zum Hauptinhalt

Kultur: Es war einmal in Italien

Anton Corbijn hat den Film „The American“ gedreht – und ein Fotobuch gemacht

Der Mann mit dem Schmetterlingstattoo auf dem Rücken ist George Clooney. Er rüstet sich für den Film „The American“, den er mit Anton Corbijn gedreht hat. So muskulös und so böse war Clooney vielleicht noch nie zu sehen. Er spielt einen Killer, der fliehen muss und in einer Kleinstadt in den Abruzzen untertaucht. Dort freundet er sich mit dem Priester an und verliebt sich in eine Prostituierte. Der Thriller, der auch ein Western ist, kommt am 16. September in die deutschen Kinos, aber die schönsten Bilder kann man schon jetzt sehen.

Anton Corbijn hat als Rockfotograf angefangen, dann Musikvideos inszeniert und mit dem Joy-Division-Film „Control“ sein spätes Spielfilmdebüt vorgelegt. Die Dreharbeiten zu „The American“ begleitete er mit der Fotokamera. Sein Bildband „Inside The American“, der soeben im Schirmer/Mosel-Verlag erschienen ist, zeigt Clooney als Einsamkeitsheroen in einer magischen, traumverloren schönen Kulisse. Ursprünglich sollte der Film in L’Aquila entstehen, doch an dem Tag, als Corbijn in Amerika mit Clooney verhandelte, hörte er in den Nachrichten von dem Erdbeben, das die Stadt verwüstet hatte. „Die Zerstörung war immens, Menschen hatten ihr Leben verloren, ihre Häuser, ihre Familien“, erinnert sich Corbijn. „Bestimmt würde auch der Film in sich zusammenstürzen.“ Doch Clooney bestand darauf, weiterzumachen, die Location Scouts fanden alternative Drehorte in den Abruzzen.

Ursprünglich wollte Corbijn seinen Film in nicht ganz korrektem Italienisch „Il Americano“ nennen, als Hommage an den Italowestern. In Rom besuchte der Regisseur Ennio Morricone, eine kurze Sequenz aus dessen Soundtrack zu „Spiel mir das Lied vom Tod“ hat er dann für eine Barszene benutzt.

Malerisch verschlafen wirken die Orte auf Corbijns Fotos, wie direkt herausgehauen aus den Felsen, die sie umgeben. Keine schlechte Umgebung für ein Endspiel. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein, das Leben verlangsamt sich. Clooney fährt in einer Verfolgungsjagd eine Vespa, und einmal repariert er einen dreirädrigen Lieferwagen, den die Italiener „Ape“ nennen, Biene. Einige Bilder könnten auch für die Tourismuswerbung eingesetzt werden. Nebel liegen in der tiefblauen Morgendämmerung über den Gassen von Santo Stefano, hinter den Leitplanken einer Landstraße staffeln sich die Berge bis in dunstige Fernen, bei einem Außendreh an einem Fluss musste der Set vor Wildschweinen beschützt werden. „Das Licht in den Bergen führt dazu, dass man dieselben Dinge täglich anders sieht“, schreibt Corbijn. Die Schroffheit der Landschaft passt gut zum Minimalismus von Clooneys Mimik. Auf einem Foto trägt er ein sehr langes Gewehr mit Fernrohr und Schalldämpfer in der Armbeuge. Es sieht aus, als ob George Clooney seine Filmpartnerin Thekla Reuten mit einem Regenschirm vorm Angriff der Elemente beschützen wolle. Christian Schröder

Anton Corbijn: Inside The American, Schirmer/Mosel Verlag, München 2010, 164 S., 49,80 €

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false