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Dieter Nuhr

© Imago

Auftritt im Tempodrom in Berlin: Dieter Nuhr, der Islam - und die Katholische Kirche

Vor einer Woche störten Demonstranten den Auftritt von Dieter Nuhr in Osnabrück, weil er Späße über den Islam gemacht hatte. Im Berliner Tempodrom spottet der Satiriker nun über seine Kritiker - und wird von seinen Fans gefeiert.

Kein Mob, kein Transparent: Vor dem Tempodrom möchte niemand gegen Dieter Nuhr protestieren. Die Anwesenden reihen sich in friedliche Schlangen. Ein einsamer Ordner hat nichts zu tun. Ob wegen Nuhrs Äußerungen zum Islam Vorkehrungen getroffen, wenigstens Befürchtungen gewälzt worden sind? Der Mann zuckt die Schultern: „Nix los.“

Eine Woche ist es her, dass 30 Demonstranten Nuhrs Auftritt in Osnabrück störten. Zuvor hatte ihn der Kampfsporttrainer Erhat Toka wegen angeblicher religiöser Hetze angezeigt. Nuhrs Gastspiel in Berlin aber verläuft, als hätte es keinen Aufreger gegeben: Am Eingang werden in routinierter Flüchtigkeit Handtaschen kontrolliert, ungewöhnlich höchstens, dass das Personal die Pressekarten verlegt hat. Die ausverkaufte Halle ist mit mitteleuropäischen Mittelschichtsgesichtern besetzt, doch es darf bezweifelt werden, ob sich Nuhrs Publikum vor der Debatte heterogener zusammensetzte.

Nur Nuhr selbst ist von dem Vorfall verändert: „Eigentlich nicht darüber reden“ will er und redet dann doch erst mal über nichts anderes. „Ich bin von einem Provinzsalafisten angezeigt worden, und ein Provinzblatt hat das dann aufgegriffen“, sagt der Comedian und meint die „Neue Osnabrücker Zeitung“, von der er sich ungerecht behandelt fühlt. Die Unterstützung seiner Fans ist ihm sicher: Applaus brandet auf, in jeder Atempause.

Nuhr nimmt nichts zurück, zeigt sich verstört von dem Trubel und bedauert Muslime, „die nun wieder öfter mit radikalen Islamisten in einen Topf geworfen werden“. Seinem Ankläger wirft er unlautere Methoden vor. So habe dieser behauptet, auch in der Bibel stünde, „dass man Ungläubige umbringen soll“. „Hä?“, sagt die Nebenfrau und schüttelt die blondierten Locken.

Der Rest ist Standard. Wie um zu zeigen, dass niemand von seinem Humor verschont bleibt, reißt Nuhr Witze über den Kongo und die katholische Kirche. Spätestens, wenn er auf dankbare Sujets wie das TV-Format „Bauer sucht Frau“ oder Angela Merkel schwenkt, wird deutlich, dass die Qualität seiner Gags mehr Erregungspotenzial böte als deren Inhalt. Die Zuschauer aber sind zum Amüsement entschlossen und quittieren auch lauwarmen Sarkasmus mit Lachsalven, dankbar für jeden Hinweis auf vermeintlich bissige Pointen. „Die Österreicher haben es tatsächlich geschafft, Hitler zu einem Deutschen und Beethoven zu einem Österreicher zu machen“, sagt Nuhr. „Stimmt!“, sagt die Nebenfrau und klatscht.

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