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Stimmungsvoll, aber auch ziemlich oll. Der Jahn-Sportpark mit seinen markanten Flutlichtmasten in Berlin-Prenzlauer Berg.

© Imago

Was kosten die Spiele in Berlin?: Olympia: 150 statt 30 Millionen Euro für Jahn-Sportpark

Der Jahn-Sportpark wird Zentrum der Paralympics. Die Kostenkalkulation lag im Herbst bei 30 Millionen Euro. Jetzt ist plötzlich die Rede von viel höheren Beträgen. Und was kosten die Spiele insgesamt?

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Ein „Leuchtturm“ des Behindertensports soll es werden, die „erste Inklusionssportanlage Deutschlands“ und ein Zentrum möglicher Paralympischer Spiele in Berlin. Der Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg geht einer goldenen Zukunft entgegen, so scheint es, aber davor steht die harte Wirklichkeit der Baukosten. Nach einer Machbarkeitsstudie, die dem Tagesspiegel vorliegt, sind für Neubau und Sanierung der Sportanlagen rund 150 Millionen Euro fällig. Bisher hatte Sport-Staatssekretär Andreas Statzkowski (CDU), von 30 bis 40 Millionen Euro gesprochen. SPD-Sportexperte Dennis Buchner sagte dem Tagesspiegel: „Intern haben wir mit rund 100 Millionen Euro gerechnet.“ 30 bis 40 Millionen würde allein der Stadion-Neubau kosten. Es könnte also etwas teurer werden.

Bis Herbst will das Land ein Finanzkonzept für Olympia erarbeiten. „Ein wirtschaftlich tragfähiges und ausbalanciertes Konzept vorzulegen, ist ambitioniert, aber leistbar“, sagte Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) dem Tagesspiegel.

Abriss und Neubau

Und nicht nur im Jahn-Sportpark sollen die Spiele stattfinden. Berlin rechnet mit etwa zwei Milliarden Euro für Investitionen in Sportstätten für Olympia. Das Jahn-Stadion, das teilweise aus den 50er Jahren stammt, wurde zuletzt Ende der 90er Jahre saniert. Inzwischen ist die Bausubstanz vieler Gebäude und des Stadions so marode und technisch veraltet, dass die die Macher der Studie von der Firma „Sportconcept“ Abriss und Neubau empfehlen. Um mehr Platz für Sportflächen zu schaffen, wird ein Parkhaus für 450 Autos empfohlen. Außerdem könnte ein neues „Multifunktionsgebäude“ mit Sporthalle, Seminarräumen und Verwaltung entstehen, in der Form eines rund 30 Meter hoher Turms im Zentrum des rund 20 Hektar großen Geländes.

Die Stadiontribünen sollen neue Sitze erhalten und komplett überdacht werden. Spielfeld und Leichtathletikbahn müssten laut Sportconcept neu errichtet werden. Eine Rasenheizung sei nötig. Die markante Flutlichtanlage könnte erhalten werden, würde aber energetisch verbessert. Das Stadion soll künftig zweitligatauglich sein, barrierefrei und 20 000 Zuschauern Platz bieten. Auch für die Vereine auf dem Gelände sollen neue Sportplätze entstehen, vor allem für Fußball, Hockey und Tennis. Geplant ist, dass der Berliner Behindertensportverband auf das Gelände zieht. Bisher ist der Verband im Olympiapark angesiedelt.

Champions-Legaue-Finale im Jahn-Sportpark

Weil am 14. Mai das Champions-Legaue-Finale im Frauenfußball im Jahn-Stadion stattfinden soll, muss schon jetzt ertüchtigt werden, für rund 2,6 Millionen Euro. Das Geld sei aber nicht verloren, wenn die große Sanierung ab 2018 ansteht, sagt Dennis Buchner. Vor allem die Toiletten sollen erneuert werden, außerdem ist ein neuer Anstrich für das Tribünengebäude vorgesehen. Viel mehr ist bis zum Mai auch gar nicht zu schaffen. Problematisch ist auch der Streit um die Randbebauung des Jahn-Sportparks. Die Senatssportverwaltung versuchte, per Klage beim Verwaltungsgericht einen Neubau mit exklusiven Eigentumswohnungen an der Ecke Schönhauser Allee, Cantianstraße zu verhindern. Bisher vergeblich. Die Sportverwaltung befürchtet, dass die künftigen Wohnungsbesitzer bei Sportveranstaltungen ihr Recht auf Lärmschutz einklagen werden. Das könnte die Nutzung der Anlage beschränken.

Der Jahn-Sportpark spielt eine zentrale Rolle im Olympiakonzept. Sollte sich der Deutsche Olympische Sportbund am 21. März für Berlin und nicht für Hamburg als Bewerberstadt entscheiden, wird Berlin in die Bewerbungsphase eintreten. Die zweistufige Bewerbung soll 50 Millionen Euro kosten. Bis Mitte 2016 sind rund 18,5 Millionen veranschlagt, bis Sommer 2017 weitere 31,5 Millionen Euro. Für die Sportstätten entfallen rund 500 Millionen Euro für Instandsetzungen, die allerdings bis 2024 ohnehin anfallen würden. 250 Millionen Euro sollen in Trainingsstätte fließen und noch einmal 200 bis 250 Millionen Euro für die Modernisierung von Bestandsgebäuden. Die reinen Olympiakosten belaufen sich somit auf 1,5 Milliarden Euro. Für Um- und Ausbauten sollen 250 Millionen Euro verwendet werden, für dauerhafte Neubauten ebenfalls 250 Millionen Euro und für temporäre Bauten rund eine Milliarde Euro. Der Senat rechnet für die Durchführung der Spiele und temporäre Bauten nicht mit öffentlichen Zuschüssen. Möglicherweise erhält Berlin wie zuletzt London 2012 einen Zuschuss von einer Milliarde Dollar. Bei den Kosten für Sanierung und Neubau von Sportanlagen, das olympische Dorf und die Sicherheit rechnet Berlin mit einem Bundeszuschuss von 50 Prozent.

Wie berichtet, starten am Freitag starten die „Olympischen und Paralympischen Wochen“. Ein Bürgerforum im E-Werk ist am 12. Februar geplant. Der DOSB startet Ende Februar eine Olympia-Umfrage unter Berlinern und Hamburgern. Das Ergebnis ist relevant für die DOSB-Entscheidung am 21. März für Berlin oder Hamburg als Bewerberstadt. Sollte das Votum auf Berlin fallen, findet am 13. September eine Volksbefragung statt. Bei einer Mehrheit für Olympia zeigt das Nationale Olympische Komitee am 15.September die Bewerbung beim IOC an, Bewerbungsabgabe ist Anfang 2017. Im Sommer 2017 vergibt das IOC die Spiele 2024

Weitere Infos zu Berlins Olympiabewerbung finden Sie auf unserer Themenseite. Und dass es gar nicht nur um Berlin geht, sehen Sie hier: "Berlins Olympia-Plan reicht von Rostock bis Wolfsburg."

Auch in der Arena am Ostbahnhof soll Olympia statfinden. Die Halle trägt nun einen neuen Namen. Mehr lesen Sie unter diesem Link.

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