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Die Berliner Fans feiern den WM-Sieg der deutschen Nationalelf mit einem Autokorso.

© dpa

WM-Finale in Berlin: Die Nacht, in der Berlin nicht schlafen konnte

Welch eine magische Nacht: Mario Götzes Tor ließ auf der Fanmeile die Böller explodieren. Und nach dem Abpfiff verwandelte sich der Kurfürstendamm in eine gigantische Diskomeile - bis ein Traktor aus Brandenburg kam.

Es war eine Nacht, an die viele sich lange zurückerinnern werden und vielleicht gleich heute morgen mit Kopfschmerzen. Der gestrige Abend war nass und kalt. Auf dem bereits gegen 19 Uhr wegen Überfüllung gesperrten Gelände rund um das Brandenburger Tor versammelte sich nach Schätzungen eine halbe Million Menschen und dies im strömenden Regen. Eine halbe Stunde vor Anpfiff des WM-Finales zwischen Deutschland und Argentinien dann tatsächlich das erste Omen: An der Siegessäule, im Westen, ging die Sonne wieder auf, der Regen stockte, und weil das Bier aber weiter floss und in Rio der Ball ins Rollen kam, wurden die Schlachtenbummler für ihre Ausdauer belohnt und brachen in Jubel aus, als ARD-Kommentator Tom Bartels persönlich nach Berlin grüßte.

Ihre Nerven jedoch wurden erst so spät entlastet in diesem packendem Spiel und so konnte man beobachten, dass aber der zweiten Spielhälfte die Stadiongesänge verstummten und alle Aufmerksamkeit sich gebannt auf die Leinwände richtete. Dann traf Mario Götze, und sofort knallte und fackelte es. Jetzt brachen die ohrenbetäubenden Böller los - und zahlreiche bengalische Feuer wurden gezündet, wahrscheinlich zum Erstaunen der Sicherheitskontrolleure an den Eingängen der Fanmeile.

Nach dem Abpfiff ging alles sehr schnell. Wer jetzt nichts verpassen wollte, hatte sich zu beeilen. Dem opulenten Feuerwerk über dem Brandenburger Tor wandten viele nur den Rücken zu, denn den echten Fans war die Richtung klar: Immer dem Strom nach, zum Kurfürstendamm. Wer sich wie der Reporter wirklich beeilte, kam dann recht schnell zum Ernst-Reuter-Platz und ab da dann eigentlich nirgendwo mehr hin. In Berlin herrschte rund um den Kurfürstendamm nach dem Abpfiff in Rio de Janeiro schlicht Ausnahmezustand. Bis 5 Uhr am Morgen tobten Autocorsos und Bierduschen zwischen Leibnizstraße und Tauentzienstraße. Die alles dominierende Stimmung war bier- und fußballselig und da trafen sich deutsche Fankultur und Silvesterstimmung.

Die Polizei schätzt heute morgen, dass 15.000 Menschen in der Nacht auf der Flaniermeile feierten, mit vielleicht fast ebenso vielen hupenden Automobilen. Jeder, der brüllen und lärmen konnte, tat dies nach bestem Gewissen - und auf den Straßen tanzten Hundertschaften entfesselter Fans mit ihren Flaggen und Flaschen. Viele der am Ku'damm ortsüblichen BMWs mit den getönten Scheiben hatten schwarz-rot-goldene Blondinen auf dem Dach sitzen, Motorradbanden ließen ihre Motoren jaulen und Otto Normalberliner versuchte mit Einsatz der Warnblinker und Dauerhupen alles aus seinem Kleinwagen zu holen, was möglich war.

Gegen drei Uhr morgens traf ein Traktor aus dem brandenburgischen Umland auf dem Ku'damm ein, der in einem Anhänger den örtlichen Fußballverein in die Hauptstadt schleppte. Bei der gestrigen Verkehrslage muss er wohl mit dem Abpfiff zur Pilgerfahrt nach Charlottenburg gestartet sein. Champagner floss bei den einen, Bier bei den anderen, aber eines hatten in dieser Fannacht alle gemeinsam: den Wahnsinn dieser Siegernacht im Herzen.

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