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Straßenneubau: Anlieger wollen Osttangente nach Westen verlegen

Eine Osttangente soll bald Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick verbinden. Ein Gründstücksnutzer-Verband sieht aber Fehler im Senatsplan – und legt eigene Studie für Straße vor.

Das Ziel ist klar, aber über den Weg wird jetzt heftig gestritten: Der Verband Deutscher Grundstücksnutzer (VDGN) fordert vehement den Bau der Osttangente, den auch eine Machbarkeitsstudie im Auftrag des Senats dringend empfiehlt. Allerdings fürchtet der VDGN, dass die Verwaltung von Senatorin Ingeborg Junge- Reyer (SPD) gerade dabei ist, das Projekt zu vergeigen, von dem sich Anwohner und Wirtschaft so viel versprechen.

Das Gutachten für den Senat empfiehlt, die sechs Kilometer lange Tangentialverbindung Ost (TVO) zweispurig östlich des sogenannten Berliner Außenrings der Bahn zu bauen – mit direktem Anschluss an den Knoten von Märkischer Allee mit Alt-Friedrichsfelde (B 1/B 5) im Norden und an die Einmündung der Spindlersfelder Brücke auf die Straße An der Wuhlheide im Süden. Der VDGN dagegen, der vor allem Anwohner der zurzeit teilweise extrem belasteten Ausweichrouten vertritt, hält diesen Ansatz für grundfalsch: Erstens nimmt sie aus Sicht der Grundstücksnutzer die Wohngebiete von Biesdorf-Süd arg in die Zange, die dann mit hohen Schallschutzwänden verschandelt werden müssten. Zweitens würde diese Variante die Bahnstrecke nach Erkner und Frankfurt (Oder) ausgerechnet am Bahnhof Wuhlheide und dem dortigen Eisenbahnkreuz überqueren müssen, was extrem aufwendig und wegen langfristiger Umbaupläne der Bahn vorerst nicht machbar wäre. Drittens rechnet der VDGN mit „zehn bis 15 zu enteignenden Wohngrundstücken“ für den nördlichen Anschluss, was die Planung wegen der absehbaren Gerichtsverfahren um viele Jahre verzögern und zudem teurer machen würde. Und schließlich sei die Trasse mit zwei Spuren von vornherein zu klein geplant, zumal sie nach Norden und Süden jeweils mindestens vierspurig angeschlossen sei.

Der Gegenvorschlag des Verbandes: vier Spuren, die westlich der Bahngleise verlaufen sollen – also im hinteren Bereich des Tierparks und dann weiter durch jenen Teil von Karlshorst, der jahrelang von der Roten Armee für Panzertransporte genutzt worden sei und seit den 1990ern als kontaminierte Ödnis brach liege. Bei dieser Variante ist laut VDGN „keinerlei Wohnbebauung betroffen“, und vom Tierpark wäre „lediglich eine Wirtschaftsstraße“ abzuknapsen, aber kein Tiergehege.

Heribert Guggenthaler, der in der Stadtentwicklungsverwaltung das Referat Straßenplanung leitet, kann der Alternative wenig abgewinnen: Die West-Variante würde nicht nur durch Wasserschutzgebiet führen, sondern auch durch das enorm artenreiche Schutzgebiet „Biesenhorster Sand“ entlang der Bahn. Der Anschluss an die Märkische Allee nehme nur drei Wohngrundstücke in Anspruch, „aber selbst das kann man noch optimieren“, sagt Guggenthaler. Wobei er an der zweispurigen Version festhält: „Wenn es Abbiegespuren gibt, kann man die prognostizierten 30 000 Fahrzeuge pro Tag darüber locker abwickeln.“ Schließlich komme die TVO ohne Bremser wie Lieferverkehr und Fußgängerampeln aus.

Ungeachtet des Planungsstreits wird so schnell ohnehin kein Bagger anrücken: Zurzeit bilden sich Senat und Bezirksämter ihre Meinung, erst dann kann die finanzielle und fachliche Planung überhaupt beginnen. Vor 2020 wird also kein Auto über die Osttangente rollen.

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