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Bücherflut. Aufbauarbeiten bei der Frankfurter Buchmesse.

© dpa

Nach dem Skandal um "Finis Germania": Neue Bestenliste für Sachbücher startet

Die alte Sachbuch-Bestenliste scheiterte nach 15 Jahren an einem rechtsradikalen Traktat. Jetzt gibt es eine neue - präsentiert von ZDF, Deutschlandfunk Kultur und der "Zeit"

Die Bestenliste des Norddeutschen Rundfunks und der „Süddeutschen Zeitung“, auf der Kritiker 15 Jahre lang die „Sachbücher des Monats“ empfahlen, ist im Juni auseinandergeflogen. Grund war das rechtsradikale und antisemitische Traktat „Finis Germania“ des Historikers Rolf Peter Sieferle, das dort platziert war und bald danach die Bestsellerlisten erobern sollte. Weil das Abstimmungsverfahren schwammig formuliert war, hatte ein einziger der 25 Juroren das im neurechten Antaois-Verlag erschienene Buch auf die Liste hieven können. Das es sich bei dem Kritiker ausgerechnet um Johannes Saltzwedel vom eher linken „Spiegel“ handelte, verlieh dem Skandal eine besondere Pointe. Die alte Bestenliste war damit tot.

Kompetenz als Filter

Es lebe die neue. Eine Top Ten lesenswerter Sachbücher zu besitzen, die analog zur SWR-Bestenliste in der Belletristik die lesenswertesten Titel aus dem unübersichtlichen Sachbuchmarkt filtert, ist unbedingt begrüßenswert. Dafür schließen sich jetzt Deutschlandfunk Kultur, das ZDF und die Wochenzeitung „Die Zeit“ zusammen. Erscheinen soll die Bestenliste wie gewohnt monatlich, die Jury wird auf 30 Mitglieder aufgestockt. Elfmal jährlich werden die Empfehlungen in der „Zeit“, im Programm von Deutschlandfunk Kultur sowie in den Sendungen „Aspekte“ (ZDF) und „Kulturzeit“ (3sat) und im Internet vorgestellt. Im August geht die Jury in eine Sommerpause.

Neugier auf die Welt

Die Jury will „die ganze Bandbreite des Sachbuchs“ abbilden: „Alles jenseits von Belletristik, von der Biografie über die wissenschaftliche Monografie bis zum populären Ratgeber, darf nominiert werden.“ Damit geht auch eine neue Haltung einher. „Der Horizont des Sachbuchs ist so weit wie der Horizont der Welt“, sagte Ijoma Mangold, Jurymitglied und Literaturchef der „Zeit“, der epd. Innerhalb der Jury sollten möglichst viele verschiedene „Weltzugänge und Weltneugierden“ vereint werden. Auf die alte Bestenliste und den Skandal gehen die drei Medienhäuser in ihrer Mitteilung allerdings mit keinem Wort ein. Eine Wette gilt: Johannes Saltzwedel wird der neuen Jury nicht angehören.

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