die Höhe treiben würde. Zudem könnte die Oberleitung der Straßenbahn Turbinen-Transporten von Siemens im Weg sein, sagte Zöbisch. Deshalb müsste eventuell eine absenkbare Oberleitung installiert werden, was auch teuer sei.

Die Kosten sind aber entscheidend. Nur wenn der Bau volkswirtschaftlich sinnvoll sei, würden die Gleise gelegt, sagte Horth. Dabei werden die Kosten mit dem späteren Nutzen verglichen. Nur wenn dieser Wert höher ist als die Investitionen, kann es Fördergeld vom Bund geben. Die Berechnung erfolgt aber erst, wenn die Vorzugsvariante feststeht. Und wenn das Rechnen negativ endet, kommt die Straßenbahn nicht, obwohl der Busverkehr nach Angaben von Horth seine „Grenzen“ in diesem Bereich erreicht hat.

2020/2021 rollt die Tram zur Turmstraße

Noch hat die Straßenbahn aber nicht einmal den U-Bahnhof in der Turmstraße erreicht, von dem aus sie weitergeführt werden soll. Für die Verlängerung vom Hauptbahnhof zur Turmstraße soll aber in den nächsten Wochen das Genehmigungsverfahren eingeleitet werden. Nach Horths Angaben können die Bahnen dann Ende 2020/Anfang 2021 fahren.

... und weiter nach Spandau oder TXL?

Und sollte es eines Tages über den U-Bahnhof hinaus gehen, haben die Planer bereits weitere Verlängerungen vorgesehen: zum Flughafengelände in Tegel, zur Wasserstadt in Spandau und Richtung Reinickendorf. Alles ist möglich.

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Weitere Einzelheiten soll es demnächst auf der Internetseite der Verkehrsverwaltung geben: www.berlin.de/sen/uvk/

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