zum Hauptinhalt
Der "Spiegel" hat mehrfach über die NSA-Affäre berichtet.

© Promo

Ärger nach NSA-Bericht: "Spiegel": "Bild" gefährdet entführten Journalisten

Die "Bild" wirft dem „Spiegel“ vor, Informationen zur NSA-Affäre zu verschweigen. Der "Spiegel" sieht durch den Bericht das Leben einer Geisel gefährdet. Und während sich die beiden Blätter streiten, könnte ein Dritter leiden.

Kürzlich hat sich Kai Diekmann über den „Spiegel“ geärgert. Der Erfolg des neuen, kostenpflichtigen Angebots „Bildplus“ sei bislang nur „überschaubar“ und "weit davon entfernt", die investierten Summen wieder einzuspielen, berichtete das Magazin. Es werde Zeit, dass beim „Spiegel“ die neuen Chefs kommen und „den gröbsten Unsinn“ verhindern, twitterte Diekmann daraufhin. Nun ärgert der Bild"-Chefredakteur den „Spiegel“ zurück: In seinen Artikeln zur NSA-Affäre verbreite das Magazin "wohl Unsinn“, heißt es am Dienstag auf Seite zwei der „Bild“-Zeitung.

Die beiden Blätter streiten sich – doch leiden könnte ein Dritter.

Der "Spiegel" verteidigt sich

Nur in einem Fall habe der Bundesnachrichtendienst (BND) Daten eines deutschen Bürgers an den US-Dienst National Security Agency (NSA) weitergegeben, berichtet die „Bild“ am Dienstag, um die „Spiegel“-These von der „Totalüberwachung“ zu widerlegen. Dabei habe es sich um die Daten eines „Spiegel“-Mitarbeiters gehandelt, der 2012 von Extremisten in einem islamischen Land entführt worden sei. Das aber habe der „Spiegel“ verschwiegen.

Der "Spiegel" verteidigt sich. Er habe in dem Zusammenhang bewusst nicht über den Entführungsfall berichtet, um die Sicherheit des Deutsch-Amerikaners nicht weiter zu gefährden. Die "Bild" dagegen nehme das nun offensichtlich in Kauf, heißt es vom „Spiegel“.

"Spiegel": Entführungsopfer ist gefährdet

Mit dem Bericht erhöhe die „Bild“ das Risiko für das Entführungsopfer, heißt es in einer Reaktion, die am Dienstag auf Spiegel Online veröffentlich worden ist. Die „Bild“ begehe damit „einen Tabubruch“. Sie bringe den Entführungsfall in Verbindung mit der Berichterstattung des „Spiegel“ über die NSA-Affäre. Diese Entführung sei jedoch „ein Einzelfall“, der "nur am Rande" mit den durch Edward Snowden publik gewordenen Instrumenten zur "massenhaften Überwachung globaler Kommunikation" zu tun habe, heißt es weiter. Bei dem Mann handele es sich auch nicht um einen "Spiegel"-Mitarbeiter, sondern um einen freien Journalisten, der früher für Spiegel Online tätig gewesen sei. Zum Zeitpunkt der Entführung sei er nicht im Auftrag des Nachrichtenportals tätig gewesen.

Auf Bitten des Krisenstabs der Bundesregierung habe der „Spiegel“ von einer detaillierten Berichterstattung über die Entführung abgesehen, um das Leben der Geisel nicht noch stärker zu gefährden. So habe es der „Spiegel“ auch gehandhabt, als Reporter der „Bild am Sonntag“ im Iran festgehalten wurden. „Das ist eine zwischen Medien und Sicherheitsbehörden übliche Vereinbarung bei Geiselnahmen.".

"Bild": Auswärtiges Amt war informiert

Die „Bild“-Zeitung weist die Vorwürfe eines Tabubruchs und einer weiteren Gefährdung des Geisel allerdings zurück. Der Fokus des Textes habe auf der Verquickung mit der NSA-Affäre gelegen. „,Bild‘ ist seiner Berichterstattungspflicht nachgekommen“, sagt eine Springer-Sprecherin. Das Auswärtige Amt sei über den „Bild“-Bericht vorab informiert gewesen – allerdings habe das Amt dabei auf mögliche Risiken einer Veröffentlichung hingewiesen, so die Sprecherin. Deshalb seien auch weder der Name des Mannes noch sein Aufenthaltsort genannt worden.

Das Amt will sich zu dem Streit zwischen den Medien nicht weiter äußern. Der Krisenstab sei mit dem Entführungsfall befasst und um eine Klärung des Schicksals des Mannes bemüht. „Im Interesse des Betroffenen“ gebe es keine weiteren Details.

Auf Bild.de ist der Artikel übrigens als bezahlpflichtiger "Bildplus"-Artikel erschienen - also auf dem Portal, dem der "Spiegel" bislang "überschaubaren" Erfolg bescheinigt hat und damit Diekmann ärgerte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false