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Ab der nächsten Spielzeit erster Gastdirigent beim Konzerthaus: Der Slowake Juraj Valčuha.

© Konzerthaus Berlin

Konzerthausorchester unter Juraj Valčuha: Wucht und Ratlosigkeit

Glänzende Besetzung: Ein tschechisches Programm des Konzerthausorchesters unter Juraj Valčuha, mit dem phänomenalen Tschechischen Philharmonischen Chor Brno.

Wahrscheinlich tut man Bohuslav Martinů unrecht, wenn man aus der Aufführung seiner Werke regelmäßig das Gefühl der Ratlosigkeit mit nach Hause nimmt. Viele bedeutende Instrumentalisten und Dirigenten beklagen, die Musik des tschechischen Komponisten werde unterschätzt, tatsächlich klingt sie regelmäßig origineller und auch moderner, als man sie vom letzten Mal in Erinnerung hatte.

Doch so richtig zünden will auch seine kaum bekannte „Sinfonia Concertante“ für zwei Orchester unter der Leitung von Juraj Valčuha nicht, trotz des Engagements und der Präzision des Konzerthausorchesters, dessen Erster Gastdirigent der Slowake ab der kommenden Spielzeit sein wird. Die Melodik in Martinůs Stück bleibt nicht haften, die Harmonik wirkt unspezifisch und die reizvolle Idee zweier mit- und gegeneinander musizierender Orchester vermittelt sich in dieser Aufführung zu wenig.

Ein Werk von schroffer Prächtigkeit

Ein immenser Kontrast dann zur „Glagolitischen Messe“ des knapp 50 Jahre älteren Leoš Janáček, der seine rekordverdächtig eigenwillige Klangsprache erst im letzten Drittel seiner Laufbahn ausprägte. Außer der Oper „Jenufa“ würde man heute vermutlich so gut wie nichts mehr von ihm spielen, wenn er mit 50 oder auch 60 Jahren gestorben wäre. Valčuhas eher sanfte Zeichengebung, die in Dvořáks Othello-Ouvertüre zu Beginn des Konzerts wunderschöne Übergänge und bezaubernde Klangwirkungen ermöglicht, scheint allerdings nicht ideal für die Syntax von Janáčeks Musik. Schon in der Orchestereinleitung vermisst man die schroffe Prächtigkeit des wilden, auf den altslawischen Messetext komponierten Werks. Und ohne letzte Überzeugungskraft erklingen die mit Energie aufgeladenen motivischen Zellen, die geballten Entladungen und die zahlreichen Taktwechsel.

Die Aufführung verfehlt trotzdem nicht ihre Wirkung, schon weil das Konzerthaus für eine glänzende Besetzung gesorgt hat: Das Solistenquartett wird von den Bayreuth-erfahrenen Sängerinnen Camilla Nylund und Michelle Breedt angeführt, die lettische Organistin Iveta Apkalna spielt das mächtige, kurz vor Ende des Werks platzierte Solo mit Wucht und klugem dramaturgischen Aufbau. Und der phänomenale tschechische Philharmonische Chor aus Brno (Brünn) dürfte in diesem Repertoire konkurrenzlos sein: Beeindruckend die plastische Tongebung, faszinierend das dynamische Spektrum, das vom schwebenden Pianissimo bis zum niemals unkultivierten Fortissimo reicht.

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