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Der frühere Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen (CDU).

© Doris Spiekermann-Klaas

Update

Chaos am Flughafen BER: Eberhard Diepgen attackiert Hartmut Mehdorn

„Es ist schon erstaunlich, was der Geschäftsführer sich so alles gegen seine Brötchengeber herausnimmt", sagt Berlins ehemaliger Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen im Tagesspiegel-Interview über BER-Chef Hartmut Mehdorn.

Der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen, hat sich dafür ausgesprochen, den Flughafen Tegel offenzuhalten. Es sei absehbar, dass die Regierung in Brandenburg einen Ausbau des neuen Hauptstadtflughafens in Schönefeld weiter behindern werde, sagte der CDU-Politiker dem Tagesspiegel am Sonntag. Jeder wisse, dass die Kapazitäten des BER nicht ausreichen. „Deswegen muss Tegel weiter als Möglichkeit offengehalten werden. Da hat Hartmut Mehdorn Recht.“

Festgefahrene Denkmuster sollten infrage gestellt werden, sagte Diepgen, der die während seiner Amtszeit 1996 getroffene Standortentscheidung für Schönefeld auch im Nachhinein immer wieder verteidigt hat. „Beispielsweise: Ist es sinnvoll, Tegel abzureißen und in Schönefeld mit noch mehr Geld aufzubauen? Oder auch: Ist es nach dem Planfeststellungsbeschluss wirklich zwingend, Tegel zu schließen, wenn in Schönefeld wegen der Kapazitätsengpässe ein ordnungsgemäßer Betrieb fraglich ist?“ Diepgen war von 1984 bis 1989 und 1991 bis 2001 Regierender Bürgermeister Berlins.

Die Forderungen des Hartmut Mehdorn

Er kritisierte BER-Chef Mehdorn für dessen Forderung, den Flughafen zu „entpolitisieren“. „Es ist schon erstaunlich, was der Geschäftsführer sich so alles gegen seine Brötchengeber herausnimmt! Als Aufsichtsratsmitglied würde ich das als Unverschämtheit einordnen.“ Mehdorn habe auch in der Sache unrecht. „Bei den sehr unterschiedlichen Interessenlagen zwischen Berlin, Brandenburg und dem Bund muss der Regierende mit seiner Amtsautorität den Aufsichtsrat führen und die Interessen der Hauptstadt durchsetzen.“ Nach der Ankündigung von Klaus Wowereit (SPD), mit seinem Rücktritt als Regierender Bürgermeister von Berlin auch den BER-Aufsichtsratsvorsitz niederzulegen, hatte Mehdorn gefordert, dem Gremium sollten mehr Mitglieder mit „unternehmerischem Sachverstand“ und weniger Politiker angehören.

Der Flughafenchef kämpft derzeit gegen einen weiteren Verzug beim BER. Für eine Sanierung der Nordbahn brauchen die Anwohner bis Monatsende Schallschutzbescheide. Bei den Bewilligungen kommen die Planer langsamer voran als erwartet, schreibt Mehdorn in der Zeitschrift „BER aktuell“. Er kritisiert, dass die Debatte durch den Wahlkampf in Brandenburg angeheizt werde. Von den 4300 Haushalten, die einen Schallschutz im Einzugsgebiet der noch nicht eröffneten Südbahn gestellt haben, bekamen Mehdorn zufolge bislang nur 700 ihre für die Sanierung nötigen Bescheide. „Für eine höhere Erledigungsquote fehlte bisher einfach die Zeit“, schreibt Mehdorn.

Am kommenden Freitag muss der BER-Architekt Meinhard von Gerkan vor dem Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses aussagen. Das Gremium will aufklären, wie die Pannenserie beim Flughafenbau entstanden ist.

Das ganze Interview mit Eberhard Diepgen lesen Sie in der gedruckten Ausgabe des Tagesspiegel am Sonntag oder in unserem E-Paper.

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