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Berlin: Schlossherrin Uta Felgner

Blond, sportlich, jungmädchenhaft, mit hellbrauner Lederjacke und weißem Seidenschal flattert sie in die noble Bar des Schlosshotels. Von ihrem ersten Paragliding kommt sie, spät, weil der Helikopter wegen Spritmangels notlanden musste.

Blond, sportlich, jungmädchenhaft, mit hellbrauner Lederjacke und weißem Seidenschal flattert sie in die noble Bar des Schlosshotels. Von ihrem ersten Paragliding kommt sie, spät, weil der Helikopter wegen Spritmangels notlanden musste. Notlandungen kennt das schöne, traditionsreiche Berliner Gerhus auch, das von Karl Lagerfeld nach alten Vorbildern gestaltet wurde. Die Ketten von Regent oder RitzCarlton passten nicht zum Hals der „edlen Schönen“ im Grunewald.

Aber nun hofft die Berliner Betriebswirtin und leidenschaftliche Köchin, das erfolgversprechende Rezept für das Haus mit seinen 54 individuellen Zimmern und einem Stab von 84 Mitarbeitern gefunden zu haben: „A small leading Hotel“, die Nische mit den Merkmalen klein, bescheiden, exklusiv und diskret. Diskret? Immerhin werden die Klinsmann-Jungs im nächsten Jahr bei ihr ihre Kräfte tanken und die müden Fußballerbeine lagern. Jetzt war gerade Aga Khan einer der vielen „hohen Gäste“ des Hauses, die die Direktorin formvollendet persönlich empfängt.

Die Branche, so erzählt Uta Felgner, hat gestaunt, als eine Frau, die nicht einmal aus dem Hotelfach kommt, die Führung dieses Hauses vor zwei Jahren übernahm. Aber schwierige Aufgaben haben die Tochter einer dem Holocaust entkommenen Mutter und eines kinderreichen Vaters schon immer gereizt. Elf Stiefgeschwister hat sie, aber sie war das einzige Kind aus der Beziehung ihrer Eltern. Der Vater Feinmechaniker, die Mutter hat als Krankenschwester gearbeitet. Ihr Abitur hat sie in Ost-Berlin gemacht, studiert hat sie an der FU im Westen. Gewohnt hat sie „schon immer“ im Carré an der Budapester Straße.

Im Beruf wollte sie „nie angestellt“ sein. Sie war selbstständige Beraterin, vor allem auch bei Sanierungsfällen, und hat in den 20 Jahren seit dem Diplom ein beeindruckend weites Netz von Beziehungen geknüpft. „Menschen zusammenbringen“ ist eine ihrer Leidenschaften. Ihr Lieblingsprojekt ist die Berlin-New Yorker Feuerwehrbrücke, über die sie viele Kinder aus New York, die im September 2001 ihren Vater verloren haben, nach Berlin gebracht hat.

Verheiratet ist Uta Felgner mit einem zehn Jahre älteren Volkswirt und Presseleiter. Vor vier Jahren hat sich die starke, lebensbejahende Frau erfolgreich gegen eine schwere Krankheit gewehrt. Berlin, sagt sie, sei der interessanteste Ort, „unglaublich schön“, da will sie bleiben.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels

Uta Felgner wurde in Weißenfels/Sachsen-

Anhalt geboren. Die Diplom-Kauffrau leitet das Schlosshotel im Grunewald. Zur WM 2006 beherbergt sie dort die deutsche Nationalmannschaft.

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