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Kultur: Viagra ist auch kein Weg

Im Kino: die Klamotte „Dating Lanzelot“.

Lanzelot und Milan wohnen in einer Berliner Jungs-WG. Milan (Manuel Cortez), mit stolzem Starsky-und-Hutch-Schnäuzer und wilden Locken, ist der Flachleger. Lanze (Peter Weiss), mit schüchtern-schiefem Grinsen und gramgebeugtem Rücken, kriegt seit Jahren keine mehr auf seine von Origamifiguren gesäumte Matratze. Also meldet Milan seinen Kumpel kurzerhand bei einem Internetdatingportal an, und Lanzelots brav hintereinander absolvierte Dates liefern den hauchdünnen Stoff für einen spießigen Pärchenschwank, den selbst Heinz Erhardt niveaumäßig angehoben hätte.

Regisseur Oliver Rihs hatte mit seinem anarchistisch-trashigen Debüt „Schwarze Schafe“ schön böse den Filmkonventionen getrotzt und deftige Berlinbilder geliefert. Das brachte ihm einen Überraschungserfolg ein. Für „Dating Lanzelot“ hat er nun ganz tief in der Vorurteilskiste gegraben. Und dabei leider außer Acht gelassen, dass bei Komödien das richtige Timing, überzeugendes Schauspiel und ein Plot mit unvorhersehbaren Ereignissen elementar sind.

Rihs’ Parodien auf Singlefrauen am Rande des Nervenzusammenbruchs wirken trotz eifriger Montagesperenzchen so müde wie die vielen Missgeschicke, die sein Antiheld Lanze auf der Suche nach seiner Traumfrau erlebt, die selbstredend die ganze Zeit – das Happy End kann kommen – in Gestalt einer Kellnerin in seinem Lieblingscafé lauert. Bei der einen Dating-Dame landet er mit einer Viagra-Dauererektion im verschlossenen Schrank, mit der anderen muss er SM-Spiele im Fleischerkostüm absolvieren, die dritte nimmt zu viel Speed, die vierte steht eher auf seinen Mitbewohner, die fünfte hat, oh Graus, ein freches Kind. Wenn man diesen ganzen Beziehungskomödienschmu überstanden hat, wird man am Ende zwar noch Zeuge eines hübschen Bollywood-Flashmobs unter dem Berliner Fernsehturm. Aber irgendwie ist einem auf der Strecke dorthin die Lust vergangen, Viagra hin oder her. Jenni Zylka

In 9 Berliner Kinos

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