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Geteiltes Leid. Eine Beerdigung, bei der Zach Galifianakis als Alan auftaucht, ist eines garantiert nicht: todlangweilig.Foto: Warner Bros.

© dpa

Filmklamotte: Die Giraffe auf dem Highway

Im Hollywood-Kino herrscht das Gesetz der Serie: Filme, die erfolgreich sind, bekommen eine Fortsetzung. So startet diese Woche "Hangover 3". Doch vom ursprünglichen Charme und Witz der Buddy-Komödie ist nicht mehr viel übrig.

Langsam ist das nicht mehr lustig. Gut, es gehört im zeitgenössischen Mainstreamkino zum Alltagsgeschäft, jedem erfolgreichen Original eine oder mehrere Fortsetzungen hinterherzuschicken – am besten, so viele wie möglich. Die Illegale- Straßenrennen-Saga „Fast & Furious“ ist gerade mit überwältigender Zuschauerresonanz in die sechste Runde gestartet, und im Abspann wird schon mit Teil sieben gedroht. Da hinken die von Komödienspezialist Todd Phillips („Der Date Profi“, „Stichtag“) entwickelten Buddymovies der „Hangover“-Reihe sogar etwas hinterher. Und doch ist hier mit Teil drei der Zenith längst überschritten.

Das war nicht anders zu erwarten, schließlich hatte sich die originelle Ausgangssituation – vier Freunde wachen nach aus dem Ruder gelaufenem Junggesellenabschied im Chaos auf und versuchen, die im kollektiven Filmriss nicht belichteten Stunden zu rekonstruieren – bereits im zweiten Teil mit einer plakativen Variante des identischen Schemas totgelaufen. Von daher war die Entscheidung, dieses Mal den Film entlang einer wirren, aber weitgehend linear erzählten Story um Entführung, Erpressung und gestohlene Goldbarren zu entwickeln, nicht grundsätzlich falsch.

Der Haken ist nur, dass von der bei aller Drastik stets durchschimmernden Warmherzigkeit des ersten Teils nur noch eine möglichst krasse Derbheit übrig geblieben ist. Der von einem Gute-Freunde-halten-zusammen-Motiv konstituierte Humor des Originals wird in „Hangover 3“ von einer Dosis Zynismus versalzen, der auch vor Leichen nicht haltmacht. Das fängt schon mit dem ewigen Kindskopf Alan (Zach Galifianakis) an, der nicht mehr einfach ein liebenswerter, sondern inzwischen ein zunehmend unsympathischer Volltrottel ist.

Gleich zu Beginn transportiert er eine Giraffe im Anhänger über den Highway. Natürlich unterschätzt der bärtige Stoffel die Durchfahrtshöhe einer Brücke. Das Tier wird enthauptet, der abgetrennte Kopf durchschlägt die Windschutzscheibe eines nachfolgenden Autos, was eine genüsslich inszenierte Massenkarambolage auslöst. Wer sich bei so was vor Lachen ausschüttet, darf es sich gemütlich im Kinosessel machen, denn das Feuerwerk des schlechten Geschmacks setzt sich mit Highlights wie Hundefutterverköstigung, White-Trash-Zungenküssen und unfreiwilliger Brustvergrößerung bis in den Abspann fort. Zuvor muss Alan aber erst noch, selbstredend unbeabsichtigt, seinen Vater unter die Erde bringen und seine Kumpels Phil (zunehmend unterfordert: Bradley Cooper), Stu (Ed Helms) und Doug (Justin Bartha) ins nächste unfreiwillige Abenteuer schleifen, das sie ins mexikanische Sündenbabel Tijuana und auch wieder mal, gähn, in die Glitzerplastikmetropole Las Vegas führen wird.

Antiheld und eigentliches Energiezentrum des Films ist aber die von Ken Jeong bis an die Grenzen der Karikatur überzeichnete Figur des asiatischen Kleingangsters Chow. Ein cholerisches Wichtelmännchen, das seine Erbärmlichkeit durch Aggressionsschübe und kompromisslose Amoralität überspielt. John Goodman als Gangsterboss Marshall hätte vielleicht ein natürliches, haha, Gegengewicht zu Jeongs darstellerischer Tour de Force abgeben können. Doch ihr Aufeinandertreffen währt nur einige Sekunden, dann hat sich auch das kurz, hässlich und schmerzhaft erledigt.

Ab Do in 18 Berliner Kinos. OV im Cinestar Sony Center, Cinemaxx Potsdamer Platz, Cinemotion Hohenschönhausen

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