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Der SPD-Landesvorsitzende Jan Stöß im Tagesspiegel-Interview.

© Mike Wolff

Olympia in Berlin: Landessportbund kritisiert SPD-Chef Jan Stöß

Berlins SPD-Chef Jan Stöß kritisiert das IOC massiv. Für Berlins Olympiabewerbung ist das eher kontraproduktiv. Der DOSB-Vorsitzende Alfons Hörrmann und der Berliner LSB-Direktor Heiner Brandi machen das klar.

Alfons Hörmann und Heiner Brandi sind höfliche Menschen, sie kritisieren Jan Stöß, den SPD-Landesvorsitzenden, nur verklausuliert. Aber was sie von Stöß’ Äußerungen zur möglichen Bewerbung Berlins als Ausrichter von Olympischen Spielen halten, wird auch so deutlich. Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), erklärte gegenüber dem Tagesspiegel: „Jede potenzielle Bewerberstadt muss sich bewusst sein, dass alles, was zum möglichen Bewerbungskonzept gesagt wird, hohe Aufmerksamkeit genießt. Und wenn es von führenden Politikern gesagt wird, hat es umso mehr Gewicht.“ Heiner Brandi, Direktor des Landessportbundes (LSB), sekundiert: „Es waren keine besonders glücklichen Äußerungen. Ein bisschen Diplomatie wäre schon hilfreich.“

Sehr direkt hatte Stöß im Tagesspiegel-Doppelinterview mit Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop erklärt, eigentlich müsste sich das IOC eher bei Berlin bewerben; zudem hatte er Reformen im IOC angemahnt. Und Berlin werde sich nicht zwingen lassen, nur mit IOC-Sponsoren zusammenzuarbeiten.

„Herr Stöß hat sich nicht so in die Materie vertieft, wie das wünschenswert wäre“

Brandi reagiert auf den letzten Punkt denn doch mit feiner Ironie. „Herr Stöß hat sich vielleicht nicht so in die Materie vertieft, wie das wünschenswert wäre“, sagt er. „Aus den Verträgen mit den IOC-Sponsoren werden die Zuschüsse an die ausrichtende Stadt und an die internationalen Sportverbände bezahlt. Das IOC lässt sich nicht seine eigenen wirtschaftlichen Grundlagen aus der Hand nehmen.“

Und Berlin werde dem IOC bestimmt nicht neue Regeln diktieren können. „Am deutschen Wesen wird die Welt nicht genesen“ sagte Brandi. „ Das IOC wird immer eine internationale Organisation bleiben, bei der weltweite Strömungen zusammenfließen und ausgeglichen werden müssen.“ Zudem bemühe man sich, den Gigantismus in den Griff zu bekommen. Für den LSB jedenfalls seien Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein entscheidende Faktoren bei einer Bewerbung.

Der LSB will noch mal mit Stöß diskutieren

Das alles weiß auch der SPD-Landeschef Stöß. „Mit ihm hatten wir ein sehr konstruktives Gespräch“, sagt Brandi. Allerdings fand das vor dem Interview statt. Und nun? „Nun“, ergänzt der LSB-Direktor, „muss man mit ihm dieses Thema noch mal diskutieren.“

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