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Berlin: Schönheitskur am Leopoldplatz

Ein Spielplatz für Kinder, eine Wiese für Familien, ein Bereich für Trinker: Der Bezirk Mitte will einen Problemort attraktiver machen – auf sanfte Art

Das Bezirksamt Mitte will den Leopoldplatz mit umfangreichen Umbauten attraktiver machen. Die Trinker und Drogenabhängigen, die den Platz in Wedding seit Jahren bevölkern, sollen aber nicht verdrängt werden. Das sagte Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD) am Freitag. Man wolle die „problematischen Gruppen“ nicht abschieben. Das würde nur die angrenzenden Wohngebiete zusätzlich belasten. Ein zwischenzeitlich verhängtes Alkoholverbot auf dem Platz hatte dazu geführt, dass sich die Trinker in die Seitenstraßen zurückzogen – es wurde daher im März dieses Jahres wieder aufgehoben.

Jetzt versucht es der Bezirk auf sanfte Art. Anstatt die Süchtigen zu vertreiben, sollen Bürger angelockt werden. Zu der Schönheitskur gehören: ein neuer Kinderspielplatz, ein abgetrennter Wiesenbereich für Familien, ein Boule-Platz sowie ein Café direkt am U-Bahneingang. So will der Bezirk den Freizeitwert des Leopoldplatzes erhöhen. Für die Trinker soll ein abgeschirmter, eventuell sogar überdachter Bereich gebaut werden. Außerdem wird über eine Gratistoilette diskutiert, um das lästige Wildpinkeln zu reduzieren.

Die Planung für die Umgestaltung ist bereits erstellt, die Bauarbeiten sollen im Frühjahr 2011 beginnen, teilte Hanke mit. Das vom Bezirksamt beauftragte Landschaftsarchitekturbüro hat gemeinsam mit dem Runden Tisch Leopoldplatz, den Quartiersräten und den Anwohnern Ideen gesammelt. Die angestrebten Umbaukosten betragen laut des Bezirksamt derzeit rund 1,1 Millionen Euro. Die Kosten für das Café wurden dabei noch nicht berücksichtigt, wohl jedoch ein Straßensozialarbeitprojekt, das für mehr Sicherheit und ein besseres Miteinander sorgen soll. Bezahlt werden auch zwei Streetworkerinnen auf Honorarbasis, die bei Konflikten mit Roma-Gruppen schlichten sollen. Die beiden Frauen haben einen entsprechenden Migrationshintergrund und sind bereits seit Mitte August im Einsatz.

Zustimmung für die Umbauten erhält der Bezirk auch von der Kirchengemeinde der Alten Nazarathkirche am Leopoldplatz. Das Bauwerk von Karl Friedrich Schinkel ist Treffpunkt der Trinkergruppen. „Die Gemeinde steht den Umbauarbeiten zwar aufgeschlossen gegenüber, doch eine Null-Toleranz-Politik wäre ihnen lieber“, glaubt Hanke. Er habe Verständnis für diejenigen, die die Trinker am liebsten sofort weg haben wollen: „Dass man nicht angepöbelt werden möchte und den verdreckten Platz unerträglich findet, ist doch normal.“ Trotzdem werbe der Bezirk für einen differenzierten Weg: „Wir wollen die Leute nicht einfach vertreiben. Stattdessen suchen wir nach Lösungen, mit diesen oft schwer kranken Menschen zu leben.“

Nadine Kuhn

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