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AUGENringe: Wo Experten was zu sagen haben

Herzlich willkommen, Frau van Almsick! Die Medien-Kolumne zu Olympia.

Von Katrin Schulze

Die Frau hat Stil und sie hat manchmal auch ein erfrischend loses Mundwerk. „Herzlich willkommen in der Welt der Superstars“, sagte Franziska van Almsick in Richtung Paul Biedermann, als der seiner eigenen Form hinterherschwamm. Grazil-souverän sprach sie es ins Mikrofon der ARD und eröffnete den Experten-Wettkampf. ZDF-Kollege Christian Keller legte einen Tag später nach: „Wir sind hier nicht in der Bezirksliga!“

Wie bitte? Haben wir richtig gehört? Solch klare Worte sind wir von ehemaligen Sportlern, die sich jetzt vor die Kameras schieben, gar nicht gewohnt. Normalerweise stellen sie ihre Fernsehpräsenz mit jeder Plattitüde selbst infrage (Ausnahme: Mehmet Scholl). Doch die olympischen Experten wählen nicht nur klare Worte, sie sind auch klar in ihren Analysen. Zum Beispiel Ronny Ziesmer, der seit einem Trainingsunfall im Vorfeld der Olympischen Spiele 2004 querschnittgelähmt ist und die Turnwettkämpfe in London nun so sachlich und selbstbewusst kommentiert, dass der hauptberufliche ZDF-Reporter Christoph Hamm neben ihm wie die Randfigur wirkt.

Dank Ziesmer verstehen wir auf einmal den Tsukahara gestreckt und warum der Kreuzhang an den Ringen zuweilen so wacklig aussieht. Und wird Hamm zu überschwänglich, dann holt ihn Ronny Ziesmer eben mal schnell zurück auf den Reporter-Boden. Genauso macht es Hockey-Mann Philipp Crone mit Béla Réthy, immerhin der Kommentator des Fußball-EM-Finals. Für Crone aber noch lange kein Grund, Réthy beim Spiel der deutschen Männer gegen Belgien nicht zu korrigieren.

Ziemlich mutig sind sie, diese Olympia-Experten. Ihr Esprit ist ein Glück für die Zuschauer: Sie gehen schlauer aus der Übertragung als bei jedem Fußballspiel. Herzlich willkommen bei den Olympischen Spielen.

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