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Kultur: Schräger Junge

Im Kino: die britische Komödie „Submarine“.

Er hat es mit Pfeiferauchen probiert, mit Chansons, mit Nietzsche-Lesen. Auch eine kurze Hut-Phase gab es. Aber, da muss man sich nichts vormachen, seine street credibility könnte höher sein. Oliver Tate (Craig Roberts), 15, braucht eine Freundin. Im Visier: Jordana (Yasmin Paige). Auch sie eher Außenseiterin, die Aussichten also gut. Aber Oliver muss auch noch die Ehe seiner Eltern retten.

„Submarine“ ist das Spielfilmdebüt des Briten Richard Ayoade. Auf der Insel reüssierte er bereits als Stand-up-Comedian. Und als Clip-Regisseur bebilderte er unter anderem Songs der Arctic Monkeys. Beide Talente ergänzen sich in „Submarine“ ausgezeichnet: die geschliffenen, altklugen, sarkastischen Kommentare Olivers, immer das Zentrum seines eigenen Universums. Und das breite Spektrum stilistischer Mittel: Wackelkamera, Auslassungen, verschiedenste Bildsprachen. Einschübe und Zwischentitel mischen sich mit Waliserromantik und Ausflügen ins Gefühlskino, unterbrochen durch Störungen der Film-Illusion: „Jetzt wäre der Moment, an dem die Kamera aufzieht mit großer Kranfahrt. Leider reicht das Budget meines Bio-Pics nur für einen Zoom.“

Als Erzähler jedoch fehlt Ayoade manchmal das Gespür. Die Ehe der Eltern etwa wird auf die Probe gestellt durch Avancen eines schmierigen Esoterik-Gurus, der ins Nachbarhaus einzieht. Ein flacher Einfall, ein flacher Witz. Ein lächerlicher Nebenbuhler ist keine Gefahr, die Angst vor dem Familienzerfall kaum mehr als eine Pointe. Davon abgesehen: Herrlich, diese Komödie! Standards, ja, aber kurzweilig. Jener unverzichtbare Moment etwa, da die jungen Liebenden sich gefunden haben: Die Musik setzt ein, die Zeit rafft sich, es wird gerannt, gelacht, geknutscht, ein bisschen Beinhaar abgefackelt, dann geht die Sonne unter. „Submarine“ spart sich die Sentimentalität und geht gerade deshalb zu Herzen.

Oliver mag sich für herausragend halten. Aber er ist doch nur ein Außenseiter – und keinesfalls der einzige Adoleszent, der sich immer gleich am liebsten von einem Filmteam begleitet sähe. „Nichts davon wird noch eine Rolle spielen, wenn ich 38 bin“, sagt Oliver zu sich selbst, um etwas Dringlichkeit aus der Selbstbeobachtung herauszunehmen. Später aber dann: „Stimmt nicht. Es wird eine Rolle spielen. Auch wenn ich 38 bin.“ Jungsein ist anstrengend. Und lächerlich. Und schön. Sebastian Handke

Cinemaxx, Filmkunst 66, Kulturbrauerei; OmU im Central und im fsk

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