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Szene aus Josh Lawsons "Der kleine Tod".

© Weltkino Filmverleih

Sex-Komödie "Der kleine Tod": Vielseitig pervers

Das Schlafzimmer, Ort des Schreckens. Zumindest für vier Problempaare, deren Sexleben eingeschlafen ist. "Der kleine Tod" inszeniert ein Kammerspiel der sexuellen Abwegigkeiten und zeigt, welche Abgründe der Peinlichkeit hier lauern.

Vier Problempaare: Früher hatten sie ein Sexualleben, heute haben sie ein Haus. Maeve und Paul, Dan und Evie, Phil und Maureen, Rowena und Richard sind knapp über 30 und seit unvordenklich vielen Jahren zusammen, sagen wir: fünf. Ziemlich schrecklich der Gedanke, dass das jetzt immer so weitergehen könnte. Dan und Evie wollen gar ein Kind. Doch Evie ist noch nie schwanger geworden, was dem Sex mit Dan eine dezent frustrierende Zielorientierung verleiht. Der Therapeut des Paars rät zu Rollenspielen. Auf einmal entdeckt Dan den Schauspieler in sich, und das Regiefach übernimmt er gleich mit. Fortan leben beide von Höhepunkt zu Höhepunkt.

Oder Rowena und Richard: Sie scheinen ein aussichtsloser Fall zu sein, bis Rowena ihren Mann eines Tages weinen sieht, weil sein Vater gestorben ist. Es ist merkwürdig, aber der Anblick von Richards Tränen löst nicht nur Anteilnahme in ihr aus, sondern etwas anderes, lang Entbehrtes. Schade nur, dass Männer so selten weinen. Oder auch Maureen und Phil, der seiner Frau am liebsten beim Schlafen zusieht. Leider schläft sie nicht immer. Oder Maeve: Sie möchte gern einmal vergewaltigt werden, und zwar von ihrem Mann.

Ein Kammerspiel der sexuellen Abwegigkeit

Welche Abgründe der Peinlichkeit und fahlen Scherze lauern in diesem Kammerspiel der sexuellen Abwegigkeiten! Aber seltsam, der australische Schauspieler Josh Lawson, der mit „Der kleine Tod“ sein Regiedebüt vorlegt, fällt nie hinein. Sondern verwebt mit kunstvoller Bosheit die vier Geschichten zu einem wunderbar makaber-absurden Tableau.

Nur was wären die acht ohne den neuen Nachbarn Steve? Steve steht vor jeder Tür mit etwas Selbstgebackenem zur Begrüßung, einer Art Negerkuss – dabei ist die Süßigkeit mit dem politisch höchst inkorrekten Namen doch aus der Mode, schon weil keiner sie mehr benennen kann. Steve war Sexualstraftäter, und seine Nachbarn, findet er, sollten das wissen. Leider hört ihm keiner zu.

Wenn Sigmund Freud recht hat, sind wir alle polymorph pervers. Dieser Film ist es ganz bestimmt – im unterhaltsamsten Sinn.

In sieben Berliner Kinos

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