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Kultur: Wahre Liebe

Mark Knopfler und sein neues Album in Berlin

„Kill To Get Crimson“, das neue Album von Mark Knopfler, erscheint an diesem Freitag. Knopfler selbst erscheint schon vorher zu einem exklusiven Konzert im Berliner Meistersaal – 150 Zuschauer, ein familiärer Rahmen. Mark Knopfler, in dunklen Knitterjeans und Knitterhemd, setzt sich mit einer schwarzen Danelectro-Gitarre, düdelt ein rycooderiges Slide-Intro und ist schon mittendrin in „Donegan's Gone“, seine Hommage an den Skiffle-Musiker Lonnie Donegan aus dem Jahr 2004. Dazu Kontrabass, Akustikgitarre, Schlagzeug, Tasten. Schön.

Knopfler wechselt zur Gibson Les Paul, lässt sie klingen nach schwerem Louisiana-Sumpf mit hypnotischen Riffs über einem einzigen Akkord: „Song For Sonny Liston“. Dann die Geschichte von „Rüdiger“, dem aufdringlichen Berliner Autogrammjäger, von „Golden Heart“, dem erstem Soloalbum nach der großen Ära mit den Dire Straits. Doch jetzt, sagt Knopfler, sei es an der Zeit, etwas Neues zu probieren. Dazu steht er auf, mit der geliebten roten Stratocaster: „Let It All Go“, Sechsachtel-Takt mit Dylan-Einschlag und Reminiszenzen an dessen „Man In The Long Black Coat“. „The Fizzy And The Still“ perlt aus der Strat wie klares Mineralwasser: sprudelig und still eben. Brütend heiß ist es im Saal wegen der Fernsehkameras, die Gitarre verstimmt. Knopfler gibt sie dem Helferlein, steht eine Weile ohne da, doch die entzückten Fans überbrücken die Pause mit tosendem Applaus. Bis die Gitarre zurück ist für das folkige „True Love Will Never Fade“ mit hübschem Nuschelgesang und lässigem Twäng mit Vibratohebel. Noch etwas Folkiges mit irischem Einschlag, und das war's vom neuen Album.

Der 58-Jährige ist kein typischer Rock ’n’ Roll Star, kein Poseur, kein Showman, aber ein leidenschaftlicher Musiker und Songwriter, der gern Konzerte gibt, gern Gitarre spielt. Das spürt man, das bedarf nicht vieler Worte, keiner großen Ansprachen. Knopfler grinst: „You'll remember this one!“ Spielt eine schwirrenden Lauf auf der Les Paul, wobei er das Tremolo nicht wie bei der Strat mit dem Wimmerhebel erzeugt wird, sondern aus den Fingern der linken Hand kommt, unterschiedliche Gitarren, unterschiedliche Spieltechniken, melancholisches Moll, die Fans lassen den Beifall rauschen, haben den Dire-Straits-Song schon beim Intro erkannt: „Brothers In Arms“. Stehende Ovationen. Das hübsche „Our Shangri-La“ als Zugabe. Schluss nach einer Stunde. Außergewöhnliches Konzert. H. P. Daniels

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