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Umbau West. Den Anblick einer Baustelle statt eines in neuem Glanze erstrahlenden Zoo-Palasts muss man nun noch einige Monate länger als geplant ertragen.

© Mike Wolff

Exklusiv

Verzögerung bei der Sanierung: Zoo-Palast wird nicht zur Berlinale fertig

Auch bei der Sanierung des Zoo-Palasts braucht Berlin ein bisschen länger. Für die Filmfestspiele kommt die Bauverzögerung nicht ganz überraschend.

Zumindest Berlinale-Chef Dieter Kosslick lässt sich die Laune nicht verderben: „Wir freuen uns auf 2014, dann ist die Berlinale im Westen mit dem Haus der Berliner Festspiele, dem Delphi und dann auch wieder dem Zoo-Palast stark vertreten“, ließ er am Dienstag auf Anfrage ausrichten. Dabei hätte er einigen Grund, verdrossen zu sein: „Flaggschiff der Berlinale“, „Lieblingskino“ der Filmfestspiele, „wunderbares Kinogefühl“ – so pflegt er vom Zoo-Palast zu schwärmen. Und noch im Februar hatte er anlässlich seiner Festspiele die Hoffnung geäußert, das runderneuerte Kino im Februar 2013 wieder nutzen zu können. Daraus wird nichts. Als gelte es, das Gesetz der Serie im Berliner Baugeschehen nach den Verzögerungen bei BER, Staatsoper und BND endgültig zu beweisen, verschiebt sich nun auch der Kinostart. Welche Filme auch immer zur Berlinale 2013 ausgewählt werden: Im Zoo-Palast werden sie garantiert nicht gezeigt.

Ursprünglich sollte das Großprojekt „Bikini Berlin“ mit Kino und benachbartem Bikini-Haus 2012 abgeschlossen werden. Für das langgestreckte Geschäfts- und Bürogebäude aus den Fünfzigern, das seinen Namen einem ehemaligen Luftgeschoss, einer Etage ohne Wände, verdankt, galt der Termin seit einiger Zeit als überholt. Nun verschiebt sich auch die Wiedereröffnung des Kinos.
Noch vor kurzem hatte der Investor, die Bayerische Hausbau, angekündigt, das Kino „möglichst bis zur Berlinale im Februar 2013“ eröffnen zu wollen. Nun will das Unternehmen den Komplex an der Budapester Straße in Charlottenburg „zeitlich nacheinander gestaffelt“ eröffnen. Die Reihenfolge stehe noch nicht fest, sagte eine Sprecherin. Es ist also offen, wann im kommenden Jahr das Kino neben der geplanten Shoppingpassage, den Büroflächen und dem Hotel dran ist.

In Bildern: Die Großbaustelle City West

Sowohl das Kino als auch das Bikini-Haus stehen unter Denkmalschutz. Bei der Modernisierung müsse man die alte Architektur bewahren, aber die „energetischen Anforderungen von heute“ erfüllen, heißt es. In dieser „komplexen Situation“ hätten Genehmigungen und Abstimmungen mit Ämtern länger als erwartet gedauert. Wie berichtet, wurde der Zoo-Palast Ende 2010 für die Umbauten geschlossen. Von 1957 bis 1999 war der Filmtempel zentrale Spielstätte der Internationalen Filmfestspiele Berlin, unzählige Stars waren dort ein- und ausgegangen. Nach dem Wechsel des Festivals an den Potsdamer Platz im Jahr 2000 wurden Filme der Sektion „Panorama“ gezeigt, vor allem aber war das Kino das Zentrum der Sektion „Generation“, mit dem speziell das junge Publikum angesprochen wird.

Für die Filmfestspiele kommt die Bauverzögerung nicht ganz überraschend. Man stehe in regelmäßigem Kontakt mit dem Bauherrn, die Verschiebung sei intern „seit einiger Zeit bekannt“ gewesen, sagte Kosslicks Sprecherin Frauke Greiner. Da man langfristig plane, habe man sich darauf eingestellt. Zentrum der Sektion „Generation“ werde im kommenden Jahr wie 2011 und 2012 das Haus der Kulturen der Welt im Tiergarten sein. Wie ab 2014 der Zoo-Palast genutzt werde, stehe noch nicht fest.

City West: Und so sah es ganz früher aus

Das Kino mit seinen zwei keilförmig übereinandergeschobenen Sälen war am 28. Mai 1957 mit dem Helmut-Käutner- Film „Die Zürcher Verlobung“ eröffnet worden. Als Berlinale-Haus entging es dem Schicksal vieler Großkinos, die in den siebziger Jahren in immer kleinere Schachteln zerlegt wurden. Dem Zoo-Palast wurden sie nicht implantiert, sondern außen angeklebt. Mehrere der Minikinos werden nach dem Umbau verschwunden sein. Erhalten bleiben die beiden historischen Säle, der größere schrumpft von 1070 auf 850 Plätze. Statt zuvor neun wird es nur noch sieben Säle geben, alles in gehobenem Komfort. Künftiger Hausherr ist der Hamburger Hans-Joachim Flebbe, der schon die Astor Film Lounge am Kurfürstendamm betreibt, aber als Gründer und Ex-Vorstandschef der Cinemaxx-Kette auch mit Multiplex-Kinos viel Erfahrung mitbringt. Von Flebbe war am Dienstag keine Stellungnahme zu erhalten.

Direkt gegenüber dem Zoo-Palast verzögert sich auch die ursprünglich für Ende 2011 geplante Eröffnung des Luxushotels Waldorf-Astoria im neuen Zoofenster-Hochhaus. Nunmehr wird der Herbst als Eröffnungszeitraum genannt. Nebenan, wo noch Reste des teilweise abgerissenen alten Schimmelpfeng-Hauses stehen, plant der Investor Strabag ein zweites 119-Meter-Hochhaus namens Atlas Tower zwischen Ku’damm und Kantstraße. Am Breitscheidplatz, Ecke Kantstraße, werden dafür bereits Rohre verlegt. Der eigentliche Baubeginn für den Turm steht laut Strabag noch nicht fest.

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