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Berlin: Vom "Königgrätzer Garten" zur Karibik-Oase

Nach mehrjährigem Leerstand soll die Traditionsgaststätte Siemenswerder zu neuem Leben erweckt werden. In dem denkmalgeschützten Fachwerkhaus, das 75 Jahre lang als Siemens-Clubhaus diente, eröffnet Eigentümer Horst Mader mit einer Neujahrsparty am Silvesterabend eine neues Restaurant mit exotischem Flair.

Nach mehrjährigem Leerstand soll die Traditionsgaststätte Siemenswerder zu neuem Leben erweckt werden. In dem denkmalgeschützten Fachwerkhaus, das 75 Jahre lang als Siemens-Clubhaus diente, eröffnet Eigentümer Horst Mader mit einer Neujahrsparty am Silvesterabend eine neues Restaurant mit exotischem Flair. Unter der Leitung seiner aus Kuba stammenden Geschäftspartnerin Teresa Kortschakowski soll eine karibische Oase am Havelufer entstehen.

In dem um 1875 errichteten Gebäude befand sich bis 1920 die Ausflugsgaststätte "Königgrätzer Garten". Danach ließ Werner von Siemens das idyllisch gelegene Areal als Domizil für den firmeneigenen Ruderverein ankaufen. Schnell zu einem Freizeitziel für die Mitarbeiter geworden, diente "Siemenswerder" ab 1954 der Belegschaft offiziell als Erholungsstätte sowie als Podium für zahlreiche Veranstaltungen des Siemens-Kulturkreises. Obwohl Restaurant und Biergarten mit jeweils 300 Plätzen nach der Öffnung für die Allgemeinheit beträchtliche Gewinne abwarfen, trennte sich der Konzern 1995 von dem wegen der hohen Unterhaltungskosten dennoch verlustreichen Ufergrundstück.

Seitdem scheiterten alle Pläne für eine neue Nutzung. Vor einigen Jahren segelte hier auch der Prominenten-Wirt Johann Studinger mit seinem Konzept einer Erlebnisgastronomie in die Pleite. Die vom Verfall bedrohte Gaststätte ging in den Besitz einer Bank über, die Übernahme durch Wassersportvereine scheiterte. Vor einem Jahr ersteigerte Horst Mader, einer der Gläubiger, das Objekt. Der im Immobilien- und Gastronomiebereich tätige Berliner suchte vergeblich einen neuen Investor. Zwar gab es viele Interessenten und auch einen Käufer, als das Objekt im März erneut unter den Hammer kam. Doch der neue Besitzer nutzte sein Rücktrittsrecht und sprang schließlich wieder ab.

Jetzt will Mader Siemenswerder in eigener Regie betreiben. Als Test diente die private Weihnachtsfeier eines Fußballvereins. Seitdem ist Mader von seinem Konzept eines "Hemmingway-Clubs" überzeugt. Damit meint er eine Bar mit exotischen Cocktails und einen Speiseplan, der karibische Spezialitäten ebenso bietet wie Schnitzel und Bockwurst. Auftreten sollen hier kubanische Musiker. Schließlich sollen die Sänger und Tänzer auch bei Minusgraden in Berlin für südliche Stimmung sorgen, so Teresa Kortschakowski.

Nach der Silvesterparty soll der reguläre Gastronomiebetrieb aufgenommen werden. Im Sommer sollen Tanzveranstaltungen unter künstlichen Palmen angeboten werden. Den Badestrand möchte Horst Mader dann ebenso für seine Gäste öffnen wie das Bootshaus. Er will zudem Havelrundfahrten und ein Wassertaxi zur Havelchaussee anbieten. Auch die Ausflugsdampfer sollen dann wieder am Steg in Siemenswerder festmachen. Weil man sich im Gegensatz zu Studinger voll auf das eine Objekt konzentrieren will, glaubt Mader an die Renaissance der Traditionsgaststätte. "Ich bin der Meinung, das Ding geht auf und sehe sehr rosige Zukunftsperspektiven".

Rainer W. During

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