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Der Kika stehe nicht zuletzt für Offenheit und Toleranz in der Gesellschaft.

© dpa

20 Jahre Kika: Bernd im Baumhaus

"Löwenzahn", "Schloss Einstein", "logo", "Dein Song": Und zum 20. Geburtstag will der Kinderkanal nun auch noch Fernsehen für Erwachsene machen.

Die Geburtsstunde des Kinderkanals war im Morgengrauen. Davor gab es die „berühmte Nacht von Magdeburg". Udo Reiter, langjähriger Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), hat das in seiner Autobiografie beschrieben, die er 2013 veröffentlichte. Er schildert, wie es zuging, als der Kinderkanal geboren wurde, eine Idee, mit der er und die Intendanten in Köln, Hamburg, Berlin, München und Mainz unterwegs waren.

„Ich habe Erfurt als Standort vorgeschlagen, weil Thüringen bisher bei der Verteilung von MDR-Ressourcen nicht allzu üppig weggekommen war." Hansjürgen Rosenbauer, Reiters Kollege in Berlin-Brandenburg, hatte mit der Filmstadt Potsdam-Babelsberg das attraktivere Angebot. In Erfurt stand ein Landesfunkhaus eher im medialen Niemandsland.

Es ist dann Erfurt geworden. Wo das Programm herkommt, dürfte den Kindern, die in den vergangenen 20 Jahren mit dem Kinderkanal groß geworden sind, letzten Endes egal sein. Vom  „Sandmännchen“ zu „Super Wings“, von der Kindernachrichtensendung „logo“ bis zu „Siebenstein“ - das Angebot von ARD und ZDF für Kinder zwischen drei und 13, der Mix aus unterhaltenden, beratenden, bildenden und informierenden Programmen hat einen Spitzenplatz im deutschen Kindermedienmarkt erobert.

Mit einem Marktanteil (in der Altersgruppe von drei bis 13) von 18,7 Prozent liegt der öffentlich-rechtliche Sender nach eigenen Angaben unter den deutschsprachigen Sendern auf dem zweiten Rang nach Super RTL.

Facebook-Seite als Dialogplattform für Erwachsene

Programm war von Anfang an reichlich vorhanden. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hatte sich einen Kanal zugelegt, auf dem Eltern und Kinder alles fanden, was sonst verstreut in verschiedenen Programmen gesendet wurde. „Sesamstraße“, „Die Sendung mit der Maus“, „Löwenzahn“, „Wissen macht Ah“ mit Ralph Caspars und Shary Reeves oder eben die täglichen „logo“-Nachrichten für Kinder, die auch Eltern schätzen sollten, weil sie selbst bei Themen, die mit Gewalt und Terror zu tun haben, relativ verdaulich und leicht verständlich sind. Dazu unterhaltsamere Formate wie „Die beste Klasse Deutschlands“, „Kika live“ und in diesen Tagen der Castingwettbewerb „Dein Song“.

Zum 20. Geburtstag will Kika nun auch Erwachsene als Publikum umwerben. Ab Mai wird das monatliche Talk-Format „Baumhaus für Erwachsene“ via Facebook ausgestrahlt und schaut auf zwei Jahrzehnte Sendergeschichte zurück, kündigte Kika-Programmgeschäftsführer Michael Stumpf am Mittwoch in Erfurt an. Zudem soll es ab 27. März eine eigene Facebook-Seite als Dialogplattform für Erwachsene geben, unter anderem mit Tipps zum Umgang mit Medien.

MDR-Intendantin Carola Wille erinnerte daran, dass die Kanalgründung „keine schwere Geburt war, weil ihn damals ganz viele wollten, die Politik, die Landesmedienanstalten, die Verantwortlichen der öffentlich-rechtlichen Sender“. Zugleich sei aber nicht absehbar gewesen, dass der Kanal solch eine Erfolgsgeschichte würde. Der Qualitäts- und Vielfaltsanspruch des Kika sei aktueller denn je. Das Programm vermittele Werte und Haltungen. Der Kika stehe nicht zuletzt für Offenheit und Toleranz in der Gesellschaft.

ZDF-Intendant Thomas Bellut erklärte, gerade „logo“ leiste eine „ganz wichtige“ Hinführung zu seriösen politischen Nachrichten. Im Jubiläumsjahr plant der Kanal eine neue Staffel der beliebten Serie „Schloss Einstein“ und eine Doku-Reihe zur kulturellen Vielfalt in Deutschland. Auch ein Relaunch der „Teletubbies“ ist vorgesehen.

Von einer Figur kann sich der Kinderkanal offenbar auch im Jubiläumsjahr nicht trennen, vom nervigen Eigenbrötler Bernd das Brot, der abends ab 21 Uhr aus dem Programm schmeißt. Liebe Macher in Erfurt, bitte einstellen, vor dem Morgengrauen!

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