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ARD-Doku: ARD-Doku widmet sich Nazi-Opfern

Die Dokumentation "Acht Türken, ein Grieche und eine Polizistin" setzt sich mit dem Leben und dem Tod der Neonazi-Opfer auseinander. Und stellt schlampige Ermittlungen an den Pranger.

Es sind bewegende Bilder, die die ARD heute Abend dem Stereotyp von den „Döner-Morden“ entgegensetzt: der Blick ins Leben des Großhändlers Enver Simsek etwa, dessen Leben am 9. September 2000 an einem Blumenstand an einer hessischen Landstraße endete; oder in das von Mehmet Kubasik, dessen viel kleinerer Traum vom eigenen Laden sechs Jahre später in seinem Dortmunder Kiosk zu Ende ging. Die Dokumentation „Acht Türken, ein Grieche und eine Polizistin“ von Matthias Deiß, Eva Müller und Anne Kathrin Thüringer zeigt, wie verschieden die Leben der Opfer der Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) waren. Gleich war nur die Waffe, durch die alle starben.

Wer sind die Ermordeten – diese Frage beantwortet die Koproduktion von RBB, NDR und WDR zum Teil virtuos. Nicht zuletzt, indem der Film, aus dem drei Episoden am Freitag der Presse vorgestellt wurden, immer wieder den Blick in die Vergangenheit, die Zeit vor den Attentaten schweifen lässt. Es ist nicht zuletzt der Kontrast von Bildern aus glücklicheren Tagen zum tristen Jetzt der durch die Suche nach Tatmotiven im Umfeld der Opfer sichtbar traumatisierten Familien, der verstört.

So gibt der Film dann auch neben Klagen und Anklagen einer Episode viel Raum, die die Unfähigkeit der Ermittler ein weiteres Mal illustrieren soll. In Kurdistan erfahren die Journalisten, was zuvor zumindest in der deutschen Öffentlichkeit unbekannt war: dass Yunus Turgut, das vermeintlich fünfte Mordopfer, gar nicht tot ist, dass vielmehr sein Bruder Mehmet starb.

Das Landeskriminalamt Mecklenburg- Vorpommern dementierte noch am Freitag, nichts von der Verwechslung gewusst zu haben. Es bleibt die Frage, ob das Wissen um dieses offenbar nichtöffentliche Wissen die These des Films, der die Würde und Identität der einzelnen Opfer in den Mittelpunkt stellt, nicht noch bestärkt. Johannes Schneider

„Acht Türken, ein Grieche und eine Polizistin“, ARD, 22 Uhr 45

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