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Der Dschungelkönig neu verfilmt: Ich Tarzan, du Liane

Der Dschungelkönig und ewige Kinoheld kommt wieder – diesmal aus deutscher Produktion, animiert und in 3-D.

Ein Affenmensch jagt den nächsten. Kaum kommt der eine ins Kino, wird bereits der nächste angekündigt. „Tarzan“, animiert und in 3-D in den Münchner Bavaria-Studios verfertigt, ist jetzt zu sehen. In Hollywood sitzt Warner Brothers an einem Tarzan-Film, der 2016 fertig sein soll. Auch in 3-D, aber mit echten Schauspielern wie Alexander Skarsgård, Christoph Waltz und Samuel L. Jackson.

Ganz offensichtlich hat der Dschungelkönig in seiner inzwischen 100 Jahre währenden Rezeptionsgeschichte nichts an Beliebtheit eingebüßt. Naturschützer, Superheld, Urmann, Zivilisationskritiker, Urwald-Kaspar-Hauser, edler Wilder, männliches Pin-up – die Zuschreibungsliste für den vom amerikanischen Autor Edgar Rice Burroughs erstmals 1912 in einem Pulp-Magazin vorgestellten Helden der Populärkultur ist lang. Ebenso wie die seit der Erstverfilmung 1918 auf knapp 100 Adaptionen angeschwollene Tarzan-Film-Liste – von der gleichnamigen Fernsehserie mal ganz abgesehen. Nur der ebenfalls unkaputtbare Dracula-Stoff reicht da heran. Wobei der Tarzan-Mythos natursehnsüchtigen Städtern mehr Projektionsfläche und Schauwerte bietet als Bastelanleitungen für Kletterpflanzenrankgitter in der Zeitschrift „Landlust“.

Apropos Kletterpflanze. Das sieht in 3-D ganz fetzig aus, wie sich Jung-Tarzan in Reinhard Klooss’ Adaption von einer Liane zur anderen schwingt. Die Zottelhaare des nach einem Hubschrauberabsturz im Urwald verwaisten und von Affen aufgezogenen Industriellensohn Jayjay Greystoke haben ebenfalls eine beeindruckende Textur. Auch die Affenfelle sind sehr ansehnlich. Aber Tarzans muskulöser, extrem taillierter Körper mit dem Kindchenschema-Gesicht sieht dann doch reichlich cartoonesk aus. Mehr wie Lara Croft denn wie ein Tiermann, der als Johnny Weissmüller in Fleisch und Blut wie auch als von Hal Foster gezeichnete Comicfigur schon mal deutlich mehr Testosteron hatte. Und auch mehr Komik. Der heitere Klassiker der Dschungel-Konversation zwischen Mann und Frau immerhin kommt auch diesmal vor: „Ich Tarzan, du Jane.“

„Tarzan“ made in Deutschland ist eine Coming-of-Age-Geschichte für animationsaffine Kids. Entsprechend jugendfrei fällt auch die Romanze zwischen dem von Alexander Fehling gesprochenen Helden und der von Lena Meyer-Landrut gesprochenen Jane aus. Deren Vater weilt als Naturforscher in Afrika (Stimme: Wigald Boning), wo Tarzan sie alsbald – genau wie vor 100 Jahren – vor den Tücken der Wildnis retten muss. Zusammen mit den erfreulich animalisch charakterisierten, im Motion-Capture-Verfahren von Menschen verkörperten Affen machen sie sich daran, das Dschungelparadies gegen westliche Ausbeuter zu verteidigen. Die gieren nicht etwa nach Bodenschätzen, sondern nach einem Riesenmeteoriten.

Diesmal ist Tarzan nämlich eine Abenteuergeschichte, die 70 Millionen Jahre zuvor mit einem Einschlag aus dem All beginnt. Eine thematische Erweiterung der unter Einbüßung des britischen Adelstitels – Tarzan hieß ja mal Lord Greystoke – modernisierten Geschichte, die zwar ein bisschen Science-Fiction-Appeal, aber keinerlei nennenswerte Vertiefung oder Entwicklung des Stoffs mit sich bringt. Dazu sind die Charaktere denn doch zu holzschnittartig und die Konflikte zu flach erzählt. Und dass der Dschungel mit seinen wilden Tieren rein und die Städte mit ihren deformierten Menschen schmutzig sind, das hat bislang noch jeder Tarzan klar zu benennen gewusst.

In 18 Berliner Kinos

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