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Kultur: 7 Aufgaben

Magisch: Der Kinderfilm „Soul Boy“ aus Kenia

Abila (Samson Odhiambo) erwacht schweißgebadet, doch der Albtraum ist noch nicht zu Ende: Die Nyawawa, eine Geisterfrau mit Pferdehufen, hat die Seele seines Vaters gestohlen. Der Junge sucht Hilfe bei seiner Mutter, doch die winkt ab. Ihr Mann ist ein großer Märchenerzähler und Trinker. Abila muss handeln, denn den todesängstlichen Vater peinigt mehr als ein übler Kater. Er rennt los; die Handkamera fängt Bilder des Alltags aus Kibera ein, einem Slum in Kenia. Es ist eins der größten Elendsviertel Afrikas.

In diesem Dschungel aus Wellblechhütten leben, so wird geschätzt, mehr als eine Million Menschen. Gewalt, Krankheit und Tod prägen den Alltag. Doch „Soul Boy“ verzichtet auf eine Elendsdramaturgie. Lieber folgt der Film den Kindern auf ihren Wegen durch eine eigene magische Welt und zeigt, wie Abila all seinen Mut zusammennimmt und vor die Geisterfrau Nyawawa tritt. Sieben Aufgaben muss er lösen, nur so kann er seinen Vater retten.

„Soul Boy“ ist der zweite Spielfilm der Regisseurin Hawa Essuma und ihr erster für Kinder. Zuvor drehte sie TV-Dokumentationen und Werbespots. Koproduzent Tom Tykwer, der wegen der beruflichen Aufgaben seiner Lebensgefährtin Maria Steinmann jährlich mehrere Monate in Afrika lebt, fördert dort junge Filmschaffende mit seiner alternativen Produktionsfirma „One Fine Day Films“. Durch seine Hilfe entstand „Soul Boy“ binnen weniger Wochen und fast ausschließlich in Kenia. Viele der Darsteller sind Laien, manchmal sprangen spontan die Bewohner ganzer Straßenzüge ein.

Soziale Kontraste werden in „Soul Boy“ ohne Drastik, eher fragend als anklagend ausgestellt – etwa wenn der junge Abila auf ein reiches weißes Mädchen trifft. Dann steht ein Korb voller Kuscheltiere zwischen den beiden. Nur dass dem verwöhnten Mädchen danach gleich das Essen und das eigene luxuriöse Kinderzimmer nicht mehr gefällt, ist wohl doch ein bisschen viel der sozialen Früherziehung. Jakob Wais

Broadway, Cinemaxx, FT Friedrichshain, Titania Palast, Yorck

Jakob Wais

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