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Jetzt auch auf Instagram: Bundeskanzlerin Angela Merkel lässt Bilder aus ihrem politischen Alltag verbreiten.

© Tsp

Angela Merkel auf Instagram: Was die Kanzlerin von Kim Kardashian lernen kann

Soziale Medien werden für Politiker immer wichtiger. Deshalb nutzt Angela Merkel nun auch Instagram - aber das Prinzip der Foto-Plattform scheint die Kanzlerin noch nicht ganz verstanden zu haben.

Angela Merkel strahlt. Hat David Cameron gerade etwa einen Witz über die Queen gerissen? Man weiß es nicht - aber die Kanzlerin und ihr britischer Kollege haben sich am Freitag bei ihrem Treffen in Berlin offenbar gut verstanden, vom Ärger über einen drohenden "Brexit" keine Spur. So sieht es zumindest auf dem Foto aus, das die beiden Regierungschefs auf Instagram zeigt. Seit Mittwoch ist Merkel mit einem eigenen Account bei der Plattform zu finden, auf der Nutzer kostenlos Fotos teilen können. @bundeskanzlerin heißt ihr Konto schlicht und einfach. Sie will damit "Einblicke in ihre politische Arbeit" geben, heißt es auf der Seite. Und zwar "durch das Objektiv der offiziellen Fotografen der Bundesregierung". Und genau da hat Merkel - beziehungsweise ihre Social-Media-Beauftragen - etwas nicht verstanden.

Keine Selfies, keine Kartoffelsuppe

Denn erfolgreich sind Instagram-Nutzer gerade dann, wenn sie (vermeintlich) spontane Einblicke in ihr Leben geben. Schnell einen Schnappschuss mit der Handykamera machen, das Bild hochladen, eine kurze Beschreibung mit den passenden Hashtags dazu, fertig. Authentizität ist das große Wort, selbst, wenn sie inszeniert ist.

Doch Merkel wird auf Instagram stets im besten Licht gezeigt, gut gelaunt und frisch geföhnt. Vor allem: Weder ein "Selfie" (geschweige denn ein "Belfie"), noch Fotos von ihrer berühmten Kartoffelsuppe oder zumindest dem Kantinenessen des Tages gibt es zu sehen - dabei gehören solche Fotos doch quasi zum Standard-Repertoire eines jeden Instagram-Nutzers. Ob Merkel damit Herzchen sammeln kann? Diese können nämlich immer dann per Klick von anderen Nutzern verteilt werden, wenn ihnen ein Bild gefällt. Bislang waren es aber vor allem die Nutzer mit dem Namen @cdu_hamburg, die Merkels Bilder nahezu durchgeliked haben.

Obama hat mehr als vier Millionen Follower

Allerdings: Bis Mittwochnachmittag waren auch erst 46 Bilder unter @bundeskanzlerin zu finden. Immerhin knapp über 1000 Follower zählte der Account da schon - und was nicht ist, kann ja noch werden. Vielleicht hat Barack Obama ja noch einige Instagram-Tipps für Merkel parat, schließlich hat der US-Präsident auf der Plattform mehr als vier Millionen Follower, was auch daran liegen dürfte, dass er sich teilweise vermeintlich privat gibt: Mal ist Obama hemdsärmelig beim Pizza essen zu sehen, dann wieder beim Geburtstagsdinner seiner Frau Michelle, die übrigens ebenfalls auf Instagram vertreten ist. Aber auch bei ihm gilt: Fotos nach nächtelangen Krisensitzungen und durchgearbeiteten Nächten sind nicht zu sehen, der "Einblick in die politische Arbeit" ist kein vollständiger. Und soll es wohl auch nicht sein.

Ungefiltert wollen sich Politiker in sozialen Medien inszenieren

Denn mit ihren Auftritten bei Instagram dürften sowohl Merkel als auch Obama denselben Zweck verfolgen: Möglichst ungefiltert wollen sie sich und ihre Botschaften platzieren und inszenieren. Das geht über soziale Medien wie Facebook, Twitter und Instagram besonders gut. Hier sind vor allem auch die jüngeren Wähler unterwegs, die über traditionelle Kanäle immer schwieriger zu erreichen sind.

Selbstverständlich ist es nicht die Kanzlerin selbst, die die Fotos auf Instagram veröffentlicht. Ein Team der Social-Media-Redaktion im Bundespresseamt kümmert sich um den Account. Vielleicht posten die Mitarbeiter ja demnächst doch noch ein paar Merkel-Selfies. Wie man mit den Selbstporträts zur Ikone werden kann, hat Kim Kardashian bereits bewiesen. Mit mehr als 35 Millionen Followern dürfte sie die erfolgreichste Instagram-Nutzerin sein. Sonja Álvarez

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