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Namenstausch. Aus dem „Jeton“ wird der „Triplex-Club“. Die neuen Betreiber sind erfahrene Gastwirte.

© Doris Spiekermann-Klaas

"Jeton" wechselt den Besitzer: Vom Neonazi-Treffpunkt zum Multi-Kulti-Club

Das nach einer rechten Bluttat umstrittene "Jeton" in der Frankfurter Allee ist zu – nun eröffnen türkische Betreiber einen neuen Club.

Es ist noch nicht lange her, da haben sich in der Frankfurter Allee 98 am Wochenende vor allem Männer mit kurzen Haaren und rauen Sitten getroffen. In der dortigen Disko „Jeton“ tranken in trauter Eintracht neben feieraffinen Jugendlichen, auch stramme Hooligans und rassistische Schläger zu günstigen Preisen zahlreiche Biere und den einen oder anderen Schnaps. Nun dürfte sich in dem Friedrichshainer Kiez einiges ändern.

Das Jeton ist geschlossen, die neuen Eigentümer des Hauses haben den einstigen Betreiber, Ronny Berkhahn, abgefunden und die Räume an drei Berliner Türken vermietet, alle erfahrene Gastronomen. Der Laden wird generalüberholt, Tischler, Elektriker, Raumgestalter werkelten im Akkord: An diesem Sonnabend eröffnen die drei Neuen den „Triplex Club“, ab 22 Uhr geht es los.

„Es gibt für den Abend schon 600 Reservierungen“, sagt Mehmet Yilmaz, einer der neuen Betreiber. Mehr Leute passen auch kaum in den 700-Quadratmeter-Club. Auf drei Etagen wolle man eine gehobene Atmosphäre bieten. „Multi- Kulti, gute Drinks, aber auch lateinamerikanische Musik“, erklärt Yilmaz. Zwischen 10 und 15 Euro wird der Eintritt künftig kosten, kündigt er an. Dafür soll einiges geboten werden. Das Triplex verstehe sich als Bar, Lounge und Club. In der ersten Etage werden DJs die Tanzfläche beschallen, im zweiten Stock soll eine Lounge etwa für Afterwork-Partys entstehen, in der dritten Etage ist Live-Musik geplant. Kurz vor der Eröffnung kommt noch ein Kamerateam eines türkischen Privatsenders und dreht eine Episode einer beliebten Modeshow in den Räumen. In den kommenden Monaten soll das Triplex zunächst freitags und sonnabends offen haben.

Im Osten von Friedrichshain dürften die neuen Betreiber mit ihrem Club einiges verändern. Bisher ist der Kiez eher durch Kneipen geprägt, gern mit Dartscheibe und Wodka-Rabatten. Als Disko gab es hier zuletzt vor allem das Jeton, dessen Einzugsgebiet der Berliner Osten war. Um im Triplex die Nacht zu verbringen, könnten sich bald auch Gäste vom anderen Ende der Stadt auf den Weg machen, schließlich bieten nur wenige Clubs in Berlin lateinamerikanische Klänge. Für Tango und Salsa fuhren viele bislang nach Schöneberg.

Sicher, nicht jeder Gast des alten Jetons war rechtsextrem. Aber als am frühen Morgen des 12. Juli 2009 eine Horde betrunkener Neonazis nach einem Abend im Jeton einen jungen Linken auf der Frankfurter Allee fast zu Tode prügelte, wunderte das viele Anwohner kaum. Einer der Täter, der damals 26 Jahre alte Oliver K. aus Brandenburg, soll das bewusstlose Opfer dem Gericht zufolge mit „erkennbarem Tötungsvorsatz“ einen Stampftritt auf den Kopf versetzt haben. Dafür bekam er fünfeinhalb Jahre Haft. Nach der Bluttat hatten Linksradikale die Scheiben der Disko eingeworfen. Rund 4000 Menschen demonstrierten gegen die rechten Schläger.

Berkhahn, der einstige Betreiber des Jetons, gibt sich gelassen. „Ich habe Erfahrung im Führen von Diskos, auch das Jeton lief gut“, sagt er. „Derzeit habe ich die Möglichkeit, einen neuen Laden zu eröffnen – und zwar in Mitte, Lichtenberg, Hellersdorf, Marzahn oder Friedrichshain.“

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