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© dpa

Banksy: Im Namen der Dose

Heimlicher Star: Street-Artist Banksy will unerkannt bleiben – auch bei der Premiere seines Films "Exit Through The Gift Shop".

Manche sagen, er habe einen Silberzahn. Andere, der sei aus Gold. Jedenfalls irgendwie auffällig. Und dann gibt es den Schnappschuss, der einen am Boden knieenden Mann mit verwuscheltem Haar und getönter Brille zeigt, ein bisschen sieht er aus wie Sean Penn. Das soll Banksy sein, aufgenommen vor sechs Jahren in Jamaika. Nur beweisen kann das niemand.

Wenn Sonntagabend im Berlinale-Palast „Exit Through The Gift Shop“ gezeigt wird, will sich der Regisseur und Hauptdarsteller nicht zu erkennen geben. Weil er das nie tut. Das gehört zum Konzept. Banksy ist der bekannteste Street-Art- Künstler der Welt, obwohl er seine Identität niemals preisgegeben hat. Oder weil. Es gibt schon genug Menschen, die ihr Gesicht zwanghaft in jede Kamera halten müssen, hat Banksy vor Jahren bei einem Interview gesagt. Zumindest hat das ein Mann gesagt, der sich als Banksy ausgab.

Ein paar Fakten, die als gesichert gelten dürfen: Banksy ist Brite, lebt in London, sprüht aber weltweit, am liebsten Graffiti durch Schablonen. Zu seinen bekanntesten Motiven zählen sich küssende Polizisten, die Queen in Affengestalt und Mona Lisa mit Panzerfaust. Und obwohl Banksy auch weiterhin keinen Hauswandbesitzer um Genehmigung bittet, spricht inzwischen niemand mehr von Vandalismus.

„Exit Through The Gift Shop“ zeigt den Versuch eines Hobbyfilmers, mit Banksy in Kontakt zu treten und ihn auf seinen nächtlichen Touren zu begleiten. Mit der Zeit übernimmt aber Banksy die Kamera und hält fest, wie der Filmemacher selbst eine Street-Art-Karriere beginnt. Dieter Kosslick hat nicht versprochen, dass der Undercover-Künstler heute tatsächlich im Publikum sitzt. Doch zumindest hält er sich in Berlin auf – und das bedeutet, dass in den nächsten Nächten ganz sicher neue Banksy-Motive an Häuserwänden auftauchen werden. Er war schon mehrfach zu Besuch in der Stadt, jedes Mal hinterließ er eine Vielzahl an Spuren. In den Sommern 2003 und 2004 nahm er an einem Sprayer-Festival teil, nachts zog er mit Schablonen und Sprühdose durch die Straßen von Mitte und Kreuzberg. Besonders aktiv war er in der Gips-, Münz- und Dircksenstraße. Fans haben im Internet mehr als 30 echte Banksys dokumentiert, inzwischen sind fast alle übermalt, manche von anderen Sprayern, die meisten von Hausverwaltern, die gar nicht wussten, was sie da an der Fassade hatten. Eines der letzten verbliebenen Banksy-Werke wurde 2008 von einem professionellen Restauratoren-Team von einer Wand am Alten Garnisionfriedhof in Mitte entfernt und später im Internet verkauft. Die 20 Zentimeter hohe Figur einer Ratte brachte fast 10 000 britische Pfund ein.

Im Januar lief „Exit“ bereits auf dem Sundance Film Festival in Utah. Auch hier blieb der Künstler inkognito, ließ aber zu Beginn der Vorführung eine Erklärung verlesen: „Alles, was Sie in diesem Film sehen, ist wahr – besonders die Stellen, an denen wir lügen.“ Außerdem bat er die Gäste, das Ende des Films nicht auf Twitter zu verraten. Im Vorfeld hinterließ Banksy zehn neue Grafitti in den Festivalorten Park City und Salt Lake City. Sie wurden als Attraktion gefeiert.

Der knieende Mann auf dem Foto, der angeblich Banksy sein soll, heißt bürgerlich Robin Gunningham und stammt aus Bristol. Die dortige Stadtverwaltung hat sich mittlerweile entschlossen, Graffiti nicht mehr automatisch von Häuserwänden entfernen zu lassen. Weil sie eben oft Kunst seien. Im vergangenen Sommer stellte Banksy hier einige seiner Werke im Museum aus. Es kamen 300 000 Besucher. Sebastian Leber

Heute 22.30 Uhr (Berlinale-Palast), 15.2., 15 Uhr (Friedrichstadtpalast) und 20 Uhr (Urania), 21.2., 17.30 Uhr (B-Palast)

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