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Die zuständige Chefin des Dezernats für Rockerkriminalität beim Landeskriminalamt, Heike Rudat, ist nach den Pannen in der Vergangenheit ihres Postens enthoben worden.

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Rocker-Morde in Berlin: Wegen mehrerer Pannen: Zuständige Chefin versetzt

Die Leiterin des zuständigen Dezernats beim LKA, Heike Rudat, wurde nach mehreren Polizeipannen versetzt. Zuletzt hatten die Ermittlungen unter ihrer Leitung verheerende Folgen.

Die zuständige Chefin des Dezernats für Rockerkriminalität beim Landeskriminalamt, Heike Rudat, ist nach den Pannen in der Vergangenheit ihres Postens enthoben worden. Die Polizei bestätigte am Donnerstag lediglich die Versetzung in das Dezernat für Wirtschafts- und Umweltdelikte, einschließlich Gewerbekriminalität. Gründe wurden offiziell nicht mitgeteilt. „Zu Personalangelegenheiten äußert sich die Polizei nicht“, sagte Behördensprecher Stefan Redlich. Rudats Stellvertreter werde – anders als öffentlich kolportiert – nicht das Dezernat wechseln, sagte er. Der frühere Leiter des Personenschutzes, Stephan Strelow, ist Rudats Nachfolger.

Aus Ermittlerkreisen wurde bestätigt, dass der Grund für die Abberufung der 53-Jährigen die vergangenen Pannen bei der Bekämpfung der Rockerkriminalität sind. Zuletzt hatten die Ermittlungen unter ihrer Leitung verheerende Folgen: Wie nach dem mutmaßlichen Auftragsmord der Hells Angels an Tahir Ö. in einem Reinickendorfer Wettbüro bekannt geworden war, wussten die Ermittler schon lange vor der Tat am 10. Januar von den Plänen der Rocker, den Türken zu töten. Doch weder wurde der 26 Jahre alte Tahir Ö. geschützt, noch hat man den mutmaßlichen Drahtzieher, Kadir P. zu einer Gefährdeansprache einbestellt. Die Angehörigen des Opfers machten danach der Polizei schwere Vorwürfe. Die Ermittler hätten nichts unternommen, obwohl sie von den Mordabsichten wussten. Auch die Familie sei nicht informiert worden. Die Angehörigen behaupten, die Polizei habe den Streit und die Eskalation zwischen Tahir Ö. und den Rockern provoziert.

Schon zwei Jahre zuvor hatte es unter Rudats Leitung eine peinliche und verheerende Polizeipanne gegeben: Kurz bevor die „Hells Angels Berlin City“ im Mai 2012 verboten werden sollten, gerieten streng geheime Informationen über die bevorstehende Razzia in deren Klubhaus an die Medien – und an die Rocker. Kurz vor der geplanten Durchsuchung hatte sich der Rockerklub mit Sitz in Reinickendorf plötzlich aufgelöst. Die Mitglieder hatten ihre Kutten abgelegt und Embleme abgenommen. Eine riesige Blamage für die Polizei. Die Behörde hat dann den „Maulwurf“ in den eigenen Reihen gesucht und einige Monate später einen Verdächtigen gefunden. Bei dem LKA-Sachbearbeiter wurde umfangreich durchsucht und Beweismaterial beschlagnahmt.

Intern hatten Beamte schon länger ihre Chefin Rudat kritisiert. Nach der verratenen Razzia damals wurde kolportiert, dass die Dezernatsleiterin indirekt dazu beigetragen habe, da sie damals in den Urlaub gefahren war und sich dadurch der Einsatz verzögert habe. Angeblich habe sie selbst das Klubschild abmontieren wollen. Diese Vorwürfe wurden aber nicht erhärtet.  Rudat wollte sich am Donnerstag nicht zu ihrer Versetzung äußern.

Von ihrer neuen Tätigkeit als Dezernatsleiterin für Umwelt- und Gewerbedelikte soll Rudat recht unvorbereitet nach einem fünfwöchigen Asienurlaub erfahren haben. In ihrer neuen Funktion beim LKA 3 wird sie in der Otto-Braun-Straße in Mitte sitzen. Die Beamten in den Kommissariaten kümmern sich beispielsweise um Verstöße in Glücksspielhallen und um den Arbeits- und Jugendschutz in Gaststätten.

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