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Auftritt der Woche: Der schottische Patient

Mark Knopfler muss in der O2-World auf einem Hocker sitzen – sein Arzt hat es ihm befohlen. Die alten Hits gibt es trotzdem.

Von Maris Hubschmid

Er ist kein Mann der großen Show, er war es nie und hat auch keine nötig. Wenn er vor das Mikrofon tritt, wirkt er meist leicht verlegen. Wie ein Teenager, den Freunde auf einer Party aufgefordert haben: Hey Mark, spiel doch mal was auf deiner Gitarre, bitte! Nun mach schon, Mark, wir wissen, dass du’s kannst.

Zweifellos, Mark Knopfler kann es – wie kein Zweiter. Seine Begabung, den Saiten zupfenderweise und mit bloßen Fingern die virtuosesten Töne zu entlocken, brachte ihm früh den Beinamen „Gitarrengott“ ein, und ein solcher ist er für viele bis heute geblieben. Die Fans lieben ihn für seine Musik und die unprätentiöse Art, mit der er in Dienstleistungsmanier genau die Stücke zum Besten gibt, die das Publikum hören will, und zwar so, wie sie immer geklungen haben. Natürlich gefalle es ihm, Neues auszuprobieren, sagt der Brite, der im vergangenen Jahr seinen 60. Geburtstag feierte. Er habe aber großen Respekt davor, wie wichtig bestimmte Songs für einzelne Menschen sind. „Sie erzählen mir die erstaunlichsten Geschichten, was ,Brothers In Arms‘ oder ,Romeo And Juliet‘ für ihr Leben bedeuten. Also spiele ich diese Lieder. Wieder und wieder.“

Vielleicht rührt die Bescheidenheit des gebürtigen Glasgowers daher, dass er nie vorhatte, als Musiker Karriere zu machen. Vielmehr wollte er schreiben, jobbte nach seinem Schulabschluss bei der „Yorkshire Evening Post“ in Leeds und verdiente sich mit gelegentlichen Clubauftritten das fehlende Geld für ein Journalistikstudium dazu. Man gab ihm einen Dozentenposten am örtlichen College, jedoch bei geringem Gehalt. So kam es, dass Knopfler 1977 gemeinsam mit seinem Bruder David die Dire Straits gründete. Der Name, zu Deutsch etwa „arge Bedrängnis“, war eine Anspielung auf die finanzielle Situation der Bandmitglieder. Ein Jahr später gelang ihnen mit „Sultans of Swing“ ein Welthit.

Mittlerweile hat Mark Knopfler mehr als 120 Millionen Tonträger verkauft. Seit sich die Gruppe Anfang der neunziger Jahre aufgelöst hat, ist er als Solokünstler aktiv. Er hat zahlreiche Filmmusiken komponiert, mit Paul McCartney und Eric Clapton gespielt. In seinem Studio hält er antiquarische Aufnahmegeräte instand, das ist der Luxus, den er sich leistet. An Knopflers Erscheinung ist nichts Glamouröses. Wie ein in die Jahre gekommener Sozialarbeiter sehe er aus, unkten böse Pressezungen während seiner Deutschlandtour 2001. Knopflers Anhängern ist das egal. Die Abstände seiner Deutschlandkonzerte werden kontinuierlich kleiner, erfreuen sich trotzdem wachsenden Zulaufs. 2008 wurde als Berliner Veranstaltungsort noch das Velodrom ausgewählt, am Freitag kommt Mark Knopfler in die O2-Arena. Er weiß die Treue seiner deutschen Fans zu schätzen: „Sie sind ungeheuer loyal, genießen schlichtweg unsere Musik.“ Darum werden sie sicher auch Verständnis dafür haben, dass die Darbietung diesmal noch minimalistischer ausfallen wird als sonst. „Ich darf nicht stehen, nicht laufen, nicht rennen und nicht tanzen“, kündigte Knopfler an, sein Arzt habe es ihm verboten, der Musiker hatte sich vor Wochen einen Nerv eingeklemmt. „Ich werde mich einfach auf einen Hocker setzen.“

Das Konzert beginnt am Freitag um 20 Uhr. Es gibt noch Tickets ab 54 Euro.

Montag. Eine der erfolgreichsten Emo-Punkrock-Bands der Neunzigerjahre, The Get Up Kids, tritt im Postbahnhof auf. Beginn ist um 21 Uhr, Tickets ab 21 Euro.

Mittwoch. Der Hawaiianer Jack Johnson, Sänger, Songwriter und Surflegende, kommt mit seinem neuen Album „To the Sea“ ins Tempodrom. Auf seinen Konzerten dominieren ruhige Gitarrenklänge. Beginn ist um 19.30 Uhr, Tickets ab 75 Euro.

Im Frannz Club der Kulturbrauerei präsentiert das britische Rockerquartett „The Hold Steady“ sein neues Album. Die Jungs gelten als echter Geheimtipp. Beginn ist um 20 Uhr, 20 Euro.

Donnerstag. Countrygröße Willie Nelson („On the Road Again“) tritt im Tempodrom auf. Der langhaarige Texaner ist inzwischen 76 Jahre alt. Beginn ist um 20 Uhr. Restkarten ab 49 Euro.

Die Hardcore-Formation „Hatebreed“ spielt im SO 36. Beginn ist um 20 Uhr, Tickets ab 20 Euro.

Sonnabend. Aquabella singt a cappella im Botanischen Garten. Beginn ist um 18 Uhr, Eintritt 15 Euro.

In der Wuhlheide geben Künstler wie Bonnie Tyler, Chris Norman, Jimmy Somerville, Billy Ocean und die Puhdys ein gemeinsames Open-Air-Konzert. Beginn ist um 18 Uhr, Tickets ab 35 Euro. mch

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