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Das Queer-ABC* des Queerspiegels erklärte Begriffe rund um die Geschlechter - alle Beiträge finden Sie hier.

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Das Queer-Lexikon: Was ist Bisexualität?

Sigmund Freud ging davon aus, dass alle Menschen ursprünglich bisexuell sind. Heute können Bisexuelle als diejenigen gelten, die wahrhaftig soziale Grenzen überwinden - und sich weder dem Druck zur Hetero- noch zur Monosexualität beugen.

Bisexuelle sind Männer oder Frauen, die sich sowohl zu Männern als auch zu Frauen sexuell hingezogen fühlen und dies auch leben. Damit verstoßen sie gegen die herrschende Norm der Heterosexualität. Allerdings nicht so stark wie Homosexuelle, die sich vollständig davon abwenden.

Von vielen Homos werden Bisexuelle argwöhnisch beäugt

Von vielen Homosexuellen werden Bisexuelle deshalb argwöhnisch beäugt: Trauen die Bisexuellen sich vielleicht nicht, den gesellschaftlichen Druck auszuhalten und zu ihrer Homosexualität zu stehen? So erklärten etwa die Komikerin Hella von Sinnen oder die Nationaltorhüterin Nadine Angerer zunächst, sie seien bi. Erst später outeten sie sich als Lesben. Auch suchen auffällig viele, die sich als „bi“ bezeichnen, Sex in schwulen Dating-Portalen. In schwulen Kreisen wird darüber diskutiert, ob diese „Bisexuellen“ sich nur so nennen, weil sie den gesellschaftlichen Hass gegen Schwule tief verinnerlicht haben.

Auch viele Heteros fühlen sich von Bisexuellen verunsichert. Schließlich scheinen die Bisexuellen souverän zwischen den Schubladen hin und her zu wechseln. Beweisen sie damit nicht, dass sexuelle Orientierungen viel flüssiger sind, als die meisten es sich wünschen?

Freud und die Bisexualität

Tatsächlich ging Sigmund Freud davon aus, dass alle Menschen ursprünglich bisexuell sind und erst im Verlauf psychosozialer Prozesse heterosexuell werden. Aus Freuds Sicht sind später auftretende homosexuelle Strebungen zwar normal, nämlich als Überbleibsel des kindlichen Begehrens von Vater und Mutter. Aber Erwachsene, die sich psychisch gesund entwickelt haben, leiten diese auf andere Aktivitäten und Objekte um. Freuds negative Haltung zu Bi- und Homosexualität beeinflusst bis heute die Psychoanalyse und die Psychotherapie: Viele Psychologen betrachten Bi- und Homosexualität leider noch immer als unreife Formen von Sexualität, dabei gelten Freuds Thesen unter Sexualforschern längst als überholt.

Jedenfalls beugen sich Bisexuelle weder dem Druck zur Heterosexualität noch dem Druck zur Monosexualität in Form der Homosexualität. So können sie als diejenigen gelten, die soziale Grenzen überwinden und nach dem Motto verfahren: Nur die Liebe zählt.

Das gesamte Queer-Lexikon finden Sie hier. Wir ergänzen es in lockerer Folge. Das Queer-ABC erscheint auf dem Queerspiegel, dem Blog des Tagesspiegel über LGBTI-Themen. Themenanregungen und Kritik gern im Kommentarbereich etwas weiter unten auf dieser Seite oder per Email an: queer@tagesspiegel.de.

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