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Neuer Name, neues Glück?: Alles rauscht

ADAC? Heavy Metal? Der Radiosender MotorFM nennt sich in FluxFM um und ändert sein Programm.

Keine Stadt ist so dynamisch wie Berlin, alles ist im Fluss – im Flux, wie Markus Kühn dazu sagt. FluxFM, so heißt von Dienstag an der Radiosender 100,6 MotorFM, den Kühn zusammen mit Mona Rübsamen leitet. „FluxFM – Die Alternative im Radio“, unter diesem Claim wird der neue Name beworben. „FluxFM ist kein komplett neuer Sender mit einem ganz anderem Programm. Vielmehr soll mit dem neuen Namen die Entwicklung des Senders in den zurückliegenden drei Jahren nach Übernahme der Hörfunkredaktion der Netzeitung dokumentiert werden“, betonen Rübsamen und Kühn.

Gründe für den neuen Namen gibt es einige, die meisten haben mit dem alten zu tun. „Als MotorFM wurden wir häufiger gefragt, ob wir denn vom ADAC gesponsert werden. Oder wir wurden in die Heavy-Metal-Ecke gepackt“, erzählt Kühn. Für solche Schubladen eignet sich der neue Name weniger, so dass die Radiomacher nun hoffen, neue Hörergruppen zu erreichen.

Ohnehin befindet sich der Sender derzeit im Aufwärtstrend. Der letzten Reichweitenuntersuchung zufolge – der Radio MA 2011/II – stieg die Zahl der Durchschnittshörer je Stunde binnen Jahresfrist um 10 000 auf 21 000. Auch sonst hat der Sender mit seinen rund 50 festen und freien Mitarbeitern ehrgeizige Ziele. Bis Ende 2012 sollen schwarze Zahlen geschrieben werden. In diesem Jahr sei dies durch die Kosten für den Aufbau des Bremer Studios, wo der Sender neben Berlin und Stuttgart über UKW verbreitet wird, nicht möglich gewesen. Auch andere Metropolenregionen hat der Sender im Blick, allen voran Nordrhein-Westfalen und das Rhein-Main-Gebiet. „Wir haben in Frankfurt am Main und im Ruhrgebiet fast ebenso viele Fans wie in Berlin“, sagt Kühn. Weitere spannende Regionen könnten Hamburg und Leipzig sein.

Der neue Name könnte aber auch Auswirkungen auf den weiter eskalierenden Streit im Gesellschafterkreis haben. Der Riss zwischen Kühn und Rübsamen und den dahinterstehenden Gesellschaftern auf der einen Seite und MotorFM-Mitgründer Tim Renner auf der anderen ist noch breiter geworden. Zum Eklat war es im Zusammenhang mit einer Kapitalerhöhung zu Anfang des Jahres gekommen. Der ehemalige Universal-Music-Manager Renner hatte die Teilnahme daran an die Forderung nach der Ablösung der bisherigen Geschäftsführer geknüpft. Dazu kam es nicht, die übrigen Gesellschafter beschlossen einen Kapitalschnitt mit anschließender Kapitalerhöhung, so dass Renner in der Folge aus dem Gesellschafterkreis ausscheiden würde. Gegen eine Entscheidung des Landgerichts, das dieses Vorgehen billigte, will Renner nun in Berufung gehen. Unabhängig von der Gesellschafterstruktur hält er die Rechte an dem Namen MotorFM.

Kühn und Rübsamen sehen das Thema Renner jedenfalls als erledigt an, man wolle nun nach vorn schauen. Und vorn liegt zuerst einmal das neue Programm, das am Dienstag startet. Die Sendung „Stadt, Land, Flux“ greift wochentags von zehn bis 13 Uhr die Themen des Tages auf. In neuen Rubriken wie „Bipolar“ soll dort über alles von Mindestlohn bis Currywurst und Kita-Schein mit den Hörern diskutiert werden. Besonders junge Familien sollen verstärkt angesprochen werden. Mit neuen musikalischen Entwicklungen will sich am frühen Nachmittag die Sendung „Flux Forward“ beschäftigen. Am Dienstag ist zum Beispiel das Berliner DJ- und Produzenten-Kollektiv Jazzanova zu Gast. Im Anschluss wird die „Morningshow am Nachmittag“ ausgestrahlt. Der erste Gast ist die US-Musikerin Joan As Police Woman. Abends laufen diverse Spezialsendungen wie „Radio Arty“ oder der „Flux-Kompensator – eine musikalische Reise durch Raum und Zeit“. Der Name der Sendung ist eine Reminiszenz an den Film „Zurück in die Zukunft“ mit Michael J. Fox, in dem der Flux-Kompensator eine Zeitmaschine antreibt.

MotorFM war 2005 als Plattform für regionale Musikwirtschaft gestartet, nun versteht sich der Sender als Netzwerk für die Kreativwirtschaft mit seinen Autoren, Architekten, Designern oder Malern. Am Team soll sich hingegen genauso wenig etwas ändern wie an der grundsätzlichen Ausrichtung. Allerdings werden die Akzente verschoben. So soll das Programm stärker dialogorientiert sein, mit mehr Hörerbeteiligung und vor allem mehr Gästen im Studio, erklärt Rübsamen das Konzept des „CommuniCasting“. Besonders die Internetseite www.fluxfm.de und die Communityseite www.facebook.de/fluxfm spielen eine wichtige Rolle. Mit einem höheren Wortanteil und mehr journalistischen Beiträgen soll der Sender im Wettbewerb mit den unzähligen untereinander häufig austauschbaren Webradios gestärkt werden.

Tim Renner jedenfalls glaubt nicht an den neuen Namen. „Klingt wie ein Spülmittel“, sagt er.

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