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Helena Zengel bei der Berlinale 2019.

© Gregor Fischer/dpa

Update

Sie drehte einen Western mit Tom Hanks: Zwölfjährige Berlinerin Helena Zengel für Golden Globe nominiert

„Systemsprenger“ machte sie bekannt, nun kommt Helena Zengel zu Hollywood-Ehren: Mit ihrem englischsprachigen Debüt könnte sie beste Nebendarstellerin werden.

Die zwölfjährige Schülerin Helena Zengel aus Berlin ist als Nebendarstellerin in dem Western „Neues aus der Welt“ für einen Golden Globe nominiert. Das gab der Verband der Auslandspresse (HFPA) am Mittwoch in Hollywood bekannt. In dieser Sparte trifft Zengel unter anderem auf Amanda Seyfried („Mank“) und Olivia Colman („The Father“).

Zengel spielt an der Seite des zweifachen Oscar-Preisträgers Tom Hanks die verwaiste Johanna. Nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg trifft sie in Texas auf Captain Jefferson Kyle Kidd (Hanks), der durchs Land reist und die Nachrichten vorliest. Er nimmt Johanna in seine Obhut und will sie zu ihren Verwandten bringen. Doch der Weg dorthin ist gefährlich.

„Neues aus der Welt“ wurde von Paul Greengrass („Die Bourne-Verschwörung“) inszeniert und auf Englisch gedreht - was eine Herausforderung für die Schülerin war. Es ist ihr englischsprachiges Debüt. „Also die ersten zwei Tage hat mir Tom sehr viel geholfen und auch meine Mama, die Sachen zu übersetzen“, erzählt Zengel der Nachrichtenagentur dpa.

Technische Begriffe habe sie noch nicht verstanden. „Und generell war ich noch nicht so gut in Englisch. Aber ich habe es tatsächlich dadurch, dass ich eben immerzu mit Englisch konfrontiert war, gelernt.“

„Systemsprenger“ gewann acht Deutsche Filmpreise

Zengel hatte vor zwei Jahren mit dem Film „Systemsprenger“ den ersten großen Erfolg. In dem Drama, das acht Deutsche Filmpreise gewann, spielte sie ein rebellisches und traumatisiertes Mädchen, das von seiner Mutter in Pflegeeinrichtungen abgegeben wird. Zengel spielte das so authentisch und intensiv, dass es sich bis nach Hollywood herumsprach - und der britische Regisseur Greengrass sie für „Neues aus der Welt“ unter Vertrag nahm.

Auch dabei überzeugte das Mädchen: Tom Hanks (64) schwärmte nach Angaben der Filmfirma Universal, sie habe eine „unglaubliche Ausdruckskraft“. „Ihr Schweigen, ihre Augen, ihre Instinkte - sie mag sich der Regeln des Schauspiels nicht bewusst sein, aber sie kennt sie bereits implizit.“ Das Branchenblatt „Hollywood Reporter“ bescheinigte ihr eine „erstaunliche Leistung“, und das Fachblatt „Variety“ kürte Zengel kürzlich zu einer von zehn vielversprechenden Jungschauspielerinnen, deren Karriere man besonders beachten sollte.

Tom Hanks und Helena Zengel in "Neues aus der Welt".
Tom Hanks und Helena Zengel in "Neues aus der Welt".

© imago images/Cinema Publishers Collection

Sie zählt nun zu einer kleinen Gruppe von Kinderstars in der Globe-Geschichte mit Preischancen. 2020 war der damals zwölfjährige Roman Griffin Davis für „Jojo Rabbit“ nominiert, 2015 Quvenzhané Wallis (mit zwölf Jahren) für „Annie“. Auch Tatum O'Neal („Paper Moon“), Macaulay Culkin („Kevin - Allein zu Haus“) und Anna Paquin („Das Piano“) holten als Jungstars Nominierungen.

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Auch eine in Berlin spielende Netflix-Serie hat Chancen auf die begehrte Auszeichnung. „Unorthodox“ der deutschen Regisseurin Maria Schrader ist gleich zweimal vorgeschlagen: als beste Mini-Serie und in der Kategorie für die beste Schauspielerin. Schrader erzählt die Geschichte einer ultra-orthodoxen Jüdin, die vor ihrem Ehemann aus New York nach Berlin flüchtet. Die Hauptrolle spielt die israelische Schauspielerin Shira Haas, die im Rennen für einen Golden Globe als beste Schauspielerin ist.

Wegen Corona: Netflix statt weltweitem Kinostart

Die Globe-Trophäen in Form einer goldfarbenen Weltkugel gelten nach dem Oscar als wichtigste Film-Auszeichnung in den USA und werden am 28. Februar in Beverly Hills verliehen. Eigentlich war für „Neues aus der Welt“ ein weltweiter Kinostart geplant. Doch Corona machte Zengels Hollywooddebüt einen Strich durch die Rechnung. Nun wird der Film ab Mittwoch, 10. Februar, bei Netflix zu sehen sein.

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Dass er nicht in Kinos läuft, „finde ich doof“, sagte Zengel, die aus Friedrichshain stammt. „Es ist echt schade, weil es ist mein allererstes Mal in Hollywood und dann gleich so ein großer Film. Und dann kommt der nicht in die Kinos.“

Die Zeit in Hollywood war für die Zwölfjährige dennoch eine spannende Erfahrung. Tom Hanks habe ihr erzählt, „wie er so lebt und wie er das so macht“, sagte sie. „Als wir Essen waren und generell, wenn man mal mit ihm unterwegs ist, merkst du schon, dass die Leute die ganze Zeit gucken.“ Sie glaube, es sei manchmal nicht so leicht, ein großer Schauspieler zu sein.

„Du musst immer aufpassen, was du sagst und machst“, stellte Zengel fest. „Du musst schon ein bisschen kontrollierter leben. Aber ich glaube, es ist trotzdem ein sehr schönes Leben. Man hat einen Job, den man sehr, sehr liebt und man hat alles, was man braucht. Also ich glaube, das ist schon ziemlich cool, Schauspielerin zu sein.“ (dpa)

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